«Ich werde eine Stelle in einer Bank annehmen, falls mein Traum nicht klappt.»
Für «Student privat» habe ich einen Studenten aus dem Tessin gesucht – und gefunden. Sein Name ist Andrea Canonica, er ist 21 Jahre alt und studiert VWL im fünften Semester. In Zukunft soll er die Geschicke des Tessiner Vereins – kurz SGOC – leiten, aber dazu kommen wir noch. Zuerst wollen wir diesen Andrea etwas kennen lernen. Er spricht sehr gut Deutsch – mit dem typischen Tessiner Akzent natürlich. Er erzählt mir, wie es für ihn war, als Tessiner in den Deutschschweiz Fuss zu fassen. Zu Beginn fiel es ihm schwer, Leute kennen zu lernen, da er selbst zurückhaltend sei. Er hat gemerkt, dass man eben nur aktiv auf die Leute zugehen muss. Die meisten Leute seien freundlich und nett. Sprachlich war es für ihn ebenfalls nicht leicht, obwohl er sehr gut Deutsch kann. Noch heute hat er teilweise Schwierigkeiten mit der Alltagssprache, z. B. beim Lesen einer Menukarte in einem Restaurant. Die Fachsprache hingegen sei selten ein Problem, man ist ihr schliesslich tagtäglich ausgesetzt. Mit dem Schweizerdeutsch der Kommilitonen hat er weniger Schwierigkeiten als man vielleicht annehmen würde – er hat im Militärdienst gelernt, die Deutschschweizer zu verstehen.
Wegen hübscher Kollegin an HSG gekommen
Warum er eigentlich an die HSG gekommen sei, frage ich ihn. Nun er wusste nie recht, was er machen wollte. Die Noten haben gereicht, um schliesslich im «Liceo» – d. h. im Gymnasium – zu landen. Mit dem Schwerpunkt Mathematik hatte er aus seiner Sicht zwei Optionen, entweder Wirtschaft oder Mathematik. Der Entscheid fiel dann relativ spontan. Eine hübsche Kollegin beeinflusste ihn nicht unwesentlich, nach St. Gallen zu gehen, schwärmt er mir vor. Inzwischen interessiere er sich besonders für «Finance».
St. Galler Wetter ist ideal zum Studieren
Zu meinem Erstaunen erklärt er mir, dass ihn – einen sonnenverwöhnten Tessiner – das Wetter hier kaum störe; es sei ideal zum Studieren. Er könne ja übers Wochenende im Tessin «Sonne tanken» gehen, so kann er sich wenigstens unter der Woche voll auf das Studium konzentrieren. Auch St. Gallen selbst gefällt ihm gut – klar würde eine grössere Stadt wie Zürich mehr Möglichkeiten bieten, aber für die Ansprüche eines Studenten sei St. Gallen ausreichend gross. Grundsätzlich ist er mit dem Studium an der HSG sehr zufrieden – etwas weniger Kontextstudium, dafür etwas mehr Fachstudium würde er jedoch vorziehen.
Mit Kollegen in Kalifornien ein Start-Up gründen
In seiner Freizeit spielt Andrea Tennis und Gitarre. In seinem Zimmer stehen sowohl eine elektrische als auch eine akustische Gitarre. Seine Hobbys braucht er als Ausgleich zum Studium. Besonders wichtig ist ihm der Tessiner Verein. Sie haben wöchentlich einen Stamm, um sich auszutauschen. Zudem organisieren sie verschiedene Anlässe wie Abendessen, Go-Kart-Rennen oder Paintball. Am SGOC besonders ist jedoch, dass sie ein eigenes Alumnisystem besitzen. Die «Golliardi», wie sie genannt werden, stehen in aktivem Kontakt mit den Studenten und unterstützen den Verein finanziell. Der Verein dient den Tessinern als Networking-Plattform, die beim Einstieg in die Berufswelt Unterstützung leistet. Andrea kandidiert als neuer Präsident des Vereins und möchte diese Zusammenarbeit mit den Golliardi noch weiter verbessern, so dass sich die Studenten und Golliardi noch besser austauschen können, am besten anlässlich eines Abendessens.
Abschliessen möchte Andrea die HSG mit dem Master in Banking and Finance. Sein Traum ist jedoch, mit Kollegen im sonnigen Kalifornien ein Start-Up zu gründen und dann richtig Geld zu verdienen. Momentan sucht er noch einige mutige Freunde, die ein solches Projekt unterstützen. Er ist jedoch realistisch und erklärt, dass er eine Stelle in einer Bank annehmen werde, falls sein Traum nicht klappt.