Wahn an der Uni

Der Wahn macht auch vor der HSG keinen Halt. prisma hat fünf häufig anzutreffende HSG-Wahntypen identifiziert und charakterisiert. Für die Selbstdiagnose gibt es in der Mitte des Hefts den prisma-Wahntest.

Die Wahnsinnigen sind unter uns: in der Vorlesung, in der Bibliothek, in der Mensa oder auch in der Sporthalle. Die einen brauchen Aufmerksamkeit um jeden Preis, die anderen Kaffee und Dritte einfach immer mehr Lernstoff. Der HSG-Student scheint den Wahnsinn in sich aufzusaugen, sobald er das erste Mal einen Fuss in das Uni-Gebäude setzt. Je nachdem unter welchen Einflüssen er die Zeit an der Uni erlebt, entwickelt sich sein Wahntyp so oder anders. Häufige Erscheinungsbilder von Wahnsinn an der Uni werden weiter unten dargestellt. An dieser Stelle nun eine Warnung: Der Wahnsinn greift leicht um sich! Die Merkmale der jeweiligen Wahnsinnigen sollten daher besonders sorgfältig gelesen werden. Für bereits Betroffene ist die Selbstdiagnose häufig schwierig. Um seinen individuellen Wahnsinn zu identifizieren, sollte man sich daher unbedingt dem Selbsttest auf der nächsten Doppelseite unterziehen. Ihr findet euch selbst und eure Kollegen eigentlich völlig normal? Hier ist Vorsicht geboten: In seinem Wahn umgibt sich der HSG-Student mit Kommilitonen, die dem Wahnsinn ebenso verfallen sind, wie er selbst.

wahn_Wahn an der Uni

Fitnesswahn

Beim Fitnesswahnsinnigen steht der Körper an erster Stelle. Sein Lebensraum ist die Sporthalle, der Ort, wo er seine aufgepumpten Muskeln zeigen, sein Sixpack trainieren und das Resultat all seiner Bemühungen mit den vielen Konkurrenten vergleichen kann. Bei den Frauen ist der Körperfettanteil das Mass aller Dinge, während bei den Männern Bizeps-Umfang und das Maximalgewicht beim Bankdrücken relevante Messzahlen darstellen. Gewichte stemmen, Push-ups, Klimmzüge, aufs Laufband und dann noch zum Fussball: Das erfordert Planung. Der Fitnesswahnsinnige wählt deshalb seine Uni-Kurse je nach Trainingsplan aus. Gruppentreffen finden grundsätzlich in der Sporthalle statt, damit er gleichzeitig auf dem Laufband trainieren kann. Mittags isst er am liebsten Reis mit Pouletbrust und gönnt sich dazu einen Protein­shake. In harten Zeiten gibt es nur Reis und in Dampf gekochte grüne Bohnen. Oder Salat, natürlich ohne Dressing. Ausserhalb der Arena verbringt er nicht viel Zeit, denn ohne konstanten Schweiss­geruch in der Nase fühlt er sich schnell unwohl. In der Mensa oder in der Bibliothek lässt sich auch schlecht eine Möglichkeit finden, jemanden mit der eigenen Muskelkunst zu beeindrucken. Bücher stemmen hat er schon einmal versucht, jedoch gefiel das den Bibliothekaren nicht so sehr. Frauen haben es da leichter: Sie bücken sich einfach in einem strategisch günstigen Moment.

Geltungswahn

Wer kennt ihn nicht: den Schönsten, Tollsten, Stärksten, Schlausten der ganzen Uni? Die Geltungswahnsinnigen sind überall. Man kann aber auch mit allem angeben: mit dem neusten Auto, den besten Saufgeschichten, damit, Präsident vom gefühlten 300. Verein an der HSG zu sein, damit, ohne jegliche Anstrengung gute Noten zu schreiben und noch mit vielem mehr. Der Geltungswahnsinnige pflegt sein Angeber-Image mit Hingabe. Da muss das Aussehen einfach passen. Von der Frisur (gegelter Seitenscheitel oder tägliches Brushing von Jean-Louis David) über die Kleidung (selbstverständlich nur hochwertigste Marken) bis hin zu den Accessoires (Uhr, Sonnenbrille, teuerste Handtasche auf dem Markt), alles muss aufeinander abgestimmt sein. Häufig ist der Geltungswahnsinnige von seinen Bewunderern umgeben. Hier läuft er zur Höchstform auf und erzählt allen, was für ein toller Kerl er ist. Die echten Geltungswahnsinnigen sind die, die es dann auch noch schaffen, sich bei allem bescheiden zu geben. Während der Geltungswahnsinnige vor allem durch sein lautes Angeben auffällt, setzt die Geltungswahnsinnige noch mehr auf ihr Styling. Aber generell gilt: Auch Männer qualifizieren sich für die Bezeichnung «attention whores», besonders an der HSG.

Technikwahn

Beim Technikwahnsinnigen spielt natürlich die technische Grundausstattung eine wichtige Rolle. Der Tablet-PC darf nicht fehlen, der ultradünne Laptop ebenso wenig wie das neueste Smartphone. Wer extra ansteht, um das neueste iPhone zu ergattern, der kann sich seines Platzes unter den Technikwahnsinnigen sicher sein. Bei technischen Fragen erscheint er hilfsbereit, regt sich im Stillen jedoch über den Unwissenden auf. Fragen über Word und Excel hält er zunächst für Witze. Er versteht nicht, warum «Programmieren für Anfänger» kein Pflichtkurs ist, bei so viel offensichtlicher Unwissenheit. Bei Gruppenarbeiten übernimmt er das Layout der Folien und der schriftlichen Arbeit, anderen traut er diese Aufgabe nicht zu. Selbstverständlich kennt er die neuesten Internetplattformen und weiss für jedes Problem eine kostenlose App-Lösung. Den (zumeist männlichen) Technikwahnsinnigen trifft man an der Uni vor allem in der Nähe von Steckdosen an, eine Schwäche der totalen technischen Abhängigkeit.

Partywahn

Sein Leben ist die Nacht. Das St. Galler Nightlife kennt er in- und auswendig, im Ele und im Trischli ist er Stammgast. Mit der Zeit wird das aber auch ein bisschen eintönig, deswegen geht es ab und zu nach Zürich in den Ausgang, und während des Breaks fliegt er sowieso nach Ibiza. Diesen Wahntypus erkennt man an den müden Augen, die von wilden Nächten zeugen. Es kann auch passieren, dass der Partyfreak mal eine Vorlesung verpasst, die früh, viel zu früh stattfindet. Donnerstags und freitags ist er grundsätzlich kaum an der Uni zu erblicken, dagegen kann man ihn im Ausgang nicht verfehlen: ein unglaubliches Partytier, das alle Blicke auf sich zieht. Sein Sozialleben ist top, über 2’000 Partyfreunde auf Facebook und seine WG-Partys sind berühmt und berüchtigt. Wer es schafft, einen Fuss in seine meist überfüllte und laute Wohnung zu setzen, wird viele Fotos von ereignisvollen Nächten und verschiedene Auszeichnungen, wie zum Beispiel, den Beerpong Award bewundern können. Da er weder zuverlässig noch sehr fleissig ist, taugt er als Teammitglied nicht viel. Wenn man aber einmal etwas schlecht gelaunt ist und wirklich feiern gehen will, ist er auf jeden Fall dabei.

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Lernwahn

Der wohl verbreitetste Typ an der Universität… Er ist jeden Tag um 7.30 Uhr an der Uni, um einen Platz in der ersten Reihe des Audimax zu ergattern, verpasst nie eine Vorlesung, vergisst nie seine Unterlagen und jede freie Minute verbringt er in der Bibliothek. Es ist auch derjenige, der dich böse anschaut und zischt, wenn du mit deinen Blättern ein wenig raschelst. Streber kann man ihn auch nennen, denn eigentlich geht es ihm nur darum, dass er das Jahr besteht, und dies, wenn möglich, mit einem guten Notendurchschnitt. Dafür verzichtet er gerne auf Sport, Ausgang, Hobbys und manchmal auch auf sein Sozialleben. Ob sich die ganze Mühe lohnt, ist nicht erwiesen. Trotzdem bedeutet Lernwahn nicht, dass man egoistisch ist und sich rein an studentischem Erfolg orientiert. Ein solcher «Streber» kann ein sehr gutes Teammitglied sein, da er hohe Ansprüche an seine persönliche Leistung stellt. Weil er viel arbeitet und immer sicherstellt, dass er das, was er nicht ganz verstanden hat, noch einmal durchliest, ist er auch die richtige Bezugsperson, wenn man einmal eine Frage zur Materie hat. Asozial ist er auch nicht unbedingt, denn er kann ein sehr guter Kollege sein. Nur müssen seine Freunde entweder auch lernwahnsinnig sein oder Verständnis für seinen Wahn aufbringen. Wenn sich allerdings der Lernwahn mit dem «Bad Luck Brian»-Look kombiniert, bleiben als Gesellschaft wohl nur der Taschenrechner und der Glücksbringer von Mama für die schwierigen Prüfungen.


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