Jungunternehmer im Studium

Wie der HSG-Student Gabriel Hasler zum Brauereibesitzer wurde und dennoch nüchtern studieren kann.

An der Universität St. Gallen gibt es nicht wenige Studenten, die irgendwann im Leben selbstständig werden möchten – beruflich natürlich. Einige wenige drängt es bereits während oder sogar schon vor dem Studium dazu. Nicht nur Mut und Entschlossenheit, sondern auch Disziplin und Fleiss sind erforderlich, um ein Unternehmen zu gründen. Gabriel Hasler, Jungunternehmer und Student, begann schon früh seinen Traum von der eigenen Brauerei zu verwirklichen. Heute braut er mit seinen zwei Geschäftspartnern und Freunden köstliches Bier unter der Marke «Docteur Gab’s». Aus einer lustigen Freizeitbeschäftigung wurde ein ernsthaftes Unterfangen.

Die Geschichte

Eigentlich begann alles mit einem nicht ganz ernst gemeinten Geburtstagsgeschenk. Der damals sechzehn Jahre alte Gabriel staunte nicht schlecht, als er ein «Bierkit» auspacken durfte. Dieses Bierkit (gehopftes Malzextrakt, welches zum Bierbrauen in der heimischen Stube eingesetzt wird) war der ideale Einstieg, um erste Erfahrungen mit der Bierfermentation zu machen. Schon sechs Monate später wurden die ersten Flaschen abgefüllt und verkauft, und die Produktionsmenge wurde stetig ausgedehnt. Im Jahr darauf unternahm Gabriel mit seinen zwei Partnern eine «Bildungsreise» nach Belgien, um dort die örtlichen Braubetriebe zu besichtigen, Fachbücher zu lesen und Kontakt mit einem französischen Spezialisten für das Brauen in den eigenen vier Wänden zu knüpfen. Neue Rezepte wurden kreiert, der (Wissens-)Durst war nicht mehr zu stillen. Bald schon reichten der Platz der heimischen Garage und das einfache Arbeitsmaterial nicht mehr aus, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden und eine konstant hohe Qualität zu garantieren. Daher wurde im Jahre 2003 beschlossen, ein kleines Häuschen zu mieten und einen Kredit für nötige Investitionen aufzunehmen. Kontinuierlich konnte nun die Kleinstbrauerei verbessert werden, wodurch ein Mix aus professionellen Maschinenteilen einerseits und Hausbraukomponenten andererseits entstand. Im Jahr 2008 wurden so 10’000 Liter Bier hergestellt und restlos verkauft.

Das Sortiment besteht aus drei immer erhältlichen Grundbieren und wird durch saisonale Kreationen ergänzt, wie beispielsweise das Weihnachtsbier. Es werden ausschliesslich Hochfermentationsbiere gebraut, die sich als Nischenprodukte in Geschmack und Komplexität klar von den klassischen Lagerbieren abheben. Deshalb ist es auch nicht erstaunlich, dass etliche Whiskey- und Weinliebhaber zum festen Kundenstamm zählen. Doch auch in auserlesenen Bars, Restaurants und Spezialitätenläden in der Region Lausanne erfreut sich das Produkt grosser Beliebtheit.

Studieren?

In der Zwischenzeit wird mindestens einmal pro Monat gebraut, häufig auch mehr. Dies erfordert grosses Engagement und ist mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden, schliesslich muss daneben noch der IMT-Master gemeistert werden. So ist das ständige Pendeln zwischen Epalinges, wo Docteur Gab’s gebraut wird, und St. Gallen für Gabriel längst zur Normalität geworden. Während seines Austauschsemesters in Rom musste er alle zwei Wochen den Flieger nach Hause nehmen, um sicherzustellen, dass beim Brauen alles mit rechten Dingen zu- und herging. «Momentan arbeite ich ungefähr 30 % für die Brauerei, in der restlichen Zeit studiere ich, es ist ja nichts Ungewöhnliches für einen Studenten, ein bis zwei Tage nebenbei noch etwas zu tun», meint Gabriel, während er einen Schluck von seinem Bier geniesst. Das Hin- und Herreisen hat sogar positive Effekte, können so doch grössere Mengen des unter HSGlern stetig beliebter werdenden Erfrischungsgetränks transportiert und allen Schützengartenkritikern verkauft werden.

Grosse Pläne

Nach einem glanzvoll abgeschlossenen Studium möchte der Jungunternehmer dann zu 100 Prozent in das Biergeschäft einsteigen und sich voll und ganz seiner liebsten Beschäftigung, dem Brauen, widmen. Die konkreten Unternehmensziele für die nächsten Jahre wurden auch schon fixiert: «Anzustreben ist eine jährliche Mindestproduktion von 40’000 Litern, und dies möglichst schnell.» Denn das sei das Volumen, das es braucht, um den Bau einer komplett professionalisierten Brauerei zu realisieren.


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