Author Archives: André Ruckdäschel

  • Energiestrategie 2050

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    Treibhausgase, fossile Brennstoffe, Klimaerwärmung, Atomausstiegsinitiative und Super Gau. Wie kann und will die Schweiz ihre Energie gewinnen. Ein kurzes Resümee der Podiumsdiskussion vergangener Woche.

    Die Meinungen zur schweizerischen Energiepolitik gehen nach wie vor diametral auseinander, allerdings ist diese Angelegenheit ein wenig in Vergessenheit geraten, schliesslich gibt es mittlerweile Themen, über die öffentlich noch hitziger debattiert wird; wie beispielsweise die Flüchtlingskrise. Um diesem Trend entgegenzuwirken organisierte foraus St. Gallen, eine Regiogruppe des schweizweit operierenden «Think-Tanks» foraus, am 28. Februar eine Podiumsdiskussion zum dem Thema: «Energiestrategie 2050 – Erneuerbare Zukunft oder mehr Auslandsabhängigkeit». Hierzu waren Professor Doktor Bernd Schips, ehemaliger Leiter der Konjunkturforschungsstelle der ETH und Forschungsdozent an der Fachhochschule St. Gallen sowie Doktor Basil Oberholzer, Kantonsrat St. Gallen und Mitglied Stadtparlament St. Gallen als junger grüner. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Pascal Vuichard einem Doktoranden der HSG.

    Abhängige Schweiz

    Die eigentliche Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit drei konkreten Fragestellungen, welche nacheinander diskutiert wurden. Erstes Thema war die Möglichkeit einer gesteigerten Auslandsabhängigkeit aufgrund des geplanten Atomausstiegsprogramms. Professor Schips warnte vor genau dieser Gefahr, vor allem im Hinblick auf die Möglichkeit, dass das Stromangebot aus dem Ausland zurückgehen könnte. Laut Dr. Oberholzer ist die Schweiz jedoch bereits jetzt, aufgrund ihrer Atomkraftwerke, vom Ausland abhängig. Schließlich müsste für Atomkraftwerke auch Uran importiert werden. Hierbei sei zu bemerken, dass Uran zwar in der Schweiz vorkommt, jedoch trotzdem importiert wird.

    Helvetische Musterschülerin

    Beim zweiten Thema, dem Pariser Klimaabkommen waren sich die Diskutierenden zunächst einmal relativ einig. Zumindest die Ziele, so beide, seien grundsätzlich gut, Klimaerwärmung sollte global bekämpft werden. Etwas schwieriger gestaltete sich jedoch die Frage, welche Rolle die Schweiz hierbei spielen sollte. Diese Unstimmigkeit beruhte auf einen Zielkonflikt der Diskutierenden. Während Dr. Oberholzer die Schweiz gerne eine Vorreiterrolle in Sachen Klimapolitik übernehmen sähe, sollte nach Professor Schips die Schweiz vor allen Dingen ihre Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten. Staatlicher Alleingang, so Schips, sei ökonomischer Selbstmord. Basil Oberholzer beharrte jedoch darauf, dass, die Schweiz ihre Wettbewerbsfähigkeit bereits deshalb nicht aufs Spiel setzten würde, weil sich auch andere Länder während den Pariser Konferenzen zu ambitionierten Zielen verpflichtet hätten.

    Forschung trotz Rückbau

    Der letzte Themenbereich beschäftigte sich mit der Finanzierung des geplanten Atomausstiegs. Mit dem Rückbau von AKWs seien hohen Kosten verbunden, unter anderem aufgrund eines Mangels an Know-how und ob die Rücklagen für den Rückbau ausreichen, sei ungewiss. Zumindest soweit waren sich die Redner einig. Professor Schips machte jedoch noch auf ein, seiner Meinung nach, noch dringenderes Problem bei einem Rückbau von AKWs aufmerksam: Ein Ende oder zumindest eine Verminderung der Forschung an dieser Technologie. Ob dies tatsächlich problematisch sei, oder nicht, darüber konnten sich Dr. Oberholzer und Prof. Schips nicht einigen. Basil Oberholzer erklärte hierzu, dass ein Atomkraftwerk ohne Atommüll und ohne Supergaugefahr sicherlich seine Berechtigung hätte, aber solch ein Atomkraftwerk gäbe es jetzt nicht und auch nicht in absehbarer Zukunft; selbst bei extensiver Forschung.
    Schlussendlich endete die letzte Diskussion genau wie die vorhergehenden: mit nicht mehr vereinbaren Punkten und Argumenten. Trotzdem, oder gerade deshalb, gab die Podiumsdiskussion einen guten Einblick in die Schweizer Energiepolitik und die verschiedenen Positionen hierzu. Ethisch unantastbare Energiepolitik und global Wettbewerbsfähigkeit werden wohl nicht immer vereinbar sein. Aber die Annahme, dass sich die beiden Ziele notwendigerweise immer widersprechen würden, ist sicherlich ein Irrtum.

  • Mit dabei beim Runnig Dinner

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    Am 20. Oktober organisierte der Verein «die Tafel» eines ihrer beliebtesten Events, das «Running Dinner». Wie sich fremde Menschen kennenlernen und dabei gutes Essen verspeisen: Eine Sammlung von Eindrücken.

    Es ist 17:30 Uhr abends. Ich liege gerade noch so in der Zeit: Mein Ziel ist ein Apartment im 4. Stock eines Mehrfamilienhauses. Während ich mich im Treppenhaus zügig nach oben bewege, habe ich schon eine erste Erkenntnis. Zeitnot wird wohl ein omnipräsenter Aspekt des «Running Dinners» sein, schließlich muss man während eines Abends insgesamt drei verschieden Wohnungen in relativ kurzen Zeitabständen besuchen.

    Abendessen mit Sporteinlagen

    Mit «Running Dinner» ist ein Event gemeint, bei welchem man jeweils in Zweierteams an einem drei Gänge Menü teilnimmt. Von diesen drei Gängen kümmert man sich jeweils nur um den Eigenen, die beiden weiteren Gänge werden von den anderen Gruppen zubereitet, zu denen man dann «rennen» muss – daher auch der Name «Running Dinner».
    Ich selbst nehme heute nicht am «Running Dinner» teil, vielmehr fahre ich mit einem Mitglied des Tafelvorstands in der Stadt umher und versuche möglichst viele Eindrücke des Events zu sammeln. Gerade bin ich in einem Apartment angekommen, in welchem ich einerseits meine Begleiterin treffen werde und andererseits eine Vorspeise von einem Zweierteam zubereitet wird. Die beiden sind zum ersten Mal beim «Running Dinner» dabei, haben jedoch einiges Vorbereitet: Neben Tapas und Suppe gibt es selbst gemachte Focaccia.
    img_4401Die eigentlichen Gäste trafen kurz vor unserer Ankunft ein. Die meisten kennen sich nicht, der Umgang ist trotzdem sehr herzlich. Während sich die Teilnehmer ans Essen machen, fahre ich bereits mit meiner Begleiterin weiter, um zu sehen wie die Vorspeisen bei anderen Teams verlaufen.
    Wir kommen um 19:20 Uhr bei der zweiten Wohnung an. Hier sind die meisten schon mit dem Konzept des «Running Dinners» vertraut, die Stimmung ist gelöst. Man glaubt gar nicht, dass sich einige der Gäste erst vor einer Dreiviertelstunde zum ersten Mal getroffen haben. Wir probieren noch etwas von der Bruschetta.
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    Gute Stimmung zu gutem Essen

    Um 20:00 Uhr geht es mit der Hauptspeise weiter. Hierzu fahren wir natürlich noch einmal zu einer anderen Gruppe. Da wir relativ früh dran sind, können wir live miterleben, wie Gastgeber und Gäste sich zum ersten Mal treffen. Auch hier kennen sich einige untereinander nicht – schlecht ist die Stimmung trotzdem nicht, nur etwas ruhiger. Der Hauptgang schmeckt vorzüglich und exotisch, es gibt Poulet-Curry mit Couscous und kandierter Banane. Eine Vorgabe darüber, was gekocht werden soll, gibt es übrigens nicht, trotzdem gibt sich jedes Team sichtlich viel Mühe.
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    Wir schaffen es, noch zwei weitere Wohnungen während des Hauptgangs zu besuchen. Mir fällt erneut auf, wie schnell sich die Teilnehmer miteinander anfreunden. Je später wir ankommen, desto besser scheint auch die Stimmung zu sein. Ob das wohl nur am guten Essen liegt?
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    Das Dessert beginnt um 21:30 Uhr, dieses Mal lassen wir es ein wenig ruhiger angehen und besuchen nur zwei Wohnungen. Nachdem wir in der Ersten ein wenig von der Schokoladenmousse kosten durften, treffen wir in der zweiten Wohnung auf etwas gestresste Gastgeber. Ihre Nachspeise, Salzburger Nocken, muss frisch aus dem Ofen serviert werden. Das Ergebnis kann sich dafür aber sehen lassen.
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    Gourmetpunkt und Kennenlernmarathon

    Nach dem Dessert treffen sich alles Teams in der Bar «Bartolomé», um den Abend gemeinsam ausklingen zu lassen. Bei einem Drink, wird vor allem über den Event diskutiert. Ich frage einige Teilnehmer, was ihrer Meinung nach das Beste an der Veranstaltung war. «Das Essen» und «die Möglichkeit so viele neue Leute kennenzulernen» sind die klaren Favoriten. Eine andere Teilnehmerin erzählt mir, dass «Running Dinner» wäre einfach spannender, weil jeder Gang an einem anderen Ort, mit anderen Leuten und in einer anderen Atmosphäre eingenommen wird. Auf diese Weise würde einfach mehr passieren als bei einem gewöhnlichen Abendessen. Nichts zuletzt trifft man auf Menschen, die sich fürs Kochen begeistern und für neue Bekanntschaften offen sind.