Überangebotenes Überangebot

Vereine wollen ihre Events bewerben, Studenten ihre Gebrauchtgegenstände verkaufen. Verschiedene Plattformen schaffen hier Abhilfe – aber wird es auch wirklich übersichtlicher?

Unsere Newsfeeds explodieren täglich. Podiumsdiskussion im Audimax, Get-together im Adhoc, Company Dinner, X-Days, Y-Days, Z-Days: Rund um die HSG herrscht ein Überangebot an Events für und von Studenten. Zahlreiche Hilfsmittel wie der SHSG-Vereinskalender oder Sharing is Caring versuchen hier, Licht in den verwirrenden Veranstaltungsdschungel zu bringen – und führen damit genau zum Gegenteil. Noch weniger Überblick.

Filtern, Sortieren, Event finden

DSC_0337Hier kommt Ublend als weiterer Akteur ins Spiel. In Oxford entwickelt, ist die App Anfang November auch in St.Gallen angekommen. Ihr Ziel: eine Plattform für die Eventlandschaft zu bieten. Die Bachelorstudenten und Ublend-Botschafter für die HSG, Jan und Sebastian (im Bild), sind durch einen Freund auf Ublend gestossen. «Das Problem kenne ich selber sehr gut – ich habe schon stundenlang damit verbracht, nachzuschauen, welche Events wann und wo stattfinden», sagt Jan. Jeder Verein kann sich bei Ublend registrieren und mit wenigen Klicks auf der App seinen Event freischalten. Dank Filter– und Sortierungsfunktion soll so jeder den für sich passenden Event finden – alles auf einen Blick. In Yale, Cambridge, an der LSE und anderen Business-Universitäten hat sich die App schon etabliert. «Der Fokus auf BWL-Unis wurde vor allem deswegen gelegt, weil es an diesen Institutionen tendenziell viele Events gibt», sagt Jan.

Am Anfang sei es nicht einfach gewesen, die Vereine davon zu überzeugen, ihre Events auf Ublend zu bewerben. «Viele haben ihre etablierten Informationssysteme und glauben, dass es mit Facebook ja ganz gut funktioniert», sagt Sebastian. Mittlerweile haben rund 400 HSG-Studenten Ublend heruntergeladen, zahlreiche Vereine haben sich bereits registriert. Die Android-App soll zu Beginn des Frühjahrssemesters erhältlich sein. «Aber es stimmt, die Leute sind zuerst skeptisch, denn es gibt bald alle zwei Wochen eine neue App», sagt Jan. «Es braucht schon ein gewisses Vertrauen in die Idee, dass man seine Gewohnheiten ändert.» Die Vereine seien aber sehr begeistert gewesen von Design und Aufbau der App.

Keine Konkurrenz für die SHSG

Auch bei der SHSG, welche auf ihrer Webseite einen eigenen Vereinskalender betreibt, hat man von der neuen App erfahren. Als Konkurrenz sehe man Ublend aber nicht, sagt Christoph Plöger, der als SHSG-Vorstandsmitglied für IT und Campus zuständig ist. Es sei vielmehr ein weiteres Angebot. «Von zentraler Bedeutung ist, dass die SHSG sozusagen als Konstante fungiert und unabhängig von wirtschaftlichen Interessen die Anliegen der Studierenden vertritt», sagt Christoph. Ziel sei denn auch eine langfristige, neutrale Aufbereitung von studentischem Angebot. «Kleine wie grosse Vereine sollen fair und unabhängig von ihrem Einfluss oder externen Unternehmen behandelt werden.»

Bei Ublend hingegen würde man sich über eine Kooperation mit der SHSG freuen. «Wir arbeiten auch an der Mission der SHSG mit, indem wir mit unserer App studentisches Engagement fördern», sagt Jan. Ublend könne hier als Katalysator wirken, denn «gerade kleinere Vereine kommen so näher an ihre Mitglieder und Studenten sehen, welche Events es überhaupt an der Uni gibt.»

Unabhängig gegen kommerziell

Von einer Kooperation mit Ublend will man bei der SHSG hingegen nichts wissen. «Um unsere Rolle als unabhängige Interessenvertretung wahrnehmen zu können, möchten wir uns nicht an einzelne Anbieter binden», sagt Christoph. Die SHSG empfehle stets die bestetablierte Lösung für die Studenten und fördere einzelne Start-ups nicht gezielt.

Den kommerziellen Charakter von Ublend erkennt, wer einen Blick auf das Finanzierungsmodell der App wirft. Momentan finanziert sich die App noch durch Startkapital der Gründer und Sponsoring. In einem weiteren Schritt sei es aber durchaus die Idee, dass Unternehmen Profile erstellen und Events aufschalten können – gegen eine Gebühr. «Natürlich nur, solange diese für HSG-Studenten relevant sind», sagt Jan.

Neues Sharingportal

Auch bei Sharing is Caring tut sich was. In einem Post mit dem Link zu einer Umfrage wurden User befragt, was sie sich von einem «SiC 2.0» wünschen würden. Die Idee hinter der Umfrage enttarnt sich bei näherer Recherche als weiteres Konkurrenzprodukt zur etablierten Facebook Gruppe. Er stehe aber in keiner Weise in Verbindung mit den SiC-Gründern, sagt der Initiator der Umfrage. Das Projekt «Sharingportal» greife das SiC-Konzept zwar auf, werde aber weit darüber hinausgehen. In einer E-Mail an mögliche Sponsoren, das prisma vorliegt, schreibt der Initiator: «Konkret will ich eine Plattform schaffen, die es Privatpersonen erlaubt, Gegenstände auszuleihen und Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen.»

Inwieweit die neue Plattform auch für das Teilen von Veranstaltungen genutzt werden kann, ist bisher unklar. Zuerst hätte das Sharingportal in einer Pilotphase anfangs Dezember live gehen sollen. Man werde sich nun aber zuerst mit den Gründern von Sharing is Caring zusammensetzen, um eine gemeinsame Einführung zu besprechen. Wie weit das neue Konzept über die weitbekannte Facebook-Gruppe hinausgehen soll, zeigt auch folgender Auszug des Sponsoring-Letters: «Vor allem möchte ich diese Plattform aber in einem zweiten Schritt in Entwicklungsländern starten.» So könnten sich zum Beispiel in Indien Millionen von Menschen den Besitz gewisser Gegenstände nicht leisten, und es gäbe zur Zeit keine effiziente Möglichkeit, wie sich Privatpersonen gegenseitig Dinge ausleihen können. «Diese Lücke wollen wir schliessen.» Mehr wolle man aber zurzeit nicht verraten.

Ob die neuen Angebote Ublend und Sharingportal das Überangebot an Events und Angeboten bündeln und einen besseren Überblick verschaffen können, oder ob hier ein weiteres Überangebot entsteht, bleibt abzuwarten. Fehlen tut es an guten Ideen auf jeden Fall nicht.

Illustration: Nina Amann


Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

*

*