Wo bin ich? Maps. Welche Geschäft gibt es in der Nähe? Maps. Wie komm ich da hin? Maps. Eine Analyse über die wohl praktischste App auf jedem Smartphone und warum etwas Orientierungssinn trotzdem nicht schaden kann.
Es ist zur Selbstverständlichkeit geworden das Smartphone zu zücken, wenn sich eine der oben gestellten Fragen auft ut. Gerade in unbekanntem Terrain ist die präferierte Karten-App ein ständiger Begleiter, sei es jetzt Apple Karten oder eben Google Maps. Doch diese bestehende Abhängigkeit wirft einige Fragen auf: Wie haben unsere Eltern navigiert? Brauchen wir überhaupt noch einen Orientierungssinn? Ist ein Leben ohne Online-Karten noch vorstellbar?
Karten, aber nicht zum Spielen
Was wir heute mehr und mehr zum Mischen, Aufnehmen und Ausspielen nutzen, hatte vor der Einführung von Google Maps für Smartphones Ende 2007 einen anderen Gebrauchszweck: Karten. Zwar gabes für spezifische Anwendungen wie das Navigieren beim Autofahren auch schon früher technische Helfer, doch für die Orientierung zu Fuss blieb einem neben dem Fragen von Einheimischen und dem Folgen von Wegweisern wohl nichts anderes übrig als sich mit bedrucktem Papier zurechtzufinden. Das ist ungefähr vergleichbar mit einer Karten App, die weder den aktuellen Standort anzeigt, das Zoomen und Bewegen der Karte höchstens über umständliches Blättern zu anderen Seiten zulässt und nur die nötigsten Informationen über Strassen, Wege und grössere Gebäude bereitstellt. Achso ja, Veränderungen der aktuellen Umgebung werden darüber hinaus auch nicht zuverlässig vom Kartenmaterial abgebildet, wenn die letzte Auflage schon ein paar Jahre alt ist. Auf den ersten Blick eine schreckliche Vorstellung. Trotzdem scheinen unsere Eltern auch ohne die technischen Errungenschaften der 2000er in der Gegenwart angekommen zu sein und haben sich auf dem
Weg dahin nicht verlaufen.
(K)ein Allheilmittel für Orientierungslose?
Google Maps und vergleichbare Programme mögen noch so detailliert, aktuell und voller praktischer Funktionen sein. Es gibt jedoch gewisse Anforderungen, die auch die Nutzung unserer digitalen Helfer voraussetzt. Ein grundlegendes Gefühl für Orientierung ist selbst dann noch notwendig, wenn die App bereits die schwierigste aller Aufgaben mit Hilfe von GPS erfüllt, nämlich die Bestimmung des aktuellen Standorts. Ausgehend von diesem besteht jedoch die Anforderung, die in der App dargestellten digitalen Zwillinge von unmittelbar umliegenden Strassen, Gebäuden und Geschäften in der Realität richtig zu deuten, insbesondere mit Bezug auf die Himmelsrichtungen. Zwar bietet die Anwendung auch hier mit eingeblendetem Kompass Abhilfe, durch die Schwierigkeit des Einschätzens vom Massstab der Karte ist diese Aufgabe dennoch nicht jedermanns Sache und führt teils zu Komplikationen. Doch auch für dieses Problem gibt es bereits eine Lösung, wenn man keinerlei Fremdscham dabei verspürt die eigene Umgebung mit der eingebauten Kamera zu scannen und via «Augmented Reality» relevante Hinweise angezeigt zu bekommen.
Können wir noch ohne?
ch bin zuversichtlich, dass wir uns, sobald anfängliche Schwierigkeiten überwunden werden, auch wieder ohne die Nutzung von Online-Karten zurechtfinden könnten. Gerade als Fremde*r in einer neuen Umgebung ist es vielleicht sogar zunächst ratsam, die Gegend nicht anhand von künstlichen Darstellungen, sondern durch aufmerksames Beobachten versuchen kennenzulernen und erst im Nachhinein mit Kartenmaterial zu beginnen die besichtigten Orte einzuordnen, wenn es der eigene Orientierungssinn zulässt. Andererseits ist das gezielte Navigieren zu Standorten doch erheblich vielversprechender, als wenn man den Weg bei Mitmenschen erfragen oder dem puren Zufall überlassen muss.