Philipp Wellstein gibt im Interview mit der Studentenschaft einen Rückblick auf das vergangene Jahr – und wünscht dem neuen Vorstand viel Erfolg.
SHSG: Wie blickst du auf dein Ende Mai zu Ende gehendes Amtsjahr zurück?Viele positive Eindrücke bleiben mir. Ich habe am Ende meines Studiums an der HSG durch mein Amt einen ganz neuen Eindruck von der Universität St. Gallen erhalten. Dieses Jahr war intensiv, aber auch wirklich spannend und vielseitig.
Welche Erlebnisse sind dir am meisten in Erinnerung geblieben?Beispielsweise das Jubiläum der Zofingia zum 60-jährigen Bestehen, der HSG-Ball, die Erstsemesterparty, der Homecoming Event der Norwegischen HSG-Alumni, aber auch viele gute Gespräche mit Studierenden, Professoren und Verwaltungsangestellten.
Schauen wir etwas zurück. Gemeinsam mit Tobias, deinem Vizepräsidenten, bist du mit grossen Zielen angetreten. Eines davon war den HSG-Bachelor zu stärken? Was habt ihr hinsichtlich dieser Thematik erreicht?Auf unseren Antrag hin verabschiedete man qualitätssicherende Massnahmen für eintretende Studierende auf Masterstufe. Auch bei der Vergabe von Austauschplätzen auf Masterstufe wird man nicht mehr nur auf den Notenschnitt schauen – bei dem HSG-Bachelor Absolventen im Vergleich mit anderen Universitäten mit einer ungleichen Ausgangslage antreten – sondern man wird in Zukunft curriculare und aussercurriculare Erfahrungen ganz im Sinne der HSG-Tradition mitberücksichtigen. Es soll sich wieder lohnen an der HSG den Bachelor zu absolvieren und dies tut es wieder, gerade auch im Hinblick auf die Fortführung des Studiums auf Masterstufe!
Wie sieht es mit der Förderung des studentischen Engagements und den Vereinen aus? Was wurde hier erreicht?Ich persönlich habe mich um einen intensiven Austausch mit den Vereinspräsidenten bemüht und versuchte mich für die Bedürfnisse der Vereine einzusetzen. Wir haben den Akkreditierungsprozess vereinfacht und beschleunigt. Während des Semesters ist es so möglich geworden einen Verein innerhalb von rund zwei Wochen zu akkreditieren. Wir konnten über 18 Vereine neu akkreditieren, was völlig nachvollziehbar ist, wenn man die Zunahme der Studierendenzahl betrachtet. Unsere Devise war immer, diejenigen Studierenden zu fördern, welche sich hier und jetzt engagieren möchten. Ausserdem stehen den engagierten Studierenden und Vereinen zwei Fonds für die finanzielle Unterstützung zur Verfügung. Diese Möglichkeit wurde rege genutzt. Man kann sich übrigens auf unserer Website darüber ausführlich informieren.
Stichwort Website (http://www.myunisg.ch), da hat sich ja auch einiges getan.Ja, es ging natürlich insgesamt um die Kommunikation mit den Studierenden, welche wir überdenken mussten. Die neue Website mit nun durchschnittlich rund 4’000 Besuchern pro Tag bildet klar das Herzstück dabei.
Inwiefern habt ihr den angekündigten Wandel auch innerhalb der Studentenschaft umgesetzt?Gemeinsam haben wir eine Portfolio-Verschlankung vorgenommen, wir haben uns ganz nach der Mission der Studentenschaft orientiert und Projekte ausgelagert, welche eine Eigenständigkeit erlangt haben. Meiner Ansicht nach wird gerade der neue Vorstand wieder Möglichkeiten haben, neue Projekte umzusetzen. Eine wesentliche Rolle des Vorstands der Studentenschaft kann klar identifiziert werden: Der Vorstand soll vor allem auch Enabler sein!
Kommen wir zu einem unangenehmen Thema. Eine weitere Studiengebührenerhöhung steht zur Debatte. War das nicht vorhersehbar?Wenn man die politische Stimmung im Moment in der Schweiz und insbesondere im Kanton St. Gallen betrachtet, dann muss man leider feststellen, dass es im Moment offenbar gerade opportun scheint, die Studierenden erneutzur Kasse zu bitten. Eine gefährliche Entwicklung! Da wir aber an der HSG gerade eben eine erhebliche Erhöhung der Studiengebühren erlebt haben, ging man bis vor kurzem davon aus, dass das in nächster Zeit nicht mehr auf den Tisch kommt. Nun liegt wie aus dem Nichts der Vorschlag des Regierungsrats vor, der unter den gegebenen Umständen so nicht nachvollziehbar ist.
Was kann man deiner Meinung nach gegen eine Erhöhung tun?Wie bei den Stärkung des HSG-Bachelors muss man auf verschiedenen Ebenen nun tätig werden. Einerseits muss man die damit verbundene Problematik politisch ansprechen, dies ist die Aufgabe des Vorstands und des Studentenparlaments. Andererseits braucht es aber auch eine kritische Masse an Studierenden, welche dies so nicht akzeptieren möchten. Wenn es wieder einfach so hingenommen wird wie bereits vor einem Jahr, dann muss man sich auch keine Hoffnungen machen, dass eine Erhöhung verhindert werden kann.
Also Protest?Ich glaube nicht, dass es die Art der Studierenden der HSG ist zu protestieren, da gibt es effektivere und konstruktivere Wege – aber ausschliessen kann ich es auch nicht.
Was denkst du werden die Auswirkungen sein?Die negativen Auswirkungen werden auf verschiedene Weise bemerkbar werden. Vor allem das ehrenamtliche Engagement sehe ich wirklich wesentlich in Gefahr. Viele werden es sich nicht mehr leisten können, weil sie neben dem Studium je nachdem arbeiten werden müssen. Ich denke dabei beispielsweise an das prisma oder auch an das ISC. Zudem wird voraussichtlich weniger das interessensorientierte Studieren im Vordergrund stehen, sondern lediglich die Frage: Wie komme ich schnellstmöglich zu meinen Credits?
Noch zu dir persönlich: Gab es schwierige Momente und wie bist du ihnen begegnet?Ja, die gab es. Ich denke gerade in diesen schwierigen Situationen kann man viel lernen. Und selbstverständlich machte ich auch Fehler. Aber als Christ hilft es mir jeden Tag neu, meinen inneren Kompass mit einer Andacht und einem Gebet zu beginnen und jederzeit zu wissen – egal in welcher Situation ich auch sein mag – dass Gott mit mir ist. Das begeistert mich.
Wie sieht deine Zukunft aus?Nach dem Masterabschluss diesen Sommer werde ich noch rund sieben Monate Zivildienst absolvieren. Voraussichtlich werde ich dabei nach Bangladesch gehen können und bei einer NGO Entwicklungsarbeit leisten. Was danach kommt weiss ich noch nicht. Vielleicht werde ich mich tatsächlich noch als Linienpilot bewerben, vielleicht jedoch gehe ich aber auch in die Politik und setze mich für die Abschaffung der Studiengebühren ein (lacht). Nein, im Ernst ich werde mir nun noch etwas Zeit lassen und dann nach meinem Zivildienst entscheiden. Generell denke ich, dass es sich lohnt, sich wirklich nach einem Studium zu orientieren und verschiedene Optionen zu prüfen und nicht einfach den erstbesten Job zu nehmen, der gerade angeboten wird.
Was möchtest du deinen Mitstudierenden zum Abschluss mitgeben?Ein herzliches Dankeschön für das mir gegebene Vertrauen und für die vielen schönen Begegnungen und Erinnerungen an dieses Amtsjahr. Ein besonderes Dankeschön gilt natürlich am Schluss dem Vorstand und Tobias für den grossartigen und vielseitigen Einsatz. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.