Profs privat: Peter Hettich

«Ein Glas Wein am Abend vor der Prüfung wäre manchmal auch nicht schlecht.»

An einem herrlichen, frühlingshaften Samstagmorgen fahren wir nach Zürich. Mit dem Tram nur fünf Minuten vom Hauptbahnhof entfernt wohnt der Professor für Öffentliches Wirtschaftsrecht, Herr Hettich. Im Treppenhaus begegnet uns eine junge Frau und meint, wir würden bereits erwartet. Die Freundin von Herrn Hettich ist während unseres Interviews offenbar lieber abwesend.

«Ich liebe Zürich»

Herr Hettich, geboren am 9. Oktober 1975, wuchs in Koblenz (Kanton Aargau) mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder auf. Studiert hat Herr Hettich in St. Gallen und New York, seit 2002 lebt er in Zürich, wo es ihm sehr gut gefällt: «Ich liebe Zürich.» In der jetzigen Wohnung, einer renovierten Altstadtwohnung mit hellen, grosszügigen Räumen und sehr vielen Fenstern, wohnen er und seine Freundin seit April 2008. Die Wohnung ist geschmackvoll eingerichtet: An den Wänden hängen grosse Bilder und (Kunst-)Fotografien. Herr Hettich verrät: «Die meisten Kunstwerke hat meine Freundin ausgewählt und gekauft.» Einige Werke hat das junge Paar aber auch zusammen erworben. Pflanzen gibt es dafür nur eine einzige, eine Plastik-Efeu-Pflanze auf dem Balkon.

33 Jahre jung

Mit 33 Jahren ist Herr Hettich wohl momentan der jüngste Professor an der HSG. Da drängt sich natürlich die Frage auf, ob der junge Mann überhaupt noch Freizeit und Hobbys hat neben der Arbeit an der Universität. In sportlicher Hinsicht hat Herr Hettich lange nichts gefunden, was ihn so richtig begeistern konnte. Mal versuchte er sich in Yoga, im Moment nimmt er am Uni-Sport-Golfkurs teil, was ihm zumindest zurzeit viel Spass macht. Ein grosses sportliches Talent habe er aber nicht, es fehle an der Balance, und musikalisch sei er ebenso wenig: Nach drei Jahren Trompete spielen habe er «aufgegeben». Herr Hettich liest bevorzugt «schlechte (Trash) Science Fictions, Krimis … es kommt immer darauf an, was man gerade macht». Am liebsten aber liest er Bücher von britischen Autoren (David Mitchell, Douglas Adams): «Sarkastische Bücher, ein bisschen schwarzer Humor – das gefällt mir!» Und welche DVDs werden bevorzugt? «Ich schaue meistens amerikanische Serien wie Lost, Dr. House und Ähnliches – mit meiner Freundin schaue ich manchmal Grey’s Anatomy.» Auf dem iPod sind z. B. Songs von Linkin Park oder OneRepublic.

«Professor ist ein Traumberuf»

Herr Hettich ist sehr zufrieden mit der Situation, wie sie momentan ist. Dass er bereits Professor ist, macht ihn auf eine gewisse Weise auch etwas stolz. «Eigentlich ist die Professur ein Traumberuf», meint er. Insofern hält er auch nichts davon, jetzt schon Pläne zu schmieden, was er in 10 oder 20 Jahren machen könnte: «Zuerst muss ich nun meine Habilitation zu Ende schreiben.» Wahrscheinlich bleibe er in Zürich, da ihm die Stadt so gut gefalle, und irgendwann – das habe noch lange Zeit – möchte er auch eine Familie gründen. Ansonsten meint er: «Es kommt halt so, wie’s kommt. Ich suche nicht nach einem anderen Job, im Moment habe ich meinen Traumberuf. Im Leben ergeben sich immer irgendwo wieder neue Chancen und Möglichkeiten.»

Auf die Frage, ob er irgendetwas in seinem Leben bereue, folgt erst mal langes Überlegen … Das Einzige, was er vielleicht bereue, sei, dass er als Kind nicht mutiger gewesen sei. Der kleine Peter ist «gut behütet» aufgewachsen, wie er selber sagt. «Wenn ich etwas bereuen würde, würde das ja bedeuten, dass ich etwas ändern möchte in meiner Vergangenheit. Und wenn sich etwas an meiner Vergangenheit ändern würde, wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin – ich bin aber sehr zufrieden mit meiner momentanen Situation, deshalb würde ich auch nichts ändern wollen», philosophiert der junge Professor.

Faszination Reisen

Anders als die bisherigen Profs im «Profs privat» hat er nichts Spezifisches im Leben, wovon er behaupten würde, es wäre seine absolute Leidenschaft: «Bisher gab es noch nichts, was seine Faszination nicht irgendwann verloren hat – ausser vielleicht das Reisen.» Tatsächlich hat Herr Hettich schon einige Orte und Länder dieser Erde besucht – mit Kollegen, mit der Freundin, aber auch mal alleine: «Ich finde alleine reisen eine schöne und interessante Erfahrung.»

Während der Kanti-Zeit haben er und drei Kollegen ein Auto gemietet und sind innerhalb von drei Wochen vom Osten der USA in den Westen gefahren: «Das war damals eine interessante Reise, aber heute würde ich das nicht mehr machen. In dieser kurzen Zeit konnten wir gar nicht all die vielfältigen Eindrücke verarbeiten. Ich habe Attraktionen wie den Grand Canyon nur noch zur Kenntnis genommen.» Herr Hettich war in Mexico, Venezuela, Prag, Budapest, Rom, Phuket, Südindien und an einigen anderen Orten – im Herbst ist eine Reise nach Argentinien geplant. Nur Australien «zieht» ihn gar nicht an: «Wegen den vielen giftigen Viechern.»

Diagonal lesen

Die eigenen Stärken sieht Peter Hettich in seiner Fähigkeit, effizient zu lesen, d. h. er kann gut «diagonal lesen» und einmal Gelesenes bleibt ihm – eine Fähigkeit, die ihm im Studium oft sehr von Nutzen war. Eine grosse Schwäche sei sein schlechtes Namens- und Gesichtsgedächtnis. Als Anwalt im Umgang mit Klienten sei dies teilweise ein nicht unerhebliches Problem.

Herr Hettich hat kein Lebensmotto. Das Leben sei zu komplex, um es auf ein Motto reduzieren zu können. Man dürfe sich einfach nicht verkrampfen und müsse ein gewisses Vertrauen zum Leben haben. Peter Hettich spricht diesbezüglich auch vom «Fluss der Ereignisse». Aber er weiss auch, dass man etwas tun muss, um seine Ziele zu erreichen. Ob er ein fleissiger Student gewesen sei? «Ja … ich glaube schon.»

In der Cafeteria «geduzt»

Wir möchten von dem Professor, der erst seit 1½ Jahren ein solcher ist, wissen, ob er im Alltag als Professor manchmal Probleme habe wegen seines doch noch sehr jungen Alters. Obwohl er manchmal in der Cafeteria «geduzt» wird, scheint sein Alter aber kein Problem zu sein: «Die Kollegen an der HSG sind sehr offen. Sie haben mich gut aufgenommen und nehmen mich ernst.» Das habe ihn sehr positiv überrascht und er sei auch dankbar dafür. «Meistens rückt das Alter in den Hintergrund, sobald das Gegenüber merkt, dass ich von den Dingen, über die ich rede, tatsächlich auch etwas verstehe … zumindest hoffe ich das», stellt Herr Hettich fest.

Natürlich wollen wir auch von Herrn Hettich wissen, welche Tipps er den Studierenden mitgeben möchte. Wir bereiten uns beide mental auf einen langen Katalog von Lern- und Lebenstipps vor, aber Peter Hettich lacht etwas überrascht und meint dann: «Ach, eigentlich weiss doch jeder selber, was für ihn am besten ist. Aber wenn Sie einen Tipp von mir möchten: Nicht länger als bis 18 Uhr abends lernen und dann ein Glas Wein trinken. Und ein Glas Wein am Abend vor der Prüfung wäre manchmal auch nicht schlecht.» In diesem Sinne: Zum Wohl!


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