Neben der Legi haben auch die Master-Ergänzungsleistungen eine Politur erhalten. Neuerungen und Reaktionen – ein Rückblick.
Während der Grossteil der Studenten noch in der Sonne lag und die letzten freien Tage der Sommerferien genoss, mühten sich 189 neuangehende Master-Studenten mit Pflichtkursen des Bachelor-Studiums ab. Der Stundenplan war gepackt, eine Vorlesung jagte die nächste. Assessment-Grössen wie Rüegg-Stürm, Bieger und Schäfer vermittelten in Windeseile den Stoff der Pflichtfächer des Assessmentjahres sowie darüber hinausgehende Kompetenzen des weiteren Bachelor-Studiums. Und das alles in einer Woche.
Assessment-Jahr in einer Woche
Seit jeher müssen von anderen Universitäten kommende Studenten ein Zusatzprogramm absolvieren, bevor sie in den Master eintreten können, um die verpassten, an der HSG während des Bachelors vermittelten Inhalte nachzuholen. Dabei geht es primär um die während des Assessment-Jahres behandelten, interdisziplinären Grundlagen, durch welche sich die Universität St. Gallen von anderen Institutionen abhebt. Die fachlich fehlenden Zusatzauflagen galt es bisher in Form von Ergänzungsleistungen parallel zum regulären Master Studium zu absolvieren. Seit dem Herbstsemester 2015 ist dieses «Doppelstudium» jedoch passé: Die neu eingeführte Integrationswoche löst die ungeliebte Langzeitlösung ab. Kompakt in eine Woche gefasst werden die vorgängig im Selbststudium erarbeiteten Pflichtveranstaltungen repetiert und geprüft. Das Programm ist straff – von Gesellschaftsrecht, über finanzielle Führung, bis hin zur detaillierten Auseinandersetzung mit der «grünen Bibel» wird nichts ausgelassen. Gar eine Fallstudie mitsamt Präsentation ist mit von der Partie.
Schon am Freitag erhielten die ausgelaugten Studenten dann das Urteil über Bestehen oder Nichtbestehen. Wer besonders knapp an der benötigten 4 vorbeischlitterte, konnte mittels einer Mündlichprüfung einen letzten Versuch unternehmen, um das Blatt noch zu wenden. Rund 15 Prozent mussten jedoch trotzdem mit einem negativen Bescheid ins Wochenende gehen. «Mir persönlich war es überhaupt nicht klar, dass die Integrationswoche so schwer würde, dass die Inhalte so detailliert abgefragt würden und, um ehrlich zu sein, auch die Tatsache, dass man wirklich durchfallen kann», sagt ein Student aus diesen 15 Prozent.
Organisation verbesserungswürdig
Die Intention hinter der Reform stiess bei den Teilnehmern prinzipiell auf gutgestimmte Gemüter. Bezüglich der Organisation konnte sich jedoch kaum jemand ein positives Wort abringen – trotz Anfängerkulanz. «Man hat richtig gemerkt, dass es sich um ein Pilotprojekt handelte. Die Organisatoren erkundigten sich im Verlaufe der Woche immer wieder danach, wie es uns ging», bemerkte ein Teilnehmer halb beschwichtigend.
Hauptkritikpunkt stellte vor allem die Kommunikation dar, welche durchgehend als illusionsfördernd und lückenhaft beschrieben wurde. Abgesehen davon, dass der Schwierigkeitsgrad nicht richtig kommuniziert worden sei, wurden unter anderem auch die unterschiedlichen Voraussetzungen für die Studenten angeprangert, da einige beispielsweise noch bis Mitte August mit Bachelor-Prüfungen an ihrer vorherigen Uni beschäftigt waren und somit weniger Vorbereitungszeit zur Verfügung hatten. «Die Idee ist gut, die Organisation hat allerdings Verbesserungspotenzial», lautet das Fazit eines Studenten.
Sommer der Revolutionen
So neuartig diese Reform der Zulassungsleistungen auch sein mag, das wahrlich Revolutionäre am Ganzen liegt im Detail. Bei genauer Betrachtung des Prüfungsmerkblattes sticht nämlich eine nie dagewesene Absurdität sofort ins Auge: die Verwendung der TI-30-Serie wird nicht abschliessend aufgezählt, sondern lediglich empfohlen! Man glaubt es kaum, doch der erste Schritt zur Bekämpfung der Taschenrechner-Diskriminierung ist getan. What a time to be alive!