Ein packender Spielfilm, der leider mehr Wahres als Fiktives enthält
Wo ein Wille ist, ist eine Waffe – das sagt der Protagonist, der Waffenhändler Yuri Orlov, als ein afrikanischer Diktator von ihm wissen will, wie er es geschafft hat, das Waffenembargo zu umgehen. Tatsächlich findet Orlov immer einen Weg, um Waffen dorthin zu transportieren, wo sie für schmutzige Kriege gebraucht werden. Der Spielfilm «Lord of War» erzählt den Weg Orlovs zum mächtigsten Waffenhändler der Welt und führt uns in die Praktiken dieser Branche ein.
Orlov arbeitet sich vom Sohn ukrainischer Einwanderer in den USA zum «Händler des Todes» hinauf, indem er dem Motto folgt: «Ich beliefere jede Armee, ausser die Heilsarmee». Nicolas Cage spielt Orlov als eine Person, die völlig wertfrei, dafür umso zynischer durchs Leben geht. Obwohl er mehrmals mit eigenen Augen sieht, welche schrecklichen Taten mit seinen Waffen verübt werden, sieht er keinen Grund, seinen Job zu wechseln. Was seine Kunden mit der Ware machen, sei nicht sein Ding und sowieso: würde er den Job nicht machen, dann würde eben jemand anderes die Welt mit Waffen beliefern.
Der Film bewegt vor allem durch diese abgebrühte Haltung, gepaart mit der Illusion von Orlov, dass man für Geld auch das Glück kaufen kann. Doch dieses Weltbild bekommt Risse: seine Frau und seine Familie wenden sich von ihm ab, was ihn berührt, aber seinen Blick aufs Geschäft nicht verändert. Wer auf ein Happy End mit einem geläuterten Orlov hofft, der wird enttäuscht. Auch am Schluss zeigt sich: Money and weapons make the world go around.
Der Film ist auch deshalb sehenswert, weil er leider mehr Wahres als Fiktives enthält. Die Person Orlovs ist inspiriert von verschiedenen realen Waffenhändlern, die mit schmutzigen Kriegen ein Vermögen machen. Der Russe Viktor Bout hat während Jahrzehnten zahlreiche Kriegsparteien mit Waffen versorgt, bis er 2010 an die USA ausgeliefert wurde. Aber der Film zeigt auch, dass der Waffenhandel manchmal von westlichen Regierungen gedeckt wird, wenn er ihren Interessen dient. Deshalb ist Lord of War auch ein Aufruf an uns, unsere Politiker regelmässig daran zu erinnern, dass das Gesetz die stärkste Waffe sein sollte.
Lord of WarErschienen 2005Regie: Andrew NiccolBesetzung: Nicolas Cage, Jared Leto, Ethan Hawke