Jeden Tag eine gute Tat!
Die Klischees gehen mit den HSGStudierenden hart ins Gericht: Alles schleimige Egomanen, aus aufs schnelle Geld. Ich stellte mir meine acht Wochen an Krücken also dementsprechend als knallhartes Überlebenscamp vor. Doch mir bot sich überraschenderweise ein völlig anderes Bild: Der Poloshirtträger hält mir galant die Tür zum Bibliotheksgebäude auf, obwohl mir sicher noch acht Meter bis zu diesem Ziel fehlen. Ob der wohl weiss, wie lange ich für diese Strecke noch brauchen werde? Da darf er noch eine ganze Weile da stehen und hinter seiner Ray Ban Sonnenbrille hervorgrinsen. Doch das scheint ihm egal zu sein. Denn kaum habe ich die Türe erreicht, meint er, jetzt habe er heute schon seine gute Tat vollbracht. Jeden Tag eine gute Tat? Es gibt sie also, die soziale Ader von HSG-Studierenden!
Aber nicht nur die Türen der HSG stehen mir wieder offen. Meine Kommilitonin bot sogar an, jeweils am Morgen vor der Vorlesung zu mir nach Hause zu fahren, um mir meine Tasche zur HSG tragen zu können! Auch die Angestellten der HSG scheinen vom wohltätigen Flair angesteckt worden zu sein: In der Mensa trägt man mir mein Sandwich zur Kasse, der Hausdienstmitarbeiter lässt mich meinen Apfel im Seminarraum essen, und wenn ich die Bibliothek mit Tasche betrete, drücken die Mitarbeiter ein Auge zu und lassen mich gewähren. Ich bin froh und dabei gleichzeitig überrascht, dass mein Umfeld an der Universität derart mitdenkt und mir dadurch meinen Alltag wesentlich erleichtert. Ich kann zwar meine Tasche ohne Probleme zur Uni tragen, nichtsdestotrotz erfreut es mich, dass sich hinter der schleimigen Fassade mancher HSG-Studenten ein grundanständiger Kern befindet.