Die HSG als öffentliche Institution will St. Gallen in Flüchtlingsfragen unterstützen und hat die «Taskforce Migration» ins Leben gerufen.
Über 50 Millionen Menschen sind zur Zeit auf der Flucht. Wenn auch die grossen Flüchtlingsströme in die Schweiz bisher ausgeblieben sind: Bund und Kantone sind gefordert und müssen für grosse Migrationswellen gerüstet sein. Der Kanton St.Gallen nimmt derzeit wöchentlich über 60 Flüchtlinge auf und rekrutiert Hunderte von Zivilschutzplätzen, um so den Bund zu unterstützen.
Auch die Universität St. Gallen will hier als kantonale Institution einen Beitrag leisten, schliesslich hat dies Tradition an unserer Alma mater: Im Zweiten Weltkrieg kamen Flüchtlinge, unter anderem aus Polen, an die HSG, 1956 aus Ungarn, 1968 aus der Tschechoslowakei.
Ende September hat das Rektorat der HSG deshalb die Taskforce Migration ins Leben gerufen, mit dem Bestreben, Stadt und Kanton in ihren Aufgaben zu unterstützen. «Wir wollen als Taskforce Migration eine zentrale Anlaufstelle sein, die Informationen intern und extern weitergibt, Angebote koordiniert und als Ansprechstelle für Kanton, Zivilgesellschaft und universitätsinternen Anspruchsgruppen fungiert», sagt Sebastian Bekemeier, Leiter des Projektbüros.
Interne und externe Drehscheibe
Es sei an der Uni offensichtlich ein präsentes Thema mit Handlungsbedarf, sagt Bekemeier. Viele Professoren und Studenten hätten schon nachgefragt, wie man sinnvoll helfen könne. «Hier wollen wir eine Drehscheibenfunktion wahrnehmen.» Die Taskforce Migration dient als Stelle zur Klärung des jeweiligen Hilfsbedarfs und in enger Abstimmung mit den kantonalen Behörden und Institutionen als Ansprechstelle für Fragen zur Flüchtlings- und Migrationsproblematik.
Wollen zum Beispiel mehrere Studenten Sprachkurse für Flüchtlinge anbieten, kann die Taskforce vermitteln und dabei helfen, diese Kurse systematisch zu koordinieren. Auch für Aktionen wie das Fussballturnier von Docnet und SHSG (siehe auch Seite 39) kann die Taskforce als erste Anlaufstelle dienen. «Wir kümmern uns auch um Tätigkeiten ohne direkten Bezug zu den Kernaufgaben der HSG», sagt Bekemeier.
Gleichzeitig wolle man aber auch abklären, wie und in welcher Form Flüchtlinge an der HSG studieren könnten. Das seien vor allem rechtliche Fragen, aber auch Aspekte der Finanzierung. Zudem plane man für das Frühlingssemester öffentliche Vorlesungen. «Wir haben schliesslich auch einen Informationsauftrag gegenüber der Zivilgesellschaft.»
Informationsauftrag wahrnehmen
«Es ist eine grosse Hilfsbereitschaft vorhanden bei Professoren und Studenten», an diese wolle die Taskforce anknüpfen. Momentan sei man noch viel mit Aufbautätigkeiten und der Koordination mit Behörden und Flüchtlingszentren beschäftigt. «Wir müssen zunächst einmal klären, inwiefern wir als Universität sinnvoll etwas beitragen können», sagt Bekemeier. Auch langfristige Fragen sollen an der Universität diskutiert werden, etwa wie man in diesem Feld forschen könne. Schliesslich gehe man davon aus, dass dies keine Thematik sei, die in einem halben Jahr erledigt sein wird. «Als öffentliche Institution des Kantons gehört es zum Grundauftrag der Universität, sich in dieser Sache einzubringen», sagt Bekemeier. So ist die Taskforce auch abgestützt durch Professoren und Rektorat: Die Professoren Christoph Frei und Günter Müller-Stewens leiten die Taskforce, Ulrike Landfester ist als zuständiges Rektoratsmitglied involviert.
Bild: Docnet