«A la Carte Maps», das Start-up zweier HSG-Absolventen, kombiniert Stadtplan und Reiseführer zu einem kunstvollen Produkt, das Städtereisen innovativer machen soll.
Von Unternehmertum ist an der Universität St. Gallen oft die Rede. Mittlerweile existiert sogar eine Zusatzqualifikation «Entrepreneurship». Die Zahl der Studierenden, die während oder direkt nach dem Studium ein Start-up gründen, hält sich dennoch in Grenzen. Eine Ausnahme sind Yuan Yao (24) und Jan Gerber (28), die gemeinsam das Unternehmen «A la Carte Maps» gegründet haben. Ihr Geschäftsmodell besteht darin, traditionelle Stadtpläne und Reiseführer in einem kunstvollen Produkt zu vereinen. «Wir bieten unseren Kunden in der jeweiligen Stadt einen einheimischen Freund, der seine besten Tipps auf einem Stadtplan vermerkt», erklärt Yuan und präsentiert die Zürich-Map. Auf den ersten Blick sticht die bunte Gestaltung ins Auge und beim Auffalten spürt man ein für Landkarten ungewohnt festes Material: «Unsere Maps sind handlich und widerstandsfähig. Sie überstehen jeden Regenschauer.» Auf der Karte finden sich handgeschriebene Hinweise zu Bars, architektonischen Höhepunkten, Badegelegenheiten und vielem mehr.
Die Tipps, die es auf die Karte schaffen, werden von einem Einheimischen aus der jeweiligen Stadt zusammengestellt. Yuan erläutert: «Die local guides sind Freunde oder Freunde von Freunden von Jan und mir. Sie werden beauftragt, mit 15 bis 20 Leuten aus den verschiedensten Bereichen – z.B. Künstlern, Studenten oder auch Touristen – zu sprechen und so die besten Tipps zu sammeln.» Der Schwerpunkt liegt dabei auf Tipps «off the beaten track», die in normalen Reiseführern nicht zu finden sind. So sollen Städtereisen authentischer und zu einem echten Erlebnis werden. In Shanghai beispielsweise wird empfohlen, in einer chinesischen Uni-Mensa zu essen, und in Zürich wird verraten, wo der letzte Schwarz-Weiss-Fotoautomat der Schweiz steht. Auf die von den local guides gesammelten Tipps, die nicht auf der Karte vermerkt sind, kann der Map-Besitzer online zugreifen.
Die Idee zu A la Carte Maps kam Yuan und Jan beim Reisen. Beide haben schon über 50 Länder besucht und dabei stets die gleichen negativen Erfahrungen mit Reiseführern gemacht: «Wozu brauche ich 100 vermeintliche Insider-Tipps, wenn sich dort dann nur Touristen tummeln?» Zudem seien klassische Reiseführer schwer, unhandlich, langweilig und unpraktisch.
Für ihr Produkt haben Yuan und Jan eine eigene Zielgruppe definiert: die Flashpacker. Darunter verstehen sie Backpacker, die Städte nicht nur sehen, sondern so authentisch wie möglich erleben wollen – abseits des gewöhnlichen Touristenbetriebs. Kreativen Flashpackern bietet A la Carte Maps die Möglichkeit, mit Stift und mitgelieferten Aufklebern eine individuelle Map («Create your own City à la Carte») zu gestalten.
A la Carte Maps kosten 8.90 Euro und sind mittlerweile für 10 Städte erhältlich: London, Paris, Barcelona, München, Zürich, Wien, Schanghai, Tokio, Washington DC und New York. Mehr Infos unter: www.alacartemaps.com
«Das HSG-Studium war hilfreich»
Yuan Yao über ihre Erfahrungen als Start-up-Gründerin
Was lernt man bei der Gründung eines Start-ups?
Alles dauert doppelt so lange und kostet doppelt so viel, wie ursprünglich veranschlagt. In Vorlesungen und Seminaren an der Uni lässt sich eine Gründung theoretisch sehr gut nachvollziehen. In der Praxis stösst man dann aber auf Stolpersteine, mit denen man nie und nimmer gerechnet hätte.
Ein Beispiel?
Eines Nachts wurde unsere Homepage gehackt und es war nur noch ein springender Ball mit der Aufschrift «you have been hacked» zu sehen. Zum Glück hat unser Programmierer das verhältnismässig schnell wieder in den Griff bekommen.
Was ist für dich die grösste Herausforderung im eigenen Unternehmen?
Die Mitarbeiterführung! A la Carte Maps ist zwar ein kleines, aber mit local guides auf drei Kontinenten, der Produktion in China und dem Vertrieb in der Schweiz ein sehr internationales Unternehmen. Man muss die verschiedenen Vorstellungen von Pünktlichkeit und Zusammenarbeit verstehen lernen und unter einen Hut bringen. Gerade bei der Barcelona-Map mussten wir um die Einhaltung der ein oder anderen Deadline zittern.
Beurteilst du das HSG-Studium als gute Vorbereitung auf deine Aufgaben als Unternehmerin?
Das Studium in St. Gallen war sehr hilfreich. Die Inhalte der Management- und insbesondere auch der Rechtskurse kann ich immer wieder gebrauchen. Zudem bieten die studentischen Vereine und Initiativen die Gelegenheit, erste unternehmerische Erfahrungen zu sammeln.
Die Gründer
Jan Gerber hat sein HSG-Studium 2004 mit einem BWL-Bachelor abgeschlossen. Nach einem sechsmonatigen Aufenthalt in China folgte das Masterstudium in «Accounting and Finance» an der London School of Economics. Er absolvierte diverse Praktika, unter anderem bei Credit Suisse, UBS und McKinsey, und arbeitet mittlerweile als Projektleiter für das Beratungsunternehmen Oliver Wyman. Er besitzt einen schwarzen Gürtel in Taekwondo und spielt Klavier.
Yuan Yao hat im Herbst ihr HSG-Masterstudium der internationalen Beziehungen abgeschlossen. Auch ihren Bachelor hat sie in St. Gallen absolviert. Mittlerweile hat sie mit dem Doktoratsstudium begonnen und macht parallel dazu einen Master in Sinologie an der Universität Zürich. Neben ihrem Studium war sie als UNO-Jugenddelegierte der Schweiz engagiert und hielt 2005 eine Rede vor der UNO-Generalversammlung in New York. Sie ist ausgebildete Tanzlehrerin und spielt ebenfalls Klavier.