Sündenpfuhl oder Taufbecken?

Ein Blick hinter die Fassade des Ritalin-, Drogen- und Alkoholkonsums an der HSG.

Jeder vierte amerikanische Student und jeder fünfte Professor nimmt laut eines ZEIT-Artikels Ritalin, um seine Leistungsfähigkeit zu steigern. Die Zahlen sind erschreckend hoch und erinnern eher an eine Dopingstudie aus dem Radsport als an eine Untersuchung im universitären Umfeld. Wie aber sieht die Rate an der HSG aus, einer Wirtschaftsuni, die Effizienzsteigerung von Haus aus begrüsst?

Das Ergebnis stimmt positiv. Nach Auswertung der prisma-Umfrage ergab sich, dass an der HSG lediglich 3.1 Prozent der befragten Studenten (Anm. d. Red.: 32 positive Antworten bei 1025 Befragten) Ritalin zur Leistungssteigerung nehmen oder dies zumindest zugeben. Ganz augenscheinlich hat sich der Trend zum pharmazeutischen Leistungsschub in der Ostschweiz noch nicht durchgesetzt. Dafür vertrauen 81 Prozent der HSG-Studierenden auf altbewährte Mittel wie Kaffee und Tabak. Dabei waren die Deutschen mit 85 Prozent Zustimmung in dieser Kategorie leicht überdurchschnittlich vertreten (Schweizer: 80.5 Prozent Zustimmung).

Die Schweiz, die Niederlande des Hochgebirges

Geht es jedoch um den Konsum von Marihuana, Ecstasy, Pilzen, oder Amphetaminen, so haben die Schweizer die Nase vorn: Über 50 Prozent haben einmal davon probiert, bei den Deutschen sind es 43.7 Prozent. Dieser Trend lässt sich mit ziemlicher Sicherheit auf die Schweizer Haltung zum Thema Cannabis zurückführen. Während die Grünen in Deutschland noch Ende der 90er-, Anfang der 00er-Jahre lauthals «Gebt den Hanf frei!» forderten, wurden in der Schweiz munter die so genannten «Duftsäckchen» legal unters Volk gebracht. Ganz nach dem Motto «Was meine Kuh frisst, kann ich schon lange rauchen» landete so manches Duftsäckchen in einer mit umgekehrtem Luftstrom funktionierenden Miniaturform des Alphorns. Das hatte auch Auswirkungen auf den Cannabiskonsum der Schweizer Jugendlichen. Laut der Sucht-Info Schweiz gaben 2007 circa 30 Prozent der Schweizer Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren an, bereits Cannabis konsumiert zu haben. Im Vergleich dazu waren es in Deutschland in der Altersgruppe zwischen 12 und 17 nur 11.9 Prozent.

Was dem Schweizer sein Hanf, ist dem Deutschen sein Alk

Ganz anders verhält es sich jedoch in Bezug auf den Alkoholkonsum. Während hier lediglich 11.2 Prozent der Schweizer Studierenden angaben, vier bis sechs Mal die Woche beziehungsweise täglich Alkohol zu konsumieren, war es bei den Deutschen schon fast jeder fünfte Studierende (18.3 Prozent). Dieser Trend schlägt sich auch auf den Einzelkonsum nieder: So sind die Deutschen in jeder Kategorie von Bier, Wein, Shots bis hin zu den Longdrinks führend. Lediglich bei den Cocktails machen die Schweizer Studierenden wieder Boden gut und überholen die Deutschen erstmals mit ihrer Präferenzangabe. Der typische deutsche Studierende ist in Bezug auf den Alkohol also nicht sonderlich wählerisch – Hauptsache Promille.

Übertroffen wird der deutsche Durst nach Alkohol lediglich durch die Mitglieder der Verbindungen. Diese liegen mit 22 Prozent (15 von 68 Befragten) ganze 3 Prozent höher als die Deutschen und ganze 10 Prozent über dem Universitätsschnitt von 11.9 Prozent in dieser Kategorie. Natürlich muss man hier auch bedenken, dass in den Verbindungen so mancher Deutsche den Bierdurst überproportional nach oben treibt. Nichtsdestotrotz bleibt der Konsum in den Verbindungen hoch – was aber niemanden sonderlich überraschen dürfte. Schliesslich muss sich der erhöhte Input im Rahmen der unterschiedlichen wöchentlichen Stämme irgendwie auf der Outputseite bemerkbar machen.

Trotz der teilweise hohen Prozentwerte müssen wir uns wohl an der HSG keine Sorgen machen, obwohl so mancher Studierende neben seinem B.A. HSG auch eine extracurriculäre Zusatzausbildung im inoffiziellen Studiengang Spirituosenverköstigung erwirbt. Bei allem Spass bleibt aber kein Trinkgelage ohne Folgen. Ein drastisches Beispiel hierfür bieten wieder die USA, wo laut FAZ das «National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism» jährlich circa 1’700 Todesopfer als Ergebnis von exzessiven Trinkgelagen auf dem Universitätscampus verzeichnet.


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