Kochen von Athen bis nach Luzern

Der Liebe wegen von Athen in die Schweiz gezogen lebt der Koch und gebürtige Grieche Ilias Leivadaros seit zwei Jahren gemeinsam mit seiner Frau in Luzern. Er erzählt, wie der Neustart in der Schweiz für ihn ist.

Bohnensalat mit Mango und Chili

Trotz vieler Reisen durch Europa hatte Ilias nie den Plan, Griechenland einmal zu verlassen und im Ausland zu leben. Doch 2018 sollte sich alles ändern: Er und seine Frau mussten damals als frisch vermähltes Ehepaar eine Wahl treffen: «Wir mussten entscheiden, ob wir in Griechenland oder in der Schweiz leben wollen. Ein Umzug nach Athen kam für meine Frau aus beruflichen Gründen nicht in Frage, also zog ich in ihre Heimat nach Luzern.»

Koch aus Leidenschaft

«Kochen und Essen sind für mich Leidenschaft und insofern war der Beruf als Koch naheliegend». Bereits im Kindesalter schaute Ilias gerne in die Töpfe in der Küche seiner Grossmutter Eleni. Obschon seine Aufgabe damals zum Grossteil auf «Beobachtung» reduziert wurde und er nur selten helfen durfte, habe ihn diese Zeit langfristig geprägt. Als Griechin in Konstantinopel aufgewachsen brachte seine Grossmutter Ilias mit verschiedenen klassischen Gerichten aus ihrer Zeit in der Türkei in Kontakt und öffnete seine Augen für die Welt des Kochens. Von Hünkarbeğendi, einem Gericht aus Auberginenpüree, Zwiebeln und Rindfleisch, was zu Deutsch in etwa so viel heissen soll wie «der Sultan war entzückt», bis zu Tas Kebab, einem Fleischeintopf mit Kartoffeln, Zwiebel und Paprika. Auch gemeinsam mit seiner Mutter kochte Ilias unzählige Gerichte und erweiterte so auch durch sie sein Kochrepertoire. «Ich mag es, Zutaten auszuwählen und mit ihnen etwas Geschmackvolles zuzubereiten. Es ist für mich wichtig, dass Menschen Zugang zu gutem und gesundem Essen haben. Ich leiste meinen Beitrag dazu.»

Neustart in der Schweiz

«Eine interessante und beruhigende Erfahrung» – so beschreibt Ilias seinen ersten Einkauf von Lebensmitteln in der neuen Heimat Schweiz. Neu im Land und ohne jegliche Deutschkenntnisse gestaltete sich die Situation auf dem Schweizer Arbeitsmarkt nicht einfach: «Mir war klar, dass ich nur mit Englisch und Griechisch eingeschränkt sein würde, deshalb habe ich gleich angefangen Deutsch zu lernen.» Mit ausländischem Diplom und noch ohne Berufserfahrung in der Schweiz erwies sich der berufliche Einstieg schwierig. Als Anfang letzten Jahres die Corona-Pandemie die Welt aus den Angeln hob, verschlechterte sich auch Ilias‘ Aussicht auf eine Stelle weiter.

Die Idee

Bei seinem ersten Einkauf in der Schweiz merkte Ilias, dass die Vielfältigkeit der in der Schweiz verfügbaren Lebensmittel es ihm auch hierzulande erlaubt, Gerichte aus seiner Heimat zu kochen. Durch die prekäre Situation auf dem Arbeitsmarkt angespornt, entschied er sich, sein Hobby, die eigene Koch-Webseite die er seit 2015 betreibt und auf der er regelmässig seine eigenen Rezepte und Fotos veröffentlicht, zu seinem zwischenzeitlichen Beruf zu machen. Neue Rezepte und Fotos kamen dazu und er übersetzte gemeinsam mit seiner Frau die Webseite von Griechisch auf Deutsch. Ilias‘ neue Sprache sollte auch auf der Webseite sichtbar sein. Sein Ziel ist es, einfache Rezepte zu kreieren, für deren Zubereitung man keine speziellen Vorkenntnisse benötigt. «Der Zugang zu Rezepten sollte einfach sein. Jeder und jede sollte sich eine Anleitung beschaffen können, die ihr oder ihm hilft, ein gutes, gesundes und leckeres Essen zu kochen.» Ilias ist davon überzeugt, dass Rezepte Erinnerungen wecken, ein gutes Gefühl geben und Lust auf mehr machen sollten – «ein gutes Rezept muss glücklich machen.» Essen ist für ihn nicht bloss eine Notwendigkeit, sondern eng verbunden mit Leben, Gesundheit, Leidenschaft und Gemeinschaft – «Es bringt Menschen näher zusammen und macht das Leben interessanter».

Am besten zuhause

Covid hatte zwar drastische, negative Folgen für die Gastronomie und den Arbeitsmarkt, jedoch stieg auch das Bewusstsein der Menschen für gesunde, nachhaltige Ernährung. Gezwungenermassen kochte man wieder mehr in den eigenen vier Wänden und die Vorteile hausgemachter Speisen wurden seither von vielen wiederentdeckt, schätzen und lieben gelernt. Auch Ilias’ Webseite bekam dies in Form steigender Besucherzahlen zu spüren: «Meine Webseite bot offenbar Inspiration – die Besucherzahlen haben sich verdoppelt». Speziell für Studierende sei eine gesunde, ausgewogene Ernährung wichtig. Das richtige Mass an Proteinen, Kohlenhydraten, Ballaststoffen und Vitaminen sei nötig, um ausreichend Energie für das Studium aufbringen zu können. «Wenn es möglich ist, würde ich ihnen empfehlen, ihr Essen selber zuzubereiten – man weiss, was drin ist und wie es zubereitet wurde.»

Der liebe Parmesan und Foodtrucks

Auch im Privatleben dreht sich für Ilias viel um Essen. Das würde vermutlich auch sein Kater in Athen bestätigen, dessen Vorliebe für Parmesan ihm den Namen Reggiano eingebracht hat. Insbesondere Foodfestivals haben es Ilias angetan: «Man kann neue Trends und unbekannte Gerichte entdecken – gerade wenn es internationale Veranstaltungen sind, kann man sein Geschmacksrepertoire erweitern.» Abseits der Küche vertreibt er sich die Zeit gerne mit Kraftsport, aber auch Motorradfahren und Reisen zählen zu seinen Leidenschaften. Auch dabei verlässt ihn die Faszination fürs Kochen nie gänzlich. So möchte er zum Beispiel schon lange Japans Erlebnisküche und Fischmärkte besuchen. Vielleicht ist es genau diese Reiselust, die Ilias mit der Idee eines Foodtrucks liebäugeln lässt: «Die Idee des Foodtrucks mag ich, es ist eine Art «kleines Restaurant», dessen Chef man ist.» Besonders in der heutigen Situation ist ein Take-away für Studierende und Arbeitnehmende eine Überlegung wert. Als Koch eine Anstellung zu finden und vielleicht nebenbei mit einem Foodtruck die eigenen Rezepte in die Welt hinaustragen, das wäre sein aktueller beruflicher Traum – so oder so, Ilias freut sich auf seine kulinarische Zukunft in der Schweiz.

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