Ein packender und informativer Roman über den Wahnsinn an den Kapitalmärkten
Als bekannt wurde, dass Kweku Adoboli, Investmentbanker am ETF Desk bei der UBS in London, durch fiktive Handelsgeschäfte einen Verlust von 2.3 Milliarden Dollar angehäuft hatte, stockte der Finanzindustrie kurzzeitig der Atem. Als Folge davon musste Oswald Grübel von seiner Funktion als CEO der UBS zurücktreten. Sebastian Borger, deutscher Journalist und Autor, geht in seinem Buch «Verzockt – Kweku Adoboli und die UBS» nicht nur der Frage nach, wie es zu einem solch riesigen Verlust kommen konnte; er stellt auch die Frage, weshalb Jahr für Jahr intelligente, gut ausgebildete, junge Leute in die hochspekulative Welt der Traders einziehen. Permanenter Erfolgsdruck, extremer Schlafmangel und die Missachtung von regulatorischen Anforderungen gehören offenbar in diesem Metier zum Courant normal. Borger tut sich schwer damit, dass jemand wie Adoboli, den er als stets äusserst höflich und charmant beschreibt, ein solches System mitträgt. Dabei steht für Borger der Milliardenverlust, den Adoboli verursacht hat, nicht im Vordergrund. Denn die Schattenbuchhaltung, welche die unautorisierten Trades ermöglichten, wurde für die Revisoren erst dann zum Problem, als Adobolis Handelsgeschäfte Verluste schrieben. Borger porträtiert nicht nur die Branche, sondern auch die Bank UBS und wie diese unter Führung von Marcel Ospel grundlegend neu ausgerichtet wurde.
Das Buch dürfte vor allem für HSGStudenten interessant sein, denn so manche würden sich in Borgers Beschreibungen von jungen Studienabgängern wiedererkennen. So verleitet die Lektüre auch zur Hinterfragung der eigenen Ambitionen. Und eine Existenz als Sklave der globalen Kapitalmärkte erscheint wahrhaftig nicht mehr sonderlich erstrebenswert.
Verzockt – Kweku Adoboli und die UBS
Sebastian Borger
160 Seiten
Stämpfli Verlag