Innere Ruhe schafft einen klaren Geist und hebt die Stimmung. Ob durch Meditation solch ein geistiger Zustand zu erreichen ist? Ein Selbstversuch.
Nur Sitzen. Trainieren der richtigen Haltung. Das ist die erste Übung, wenn es darum geht, sich der Zen-Meditation zu nähern. Sich hinzusetzen und nichts zu tun, kann nicht schwer sein, denkt sich der blauäugige Anfänger. So einfach ist es keineswegs. Am besten man nimmt ein paar Wolldecken, auf welchen eine möglichst bequeme Position gesucht wird. Dabei kniet man sich hin und platziert das Gesäss auf der gewählten Unterlage.
Ich hätte eigentlich den Schneidersitz erwartet und nicht diese halb kniende Positur. In dieser ungemütlichen Meditationsstellung versuche ich irgendwie, mir Komfort zu schaffen. Vergebens. Das Hin- und Herrücken trägt nicht dazu bei, die gesuchte Bequemlichkeit zu finden. Ich finde mich mit der Situation ab und sitze mehrere Minuten – die mir wie Stunden vorkommen – da und mache nichts. Mit solch einer Aktivität, welche die Klassifikation der absoluten Nutzlosigkeit verdient, habe ich in früheren Abschnitten meines Lebens bereits Erfahrungen machen können. Dazumal konnte ich aber immerhin eine viel angenehmere Körperhaltung wählen.
Der Weg zur emotionalen Balance
Zu früherer Zeit war die Beschäftigung der Meditation eine seltene im Westen zu findende Aktivität, die vor allem von esoterischen Phantasten ausgeübt wurde und somit ein einsames Nischendasein führte. Heutzutage lässt sich eine zunehmende Anzahl an Menschen beobachten, welche sich der Suche nach dem inneren Nichts hingeben. Es geht ihnen hierbei weniger um die Erfahrung der Metaphysik der Meditation, sondern mehr darum, eine Zuflucht vor der herrschenden Alltagshektik zu finden. Der Begriff der Meditation fasst hierbei eine grosse Vielfalt an Trainingsmethoden zusammen. Diese haben alle die Gemeinsamkeit, dass sie auf das bewusste Erblicken innerer Wesenszustände abzielen. Damit ist die unbekümmerte Wahrnehmung aller inneren und äusseren Sinneseindrücke wie Gedanken, Schmerzen, Erinnerungen oder anderen Reize gemeint. Diese sind weder positiv noch negativ zu bewerten. Das Ziel der Meditation ist somit keine Erkenntnis, sondern die emotionale Balance zu finden und einen wachen Geist zu schulen.
Mit bewusstem Atmen zur Phrenesie
Die zweite Übung besteht aus dem bewussten Atmen. Ich zähle beim Ausatmen. Dabei versuche ich auf zehn zu kommen. Wann immer jedoch mein Zählen von einem Gedanken unterbrochen wird, muss ich von vorne anfangen. Da ich ständig erfüllt von diversen Gedanken bin, fällt es mir ungemein schwer, abzuschalten und lediglich zu sein. Ausserdem tun mir langsam die Beine weh und ich werde zunehmend wahnsinnig vor Langeweile. Ich beende deshalb mein Intermezzo mit der Meditation und widme mich wieder dem unbewussten Nichtstun.
Bild: Flickr/Suzanne Schroeter