Simon Pfister arbeitete viele Jahre in der freien Wirtschaft und kehrte 2008 als Doktorand an die HSG zurück. Mittlerweile betreut er im Assessment eine BWL-Übungsgruppe. prisma durfte ihn in seinem Zuhause in Effretikon besuchen und kennenlernen.
Fast eine Stunde Zugfahrt dauert es bis ins traute Heim von Simon Pfister im Städtchen Effretikon zwischen Winterthur und Zürich. Für die Aussicht von seiner gemütlichen Dachwohnung, die er mit seiner Frau bewohnt, lohnt sich die lange Anfahrt jedoch auf jeden Fall: Gemütlich auf der Wohnzimmer-Couch sitzend sind die Berge fast zum Greifen nahe. «Besonders im Sommer auf dem Balkon mit Blick auf die Berge zu frühstücken ist wunderschön», schildert Pfister.
Dieser Bergblick ist für ihn ein «Muss», vielleicht deshalb, weil die Berge schon immer dazugehörten. Seine Wurzeln hat Pfister nämlich in einem kleinen Dorf mitten in den Schweizer Bergen. Ganz nah an der Natur, umgeben von Bergbauern, wuchs er auf, bis es ihn hinauszog in die weite Welt. Erst an die Universität St. Gallen, dann weg von der Schweiz, bis nach Hongkong. Aber am Ende führte sein Weg doch wieder zurück in die Heimat – und zurück an die HSG.
Die Pflanze und der Fernseher
Seit zwei Jahren ist er BWL-Lehrbeauftragter im Assessmentjahr und leitet eine BWL-Übungsgruppe. Tendenziell zieht er die Übungsgruppe vor, weil er enger mit den Studierenden zusammenarbeiten kann. Nebenbei drückt er auch selber als Doktorand noch einmal die Schulbank. Wenn er nicht gerade Vorlesungen hält oder Übungsgruppen leitet, ist er meistens im ACA-Institut zu finden. Genauer gesagt im dritten Stock, hoch über den Dächern von St. Gallen, gleich neben der Kaffeemaschine und nur zwei Schritte von der Dachterrasse – auch mit einer grandiosen Aussicht – entfernt. Hier fühlt er sich sichtlich wohl – nur ein paar Pflanzen fehlen noch, um ihn wunschlos glücklich zu machen. Die grünen Vertreter sind, neben den Bergen, seine zweite Leidenschaft – um die 30 Stück bevölkern seine Wohnung. Auch wenn er zugibt, dass eher seine Frau den grünen Daumen hat.
Der Wechsel zum Flachbild-Fernseher wurde nur deshalb noch nicht in Angriff genommen, weil auf dem Fernseher schon seit 20 Jahren eine prachtvolle Grünlilie haust. «Jetzt sind wir ein wenig beunruhigt, dass sie uns einen Standortwechsel doch ein wenig übel nehmen würde.» Also bleibt der antiquierte Fernseher – und das grüne Familienmitglied wächst glücklich weiter. Auf dem Balkon gibt es sogar einen kleinen persönlichen Gemüsegarten. Der Salat wächst selbst da, wo er eigentlich gar nicht wachsen sollte, nur die Peperoni streikt angesichts der Schweizer Temperaturen.
Geburtstagsgeschenke der besonderen Art
Nebst glücklichem Salat – und nicht ganz so glücklicher Peperoni – ist der Balkon auch die Heimat eines Geburtstagsgeschenkes der anderen Art. Zum 40. Geburtstag gab es gerade eine nagelneue Fotovoltaikzelle, die schon fleissig Strom produziert – an sonnigen Tagen bis zu einer Kilowattstunde. «Für eine Waschmaschinenwäsche reicht das schon», klärt uns Pfister auf. Simon Pfister ist sichtlich stolz auf sein kleines Kraftwerk – und er hat schon grosse Pläne für den nächsten Geburtstag. Im Moment kommen die Pfisters gut ohne Auto aus. Aber im nächsten Jahr soll es zum Geburtstag ein Elektroauto geben: Das Model X von Tesla, samt Probefahrt im Werk in Kalifornien. Vorausgesetzt, das Auto gibt es bis dann, ansonsten ist da ja immer noch der 42. Geburtstag. Bäume für Äthiopien
Das Nachhaltigkeits-Gen liegt in der Familie. Schon vor Jahren gründete seine Familie nach einem Urlaub in Äthiopien die Stiftung «Green Ethiopia». Die Organisation führt Aufforstungsprojekte im Hinterland des afrikanischen Staates durch. Mehrere Male im Jahr fliegt Pfister persönlich nach Äthiopien und überzeugt sich von den Fortschritten bestehender Projekte oder sucht neue Orte, an denen der Wassermangel die Landwirtschaft auf eigentlich fruchtbarem Boden unmöglich macht. Hier wird dann in enger Zusammenarbeit mit den «Locals» die vertrocknete Steppe in grüne Haine verwandelt: In Baumschulen werden Bäume vorgezogen und in der Trockenzeit werden Pflanzlöcher in den trockenen Boden der Hänge gegraben. Sobald es dann anfängt zu regnen, werden die Mini-Bäumchen eingepflanzt. Schon nach wenigen Jahren sind die kleinen Setzlinge zu stattlicher Grösse herangewachsen und schützen das Erdreich vor dem Austrocknen und vor Erosionen. Der Wassermangel geht dadurch stark zurück und im besten Fall sind sogar zwei Anbauperioden möglich.
Cevi-Vergangenheit
Bäume pflanzen und im Team Projekte umsetzen, Menschen helfen – das begeistert Simon Pfister schon sehr lange. Schon von Kindesalter an ist er aktiver Cevianer. Heute heisst das eher Grossveranstaltungen mitorganisieren als im Wald campen: «Ich bin ja eigentlich schon viel zu alt», meint er ganz pragmatisch. Die Seil-Strickleiter, die er für seinen Patensohn machen soll, kriegt er aber noch gut hin. Nur ob er das Hochklettern riskieren soll, weiss er nicht so genau. Auch seine Lobeshymne auf die Schweizer Cervelat trägt Spuren aus Cevi-Zeiten: «Cervelat ist super – man kann sie nämlich, wenn es mit dem Feuer mal nicht so klappt, auch einfach so essen.»
Das Cevi-Lager im Wald mag er zwar grösstenteils aufgegeben haben, aber viel frische Luft muss trotzdem sein – am liebsten mit Wanderschuhen oder auf Skiern. Schon als Kind ging es mittwochs mit Schneeanzug in die Schule, dann um zwölf in den Zug und ab auf die Piste. Dafür, dass Simon Pfister überzeugter Schweizer ist, geht es bei ihm Zuhause sehr international zu. Den Balkon schmückt eine afrikanische Pinguinfigur, Mandarinen und Getränke werden uns auf einem äthiopischen Beistelltisch serviert. «Den haben wir aber nicht selber mitgebracht. Wir hätten Zweifel gehabt, dass er den Transport übersteht.» Ein Neuzugang ist das tibetisch-buddhistische Meditationskissen. Das war ein Geschenk von einem buddhistischen Zentrum, für das er – auch wenn er christliche Wurzeln hat – manchmal arbeitet. «Sie meinten, ich wäre immer so schnell und sollte doch mal etwas langsamer machen. Also haben sie mir das Kissen geschenkt, was aber zugegebenermassen bis jetzt eher Dekoration ist.»
Herumgekommen
Ein sehr multinationales Zuhause hat Simon Pfister damit. Und von der Welt hat er schon viel gesehen. Während des Studiums verbrachte er ein Jahr im Silicon Valley: «Nach dem Westküsten- Slang dort muss schon einiges passieren, bis ich einen Amerikaner nicht mehr verstehe.» Surfen hat er auch ausprobiert – darüber hinaus ging es aber nicht. Das dauerte zu lange und es gab einfach zu viel andere interessante Dinge zu erleben. Später arbeitete er für IBM und für Karstadt-Quelle mit Kunden aus aller Welt. Seine Arbeit für TradeStone führte ihn dann vollends in den Fernen Osten: Für den Software-Hersteller baute er eine Niederlassung in Hongkong auf. Vor einigen Jahren wurde ihm die Arbeit in der freien Wirtschaft aber ein wenig eintönig. «Smart» zu arbeiten war zu wenig gefragt. Also entschloss Pfister sich, der Wirtschaft vorerst den Rücken zu kehren und eine Doktorandenstelle an der HSG anzunehmen.
Die Reiselust hat ihn aber trotzdem nicht verlassen. An den Wochenenden reist er immer noch gerne mit seiner Frau in der Weltgeschichte herum. Ein Traum für die Zukunft ist eine Reise nach Grönland – die Kälte schreckt ihn bei seinen Wurzeln natürlich nicht ab.
Erstmal wird Simon Pfister aber der Schweiz und der HSG treu bleiben, auch wenn er seine Doktorarbeit geschrieben und abgegeben hat. «Die Lehrtätigkeit möchte ich auch in Zukunft auf keinen Fall aufgeben. Ich geniesse sie sehr, ausserdem war ich immer schon stolz auf ‹meine Universität› und gebe gerne etwas von dem, was ich hier mitbekommen habe, zurück.»
Zu Simon Pfister
Geboren: 13.10.1972Hobbys: Skifahren und WandernLieblingslektüre: Never Eat Alone von Keith Ferrazzi und Tahl RazLieblingsfilm: Vorstellung Tesla Model X auf YouTubeLieblingsmusik: Gotthard