Bald wird das neue Präsidententeam der SHSG gekürt. Gelegenheit für den jetzigen Vorstand, Rückschau zu halten und Werbung zu machen für dieses Amt, das einmalige Erfahrungen neben dem Studium verspricht!
Als klar war, dass ich mein drittes und viertes Semester der Studentenschaft widmen würde, musste ich zunächst Aufklärungsarbeit in meinem Freundeskreis betreiben. Zwar hatte ich bereits in meinem ersten Jahr an der Universität in einem Projekt der SHSG mitgearbeitet, meine Entscheidung für das weitreichendere Amt als Vorstand rief aber doch verschiedenste Fragen hervor: Was machst du denn da den ganzen Tag? Wie willst du das mit deinem Studium verbinden? Und: Bekommen wir dich dann überhaupt noch zu Gesicht?
Diese Zweifel wurden angeheizt von der Aussicht, dass ich im Sommer bereits mehrere Wochen vor Semesterbeginn wieder in St. Gallen zurück sein müsste, um mich auf das kommende Jahr vorzubereiten. Die Büros in der Guisanstrasse 9 mussten bezogen, strategische Themen festgelegt und Aufgaben verteilt werden. Diese Eingewöhnungsphase war in unserem Fall besonders wichtig, da Präsident und Vorstandsteam sich noch kaum kannten und nicht alle bereits vorher in der SHSG gearbeitet hatten. Um beim Wechsel Kontinuität zu gewährleisten, wird der Vorstand dabei von einer festangestellten Assistenz unterstützt. Ausserdem bemühen sich die Altvorstände natürlich um eine saubere Übergabe ihrer Amtsgeschäfte. Denn: Wer ein Jahr lang intensiv an einem Projekt gearbeitet, ein bestimmtes Thema verfolgt oder anderweitige Aufgaben an der Spitze der Studentenschaft ausgeführt hat, der trennt sich nicht einfach so von diesen Dingen. Die SHSG mit ihren zahlreichen engagierten Mitarbeitern wächst einem ans Herz, wie kitschig das auch klingen mag.
Nach einer wirklich enormen Arbeitsbelastung in den ersten Wochen des Semesters und insbesondere in der Startwoche für die neuen Assessmentstudenten kehrt nach einiger Zeit ein gewisser Alltag ein. Vorstandssitzungen, Mails beantworten, Ressortarbeit – mit genügend Fokus ist dann auch noch der Besuch der ein oder anderen Vorlesung möglich. Und spricht man mit den übrigen Vorständen, ist eben dieser Ausgleich von Theorie und Praxis eines der am häufigsten genannten Argumente für ihr Engagement in der SHSG. Gelerntes anwenden und Ideen in Projekte umsetzen können, das trägt zur Motivation für das Amt als Vorstand bei. Einen Teil von seiner Energie muss man sich dann aber doch auch noch in die Lernphase mitnehmen, wo man die Amtsgeschäfte zwar zurückstellen kann, selbstverständlich aber gewisse Dinge aufzuholen hat. Nicht erst dann sieht man hoffentlich auch seine Freunde wieder regelmässig, ob nun zur Lerngruppe oder Kaffeepause.
Bei zahlreichen Anlässen an der Universität wie Antrittsvorlesungen, Versammlungen der verschiedenen Schools der HSG oder dem Dies Academicus, dem höchsten Feiertag unserer Alma Mater, sammelt man Eindrücke und knüpft Kontakte, die einem womöglich auch später noch weiterhelfen. Mein eigener Aufgabenbereich als Vorstand «Interessenvertretung» umfasste vor allem direkt studiumbezogene Themen. So war ich oft als Vermittlerin zwischen Studierenden und den verschiedenen universitären Stellen tätig, beispielsweise bei Angelegenheiten mit der Zulassungs- und Anrechnungsstelle. Des Weiteren brachte ich die Perspektive der Studierenden in verschiedenen Kommissionen wie zum Beispiel der Disziplinarkommission oder dem Projektlenkungsausschuss zur Assessmentstufenreform ein. Die Themen, die bei diesen Treffen diskutiert werden, sind durchwegs spannend und haben meist direkte Auswirkungen auf unseren universitären Alltag. Ein regelmässiger Termin für Vorstände ist ausserdem das Studentenparlament, dessen Mitglieder die von allen Studierenden gewählten Gremien- und Programmvertreter sind und dem Rede und Antwort zu den eigenen Aufgabenbereichen zu stehen ist. Wichtig ist auch das Thema Kommunikation. Neben Inhalten für die Website oder anderen Publikationen war ich für die Berichte aus der SHSG im prisma zuständig. Trotz aller Bescheidenheit möchte man natürlich auch, dass die Arbeit von den Studierenden wahrgenommen und, wenn möglich, geschätzt wird.
Von Anfang an waren wir begeistert, wie kooperativ Verwaltung und Professorenschaft sich uns gegenüber zeigten. In den verschiedenen Gremien bekam ich das Gefühl vermittelt, dass die Stimme der Studierenden nicht nur geduldet sondern tatsächlich ausdrücklich erwünscht ist. Natürlich gibt es Themen, die diskussionswürdig sind, wie die Erhöhung der Studiengebühren zum Frühjahrssemester 2012 oder die bisher bestehenden Zulassungsregelungen auf Masterstufe. Und oftmals dauert es an der Universität etwas länger, bis ein Thema auf dem Tisch ist oder ein bestimmtes Projekt umgesetzt wird. Aber man kann sich sicher sein, dass die eigene Arbeit einen echten Beitrag zu leisten vermag. Für den nächsten Vorstand heisst das natürlich zugleich dranbleiben, Fortschritte überprüfen und neue Ideen rechtzeitig einbringen.
Im letzten Jahr wurde die SHSG grundlegend umstrukturiert. Nicht nur die veränderte Zusammensetzung des Vorstands, sondern auch die Auslagerung diverser Projekte im Sinne der Mission der Studentenschaft hat uns beschäftigt. So konnte Platz für Neues geschaffen werden. Platz für den nächsten Vorstand mit jeder Menge Ideen und Willen zum Anpacken. Dass nicht nur ich das Jahr im Vorstand der Studentenschaft als absolut unvergessliche Zeit bezeichnen würde, zeigen die Antworten meiner Kollegen auf die Frage, was sie dem kommenden Team wünschen würden: «Genauso viel Spass, wie wir Tag für Tag hatten.»