«Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – Ein Video mehr als tausend Fragebögen.» So lautet der Slogan des St. Galler Start-Ups «SympMe». Statt wie auf herkömmlichen Dating-Plattformen unzählige 1–10er-Skalen auszufüllen, sollen Nutzer in einem Video ein paar zufällige Fragen beantworten – und so selbst zeigen, wie spontan, humorvoll oder attraktiv sie sind.
Das Prinzip ist einfach: Ein Smartphone vorausgesetzt, meldet man sich mithilfe der App an, beantwortet die eingeblendeten Fragen auf einem selbsterstellten Video und füllt schliesslich noch ein paar kurze Profilangaben aus. Sogleich wird das Video anderen Nutzern vorgeschlagen, die bei Gefallen mit Hilfe des Buttons «sympathisch» eine Art «Like» senden können. Sagt einem das Video beziehungsweise Profil des anderen ebenfalls zu, so kann man sein Interesse bekunden und in einen Chat einsteigen. Im gegenteiligen Fall wird der Nutzer für zukünftige Anfragen blockiert.
Die Erfinder der App – die drei ehemaligen Studenten Christian, Martin und David – waren schon länger auf der Suche nach einem Geschäftsmodell, das Videos beinhaltete, hatten jedoch bis zum Frühjahr noch keine zündende Idee. «Schliesslich wurde uns klar: Für Dating sind Videos ideal!», so Christian, mit dem sich prisma zu einem Gespräch getroffen hat. «Vorher gab es eigentlich zwei Arten von Dating-Plattformen: Zum einen die seriösen Portale, die man auch aus diversen Fernsehwerbungen kennt. Hier ist aus unserer Sicht das Problem, dass der Nutzer ewig Zeit mit der Erstellung seines Profils und der Beantwortung abstrakter Fragen verbringt, die im Endeffekt wenig aussagen. Klar, man schätzt sich selbst vielleicht als relativ spontan, also ‹fünf von zehn›, ein. Aber für einen anderen Nutzer ist dieselbe Spontaneität vielleicht nur eine Drei.» Zudem gebe es auf diesen Plattformen viele Fake-Profile. Die Alternative seien zum anderen Seiten wie «Hot or Not», wo man oberflächlich durch Bilder und Profile scrollt und eine schnelle Schwarz-Weiss-Entscheidung fällt. «Aber wer findet hier den Partner für eine echte Beziehung? Deswegen wollten wir es wie im Alltag machen. Da lernt man jemanden kennen und entscheidet in den ersten zwei Minuten, ob es sich um einen potenziellen Partner handelt, und zwar auf Basis von umfassenden Faktoren wie zum Beispiel Mimik, Gestik, Stimme und der sonstigen Ausstrahlung.»
Eine zweite USP, neben oben genannter Alltagsnähe, soll nach den Plänen der drei der Datenschutz sein. So gebe es neben der allgemeinen Problematik mit Facebook und Co. auch immer wieder Stalker-Fälle. «Uns ist klar, dass Videos etwas sehr Persönliches sind», so Christian. Daher würden alle Daten verschlüsselt auf Microsoft-Servern gespeichert und so vor externem Zugriff geschützt. Auf der Anwenderebene gibt es zudem umfangreiche Blockier- und Report-Funktionen, im Zweifelsfall kann man das eigene Profil deaktivieren oder ganz löschen. «Natürlich fragen die Leute, wie wir uns finanzieren, wenn nicht über Datenvermarktung.» Nachdem die App eine kritische Schwelle von etwa 1’000 Nutzern erreicht hat, werden neue Nutzer ein Abo erwerben müssen, das sich im Bereich von wenigen Franken bewegt. «Das mag auf den ersten Blick abschrecken. Unsere Marketing-Strategie sieht jedoch vor, den Nutzern den Gegenwert aufzuzeigen. Einige Franken, das entspricht zwei Colas in der Mensa. Ich denke, so viel sollten einem eine seriöse Dating-Plattform und der Datenschutz wert sein.» Ferner wird auch auf der Ausgabenseite gespart: Momentan müssen die drei etwa dank einer Start-Up-Förderung von Microsoft für ihre Server noch nichts bezahlen. Gleichzeitig hegen die von der Stiftung Startfeld geförderten Studierenden bereits erste Expansionspläne: «Nahe liegt natürlich das deutschsprachige Ausland. Allerdings lassen wir es eher langsam angehen und wollen zunächst im lokalen Markt wachsen. Denn nachhaltige Nutzerzahlen erreichen wir natürlich nur, wenn genug Menschen aus derselben Gegend angemeldet sind.»