Sascha Spoun ist seit der ersten Woche an der Universität St. Gallen jedem ein Begriff. Bekannt für seine Lehrtätigkeit im Fach LWA zeichnete er aber auch mitverantwortlich für einen Grossteil der heutigen Studienstruktur. prisma hat sich mit ihm über seine Tätigkeit und sein Privatleben unterhalten.
Der Spätsommer führt uns in die Wohnung von Sascha Spoun am Rosenberg unweit der Uni. Ein Garten von saftigem Grün, mehrere über hundert Jahre alte Bäume und ein annähernd ebenso altes Haus erwarten uns am wohl idyllischsten Plätzchen St. Gallens. Hinter der reich verzierten Eingangstür und an der Fassade wurde seit dem Bau vor mehreren Jahrzehnten nichts verändert, wie uns der Professor später erklärt. «Hier oben hat man zudem einen tollen Blick über die ganze Stadt und kann gleichzeitig die Ruhe geniessen. Es ist wahrlich ein Refugium.» Bei dem warmen Wetter setzen wir uns also in den heimelig anmutenden Garten und bitten den allseits bekannten LWA-Dozenten zum Interview.
Ideen und ihre Verwirklichung
«Meine Kernaufgabe ist es eigentlich, Ideen zu deren Verwirklichung zu verhelfen», erklärt Sascha Spoun auf die Frage, was denn generell seine Tätigkeit sei. Momentan bezieht sich dies für ihn insbesondere auf die Gestaltung eines fruchtbaren Universitätslebens als Universitätspräsident in Lüneburg. So sollen beispielsweise den Studierenden die benötigten Methoden und Inhalte an die Hand gegeben werden, um ihre eigenen Gedanken und Ideen der wissenschaftlichen Gemeinschaft zugänglich und verständlich zu machen. Aber auch die Zusammenarbeit und der Ideenaustausch mit anderen Professoren liegt ihm am Herzen.
Dieser Einsatz für die Weiterentwicklung von Lehre und Forschung ist für Sascha Spoun jedoch nichts Neues. War er doch massgeblich an der Neuentwicklung des Studienkonzepts vor gut zehn Jahren beteiligt. Das damals geschaffene Drei-Säulen-Konzept der HSG sieht er auch heute noch als äusserst positive Entwicklung: «Sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene sehen wir heute einen guten Ertrag. Besonders bemerkenswert ist zudem, dass wir mit der Umstrukturierung dank des damaligen Rektors Peter Gomez bereits vor der Bologna-Reform begonnen haben.» Gerade die Möglichkeit im damals geschaffenen Kontextstudium, das für den Dozenten noch immer einen besonderen Reiz ausstrahlt, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, ermögliche ein hohes Verständnis nicht nur für Fachaufgaben, sondern auch für Entwicklungen in der Welt.
Bevor er allerdings mit der Neukonzeption der Lehre betraut wurde, durchlief er selbst seine Studienzeit in der Gallusstadt. «Ich fand damals sowohl die Menschen an der Universität St. Gallen als auch die gesetzten Themen und die bestehenden Möglichkeiten besonders interessant», erklärt Sascha Spoun auf die Frage nach seinem Weg an die HSG. Hier schloss er in Betriebswirtschaft ab und bekam auch die Möglichkeit zu doktorieren. Nebenbei engagierte er sich während zwei Jahren in der Studentenschaft, wo ihm vor allem die Verwirklichung von Anliegen seiner Kommilitonen am Herzen lag. Beim Abschluss in St. Gallen blieb es freilich nicht. Der heute 42-Jährige hat ebenfalls Politikwissenschaften studiert und sass dabei in Hörsälen auf der ganzen Welt, insbesondere in Paris und Michigan.
Reisen und doch gerne zuhause
Grosse Freude hat der Professor an seinem Wohnort in St. Gallen. «Gerade wenn man eine so öffentliche Position hat und Ideen zu verwirklichen sucht, von denen man erst Jahre später weiss, ob sie gut waren, ist eine qualitativ hochstehende Rückzugsmöglichkeit sehr wichtig.» Ebenfalls fasziniert ihn die jahrzehntelange Geschichte seines Hauses. Vom Textil- bis ins heutige Internetzeitalter steckt alles in den Mauern dieses Gebäudes. Die räumliche Nähe zur Uni ist schliesslich noch das praktische Element – und alles zusammen macht die Bleibe für ihn einzigartig.
Die Ruhe des Rosenbergs kommt Sascha Spoun schliesslich auch am Abend nach einem Arbeitstag sehr zugute. «Ich besitze eine grosse Sammlung Konzertaufnahmen verschiedener Komponisten.» Normalerweise legt er sich also erst etwas Musik auf und blättert in der Zeitung, um sich über das aktuelle Geschehen auf der Welt zu informieren. Damit betritt er augenblicklich eine andere Welt und gewinnt etwas Abstand zum gewöhnlichen Alltag, bevor er sich schliesslich das Abendessen zubereitet.
Ebendieser Alltag stellt sich auch seiner anderen Leidenschaft – dem Reisen – zwischendurch in den Weg. «Vor kurzem hatte ich eine Einladung nach Buenos Aires, musste dann aber wegen der vielen Termine leider absagen», erklärt uns der Reiseliebhaber. Häufig könne er aber die geschäftlichen Termine auch gut mit einem privaten Aufenthalt im Ausland verknüpfen, wie beispielsweise das Wochenende in Nizza, wo er sich erst kürzlich – mit Mietauto ausgerüstet – eine Auszeit an der Côte d’Azur gönnte.
Weiterentwicklung muss sein
Für die Zukunft sieht Sascha Spoun an der Universität St. Gallen noch einiges an Veränderungsmöglichkeiten und hat auch weitere Ideen, die zum einen auf seine Erfahrung mit anderen Studiensystemen zurückzuführen sind und zum anderen in seiner generellen Offenheit für Neues liegen. So kann er sich durchaus vorstellen, dass Kurse ausserhalb von Credit- oder Notendruck stattfinden werden. «Credits und Noten eigentlich nur der Leistungsüberprüfung. Kurse ohne diese Hilfen wären bei einer Verständigung auf gemeinsame Werte ohne Weiteres möglich.»
Dass die Uni bei ihm ganz weit oben auf der Interessenliste steht, erkennen wir auch, als wir ihm einen beliebig hohen Geldbetrag anbieten und ihn bitten, uns seine Verwendung dafür zu verraten. «Spenden Sie der HSG das C-Gebäude, damit wir die herrschende Platznot in den Griff bekommen können», meint er mit einem Augenzwinkern.
Zu guter Letzt wollten wir wissen, ob auch der Professor, der immer so abgeklärt wirkt, ab und an in eine peinliche Lage rutscht. Und tatsächlich: So unglaublich es klingen mag, auch der LWA-Dozent ist nicht gegen Pannen und Fehler bei Präsentationen gefeit. «Einmal fiel mir der ganze Computer vor einer Präsentation aus und gleichzeitig hatte ich auch noch einen Frosch im Hals. Die Leute starrten mich einfach nur an und ich konnte schlichtweg nicht reagieren», schildert Sascha Spoun den wohl peinlichsten Moment in seiner Karriere. So etwas könnte man schon fast als Balsam auf die Studentenseele bezeichnen.
Zur Person: Sascha Spoun
Geboren: 26. Januar 1969 in München
Hobbys: Reisen und Kunst
Lieblingsbuch: The Tipping Point
Lieblingsmusik: klassische Musik
Lieblingsessen: frische Früchte
Lieblingsort: ein Ort mit Aus- und Übersicht, zum Beispiel am Meer