Spotted
James Bond ist wahrlich nur ein Vorschüler im Vergleich zum Spotted-Team. Die Instruktionen für den Treffpunkt waren eindeutig: «Komm morgen um 14.07 Uhr in den 3. Stock im A-Gebäude vor die Aufzugstür. Wir kommen dort hin und fragen dich nach der Parole, sie lautet ‹Lineare Regression›.» Gesagt, getan. Im Folgenden findet Ihr das streng geheime Protokoll.
Wer steht hinter der Spotted-Seite?
Wir sind ein sehr kleines Team, alles HSG-Studierende in den tieferen Studienstufen. Über den Rest decke ich den Mantel des Schweigens.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Spotted zu starten? Hattet ihr ein Vorbild?Wir haben solche Seiten bei Universitäten in Grossbritannien und Deutschland gesehen. Wir fanden das Konzept interessant, haben die verschiedenen Aspekte zu Nachfrage und Nutzungsverhalten diskutiert und uns dann dafür entschieden, die Seite zu starten.
Glaubt ihr, dass die meisten Leute Spotted wirklich zum Kennenlernen verwenden?Hier an der HSG ist der Grossteil sicher als Scherz gemeint – viele Nachrichten sind humorvoll geschrieben. Nichtsdestotrotz sind auch immer wieder ernst gemeinte Nachrichten dabei.
Wie seht ihr euch selbst, beziehungsweise eure Rolle als Betreiber dieser Plattform?Wir haben richtig Spass an Spotted! Über kreative und lustige Posts lachen wir auch selbst. Und natürlich freuen wir uns, wenn wir dadurch zwei Menschen beim Kennenlernen helfen können.
Wie anonym seid ihr selbst? Wie viele eurer Freunde wissen Bescheid?Wir sind in der Tat sehr anonym: es weiss niemand ausser uns selbst. Das Gute daran ist, dass uns deshalb auch keiner nach Spotted fragt – es ahnt einfach niemand. Dadurch ist es gar nicht so schwierig, das Geheimnis zu bewahren.
Wie steht ihr zum bisherigen Erfolg von Spotted?Den finden wir natürlich super! Wir hätten nicht gedacht, dass das Konzept an der HSG so einschlägt. Und besonders motivierend ist es, dass die Seite von den Studierenden auch jetzt (nach der Prüfungsphase) noch weiter aktiv genutzt wird!
Postet ihr viel selbst, sei es aus humoristischen Gründen, oder um jemanden kennenzulernen?Fake-Posts gibt es keinen einzigen von uns, es kam alles originär von Nutzern der Plattform. Wir haben bisher noch niemanden gespotted, das liegt aber vor allem daran, dass sich noch keine gute Gelegenheit geboten hat.
Was würdet ihr nicht mehr posten? Wo ist für euch die Grenze der Geschmacklosigkeit? Müsst ihr viel filtern?Wir haben die Grenze schon sehr weit nach aussen verschoben. Viele Nachrichten sind natürlich sehr anzüglich – das macht aber auch den Humor der Seite aus. Manche sind aber weder kreativ noch lustig, sondern versuchen einfach, möglichst viele schmutzige Wörter aneinander zu reihen – diese filtern wir raus.
Wie steht ihr zu Verspottet?Finden wir geil! Die Verspottet-Betreiber müssen, so wie wir natürlich auch, darauf achten, dass die Posts nicht über eine gewisse Grenze hinausgehen. Aber die meisten Posts sind ironisch und wirklich lustig. Das Ziel beider Plattformen ist sicherlich, den Uni-Alltag ein bisschen aufzulockern.
Sind virtuelle und anonymisierte Plattformen wie Spotted «der Anfang vom Ende» der persönlichen Kommunikation zwischen Menschen?Nein, Spotted wird ja vor allem in solchen Situationen genutzt, indem persönliches Ansprechen nicht möglich wäre, sei es wegen Schüchternheit oder weil sich die Gelegenheit nicht bietet. Wir können also einerseits schüchternen Menschen ein bisschen Starthilfe geben, andererseits schaffen wir auch die Möglichkeit, verpasste Chancen noch nachzuholen.
Was war euer bisheriger Lieblingspost?Es gab da einen sehr lustigen, etwas «nerdigen» Spruch im Dezember, kurz nachdem wir Spotted gestartet haben: «I wish I was your derivative, so I could lie tangent to your curves».
Wie sehen eure Zukunftspläne für Spotted aus? Könnt ihr die Gerüchte kommentieren, denen zufolge Facebook an einer Übernahme interessiert ist?Was? Dann könnten wir uns teure Autos kaufen, das wäre super! Anscheinend gibt es schon ähnliche Netzwerke, die bereits kommerzialisiert sind. Von unserer Seite besteht daran aber kein Interesse, wir sind zufrieden, wenn es so weitergeht wie bisher.
Verspottet
Wenn man die anonymen Betreiber einer Plattform für anonymisierte Verhöhnung interviewen möchte, sollte man auf einige Dinge vorbereitet sein: Zum einen darauf, dass die Betreiber möglicherweise nicht bereit sind, ein persönliches Interview zu führen. Zur Wahrung ihrer Anonymität werden elektronische Kommunikationsmittel vorgezogen. Zum anderen sollte man damit rechnen, selbst verspottet zu werden.
Wer steht hinter der Verspottet-Seite? Wie würdet ihr euch selbst beschreiben?
Wir verspotten alle, die nicht in Erwägung ziehen, dass wir Uni-Mitarbeiter sein könnten. Wie soll man denn neben dem Studium Zeit für so etwas finden?
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Verspottet zu starten? Ist Verspottet eure Antwort auf das «Spotting-Phänomen»?Wir verspotten jeden, der offensichtliche Zusammenhänge nicht erkennt. Oder denkt, dass wir uns das Konzept selbst ausgedacht haben.
Wie steht ihr zu Spotted?Wir verspotten alle Seiten mit weniger Likes als unsere.
Wie anonym seid ihr selbst – wie viele eurer Freunde wissen Bescheid?Wir verspotten jeden, der glaubt, dass wir so eine Story für uns behalten könnten.
Was haltet ihr vom bisherigen Erfolg von Verspottet? Wodurch ist dieser eurer Meinung nach begründet?Wir verspotten jeden, der der Meinung ist, dass die dreieinhalb Likes auf unserer Page als Erfolg zu werten sind.
Wie seht ihr euch selbst in eurer Rolle als Hosts dieser Plattform?Wir verspotten diese Frage, bei der offenkundig ein «r» im Wort «Hosts» vergessen wurde.
Wie viel postet ihr selbst?Wir verspotten diejenigen, die auf die Idee kommen, wir würden irgendetwas selbst posten. Die Kreativität der Masse kennt doch nun wirklich keine Grenzen.
Posten mehr Männer oder mehr Frauen Verspottet-Nachrichten?Wir verspotten jegliche Genderdiskussion. Ob Männlein oder Weiblein, lästern können sie alle. Vor allem Frauen.
Welche Nachrichten würdet ihr nicht mehr posten? Wo ist für euch die Grenze?Wir verspotten alle Nachrichten, die unseren persönlichen Geschmack beleidigen und dementsprechend nicht veröffentlicht werden dürfen.
Eure Plattform bietet die Möglichkeit, anonymisiert andere Personen oder Personengruppen zu verhöhnen, ohne sich dafür selbst rechtfertigen zu müssen. Ist das nicht problematisch?Wir verspotten alle, die glauben, wir wüssten nicht um unsere Verantwortung und die potenzielle Sprengkraft unserer Seite.
Müsst ihr viel filtern?Wir verspotten viele Einsendungen derart, dass diese nie das Licht der Öffentlichkeit sehen werden. Insbesondere kryptische Nachrichten wie «mothafucking düüüüsis». Oder zu Flegelhaftes.
Sind virtuelle und anonymisierte Plattformen wie Spotted etc. «der Anfang vom Ende» der persönlichen Kommunikation zwischen Menschen?Wir verspotten alle, die nicht den Meilenstein in der Konfliktbewältigung durch unsere Seite erkennen.
Was war euer bisheriger Lieblingspost auf Verspottet?«Ich verspotte alle Assessis, die sich in den BWL-Übungsstunden so aufführen, als wären sie der CEO von Novartis und dabei über den gesunden Menschenverstand eines Brathuhns verfügen.»
Wie sehen eure Zukunftspläne für Verspottet aus? Stimmen die Gerüchte, dass Facebook Verspottet aufkaufen will?Wir verspotten alle, die nicht HSG-konform die Weltherrschaft anstreben.