Im alternativ angehauchten Café kriegt man Jazz und was zu essen. Wenn man Pech hat, sitzt so eine Calmy-Rey, wie die Internetseite verrät, nebenan.
Der Klassiker. Alles auf der Karte ist diskussionslos schmackhaft. Besonders beliebt: Das ultrasalzige Entrecôte Café de Paris, das auf einem Rechaud serviert wird und in Kräuterbutter ersäuft.
Transzendenz mit Essen. Ich habe es erlebt. Ich werde es wieder erleben.
Das Essen ist vielleicht etwas langweilig, aber solide und gut. Im Sommer kann man gemütlich draussen sitzen.
Ich war beim legendären Essen dabei, als Jan Cuonz zur Vorspeise Schnecken, zum Zwischengang den Innereienteller und zum Hauptgang Kutteln bestellte (und enttäuscht war, dass das Affenhirn auf Eis leider nicht erhältlich war …). Das Cordon bleu ist nebenbei das beste, das ich jemals gegessen habe.
Der Brunch ist zu empfehlen. Aber Achtung: Kinder, Tiere und Laptops sind verboten. Weiss der Teufel weshalb. Oder der liebe Gott. Oder jemand, der beide gut kennt.
Sehr gute Kalbshaxe zum Mittagessen. Die Erststockbeiz ist gemütlich, der Service charmant, der Rest ist auch gut.
Jede Dönerbude hat mehr Charme. Es ist geradezu unfassbar, fast schon ein Erlebnis, wie grauenhaft dieses Lokal ausschaut. Die Pizza ist aber gut und billig.
«Die genussvolle Antwort auf Fast Food» steht im Internet. Dem kann ich nur zustimmen.
Meine Theorie: In der Küche steht eine gigantisch-riesige Friteuse, darin schwimmen alle Angebote, die man bestellen kann. Rundherum stehen mehrere, unterbezahlte und im Keller gehaltene Arbeiter aus Billiglohnländern, die mit der nackten Hand die einzelnen Bestellungen herausfischen. Was man hier mit Sicherheit vergeblich sucht, ist ein Koch. Dennoch ist an den Fritten um 01.45 Uhr morgens nichts auszusetzen.
Auch in Zeiten des beunruhigenden Beizensterbens in der Schweiz gibt es Orte, an denen alles so ist, wie es sein sollte. Gut und echt ist wahr und recht!
Peter Schildknecht … ich hasse ihn so sehr.
Leckere Tapas zu einem vernünftigen Preis. Auch wenn es vielleicht ein bisschen viele verzweifelte Mitdreissiger-Singles an der Bar hat, ist die Atmosphäre gemütlich und hip zugleich.
Gastbeitrag von: Pär Holmbäck
Es war ein wunderschöner Februartag: Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und das Thermometer zeigte fast zehn Grad an. Es war mein erster Tag in der Stadt des Mönchs Gallus. Der Unterschied zu einem grauen, nassen und dunklen Stockholm war gross – bin ich gerade im siebten Himmel angekommen?
Diese kurze Einleitung hat wahrscheinlich schon eure Vorurteile über den kalten Norden bestätigt, aber das ist auch die Wahrheit. Verschiedene deutsche Dramen spielen zwar oft im Land der ehemaligen Wikinger und der atemberaubenden Naturkulisse, aber Letzteres ist nur während des Sommers so. Wie auch immer, auch im Land des Appenzeller Käses kann es offenbar anders sein: Eine Woche später lag ein halber Meter Neuschnee. Mein erster Eindruck: In St. Gallen folgt der Winter auf den Frühling.
Der Flug von Stockholm nach Zürich dauerte nur zwei Stunden – weniger als vom südschwedischen Malmö bis zum nördlichen Kiruna –, aber trotzdem sind es tatsächlich ziemlich verschiedene Länder. Natürlich nicht vollkommen, da wir beide moderne, demokratische und industrialisierte Nationen sind, aber doch ein wenig im Alltag. Das beste Beispiel, das ihr sicherlich schon früher von verwunderten Ausländern gehört habt, ist das Abfallsystem. Ich kann das nicht verstehen, wie die Schweizer es aushalten, zwei oder drei Müllsäcke während der ganzen Woche im Haus zu haben. Mehr zu diesem Thema später.
Welche Erwartungen – und möglicherweise Vorurteile – hatte ich denn, als ich Stockholm an diesem schönen Tag in Februar verliess? Erstens war klar: Ich würde keine Probleme mit der Sprache haben. Nach sieben Jahren Deutschunterricht in der Schule sowie einem halben Jahr an einer Sprachschule in Frankfurt sollten meine Kenntnisse der deutschen Sprache auf jeden Fall genügend sein. Zweitens: Ich würde die Möglichkeit bekommen, viel zu reisen, da man in der Schweiz, wie auch in Deutschland, in jedes kleine Dorf mit dem Zug fahren kann. Und drittens: die Confoederatio Helvetica würde mit all ihren Gebirgen, Alpseen, grünen Hügeln und Mädchen in Dirndln und mit Zöpfen unvergleichlich schön sein.
Nach einem Semester vor Ort stellt sich dann die Frage, ob und inwieweit meine Erwartungen erfüllt wurden. Nun, zumindest teilweise hatte ich Recht. Schon während den ersten Stunden am Zürcher Flughafen wurde mir der totale Unterschied zwischen Schweizerdeutsch und der Sprache nördlich des Bodensees bewusst. Siebeneinhalb Jahre Deutsch war offenbar nicht genug, um Chuchichäschtli aussprechen oder verstehen zu können. Hochmut kommt vor dem Fall. Mit dem Reisen verhielt es sich jedoch völlig umgekehrt. Im Königreich Schweden wäre es niemals möglich gewesen, gottvergessene Plätze wie Wattwil oder Rothenthurm mit dem Zug zu erreichen. Und mehr noch: Die Züge sind extrem pünktlich. Die SBB könnten ihren Kollegen im Elchenland wahrscheinlich noch was beibringen. Die Schönheit des Landes, die Gebirge, Alpseen und Hügel machten das Reisen zum Genuss. Nur eines hat mir gefehlt: die Mädchen mit Dirndl und Zöpfen, die zwar auf den Heidi-Milchpackungen, leider aber nicht in der Wirklichkeit zu finden sind. Ich muss sagen, dass ich in dieser Hinsicht von der Schweiz etwas enttäuscht bin.
Etwas anderes hat mich ebenfalls recht irritiert. Es wäre wahrscheinlich eine unverzeihbare Unterlassung jedes Austauschstudenten, der einen Artikel in diesem Magazin schreibt, zu vergessen, das St. Galler Abfallsystem zu erwähnen. Meine Mutter glaubt mir immer noch nicht, wenn ich ihr sage, dass wir den Müll eine ganze Woche lang in der Wohnung haben müssen. Und eine meiner schwedischen Austauschkolleginnen hat sogar eine Geldbusse bekommen, weil sie die falschen Müllsäcke verwendet hat. Ich bin zwar ein Freund der Ordnung, aber geht das nicht einen Schritt zu weit? Die schweizerische Antwort scheint klar: Ordnung muss sein. Punkt.
Wenn ihr diesen Text lest, ist mein schweizerisches Abenteuer nach einem Semester vermutlich schon zu Ende. Eines ist aber klar: Es ist eine echt tolle Reise gewesen, mit vielen guten Erfahrungen, neuen Freunden und Erinnerungen, die ich lange in meinem Herzen tragen werde. Wenn ich mich am Zürcher Flughafen, an einem hoffentlich schönen Tag im Mai, von der Schweiz verabschiede, werde ich den Ausdruck «Auf Wiedersehen» wortwörtlich nehmen: Auf Wiedersehen!
Unsere Vorgabe ist klar: Für eine Woche sind unsere einzigen Informationsbezugsquellen Boulevardblätter. Wir wollen wissen, welche Sicht auf die Welt uns Bild, Blick, Schweizer Illustrierte und Glückspost vermitteln. Und es macht uns anfangs sogar richtig Spass: das ungläubige Gesicht der Kioskverkäuferin, als wir ihr die Glückspost über die Ladentheke reichen, ist schon einiges wert.
Die Woche beginnt bei der Bildzeitung mit einer skandalösen Meldung: «Haftbefehl! ‹No-Angels›-Star Nadja festgenommen»; und ein grosser roter Pfeil brandmarkt die Sängerin der ehemals erfolgreichen Mädchenband bereits auf der Titelseite. Bild kennt den genauen Straftatbestand noch nicht, dennoch spekuliert sie in sehr trüben Gewässern und macht sich bereits Gedanken über die Konsequenzen der Verhaftung: «Ist die Inhaftierung der Halbmarokkanerin das Ende einer Musikkarriere, die so vielversprechend begann?»
Mehr Stoff bietet uns die Lektüre aber nicht (na ja, natürlich werfen wir noch einen kurzen Blick auf die nackte «Mieze» Imogen (21), die sich «so gerne brüstet»), deshalb lesen wir beim schweizerischen Pendant der Bild, dem Blick, weiter. Zwar noch keine Zeile über Nadja, dennoch strotzen die ersten Seiten nur so vor Sensationsmeldungen, stark wertenden Artikeln über angebliche Scheinehen sowie halbseitigen MMS-Fotos, welche natürlich heillos verpixelt sind. Informativ oder politisch sind die ersten Seiten des Blicks an diesem Morgen garantiert nicht.
Als wir die sensationsgeilen «Tageszeitungen» beiseitelegen und zu den Wochenmagazinen wechseln, verbessert sich die Situation leider nicht. Denn die Glückspost ist nun wirklich ganz seichte Unterhaltung. Die Schweizer B- und C-Promis, unter ihnen Stepptanz-Star Angelo Borer, erzählen von ihren Sehnsüchten, während Leserin Nora K. aus Sursee fragt, ob sie das zugelaufene Büsi behalten darf. Aha. Sonst noch was? Ja, ein Artikel über die morgendlichen Singvögel mit dem Titel «Wer zwitschert da?» sowie die Wahl zum Mutter-Tochter-Paar 2009. Nein, das geht einfach gar nicht.
Am nächsten Morgen hat Bild die ganzseitige Exlusivmeldung: «No-Angels-Star Nadja ist HIV-positiv!» Auf schwarzem Hintergrund in weissen Buchstaben werden die Fakten des dramatischen Falls aufgelistet: «Sie soll ohne Kondom Sex gehabt haben – mindestens einer ihrer Ex-Geliebten ist infiziert – U-Haft, um Männer vor Ansteckung zu schützen.» Ja, die Bild hat ihr Thema der Woche gefunden – und geniesst es in vollen Zügen. Von nun an gibt es jeden Tag neue Informationen, neue Interviews und neue Kleinigkeiten, die irgendwie mit dem Fall zu tun haben könnten. Und das alles mit grossen Fotos und möglichst wenig Sätzen (deshalb heisst die Zeitung ja auch «Bild» und nicht «Text»). Als Bild-Redakteur, das hat Benjamin von Stuckrad-Barre mal herausgefunden, ist das Leben ein Kampf gegen Nebensätze und grosse Erklärungen, denn dafür ist weder Platz noch Zeit. Da können wir leider nur zustimmen.
Beim Blick scheint derweil der Fokus bei Meldungen weniger auf deren Informationsgehalt als auf der Ungewöhnlichkeit zu liegen. So berichtet das Blatt im Lauf der Woche über einen Emu, der im Appenzeller Wald ein tragisches Ende fand. Neben einem Leserbild (natürlich wieder verpixelt) steht die Frage: «Wer hat den Vogel im Appenzeller Wald aufgegessen – Fuchs oder Mensch?» Wir tippen auf einen Gepard aus dem Zürcher Zoo und blättern schnell weiter. Im hinteren Teil der Zeitung stossen wir auf eine Reportage, wie der Jodlerklub Wiesenberg einen Plattenvertrag ausschlägt, und auf eine Do’s-&-Dont’s-Liste für den kleinsten Mitbewohner des Weissen Hauses: Bo, der Präsidentenhund (oder wie Bild das arme Tier nennt: Bobama). Vermehrt beginnen wir uns zu fragen: Wen interessiert so was?
Noch geben wir nicht auf. Ein neuer Versuch: die Schweizer Illustrierte. Zum ersten Mal finden wir auch richtig interessante Artikel. So erklärt zum Beispiel der Marketingchef der Migros deren neue Werbe-Kampagnen, während die Literaturrezensionen eine gewisse Lust am Lesen wecken. Der gute Eindruck wird jedoch durch das beiliegende Fussballheft «Goal» sogleich wieder zunichtegemacht. Dieses enthält einen zweiseitigen Artikel über die Falten in Ottmar Hitzfelds Gesicht und die Fragestellung, ob diese aus der Qualität oder der Quantität der Niederlagen während seiner Trainerlaufbahn stammen. Eine völlig sinnfreie Frage, die ins hoch Philosophische aufgebauscht wird. Aber sicher nicht informativer ist als der SBB-Taktfahrplan.
Sonntag. Wir haben die Woche fast überstanden. Doch heute erscheint noch die Bild am Sonntag, praktisch die Zusammenfassung von dem, was laut Bild während der Woche wichtig war. Deshalb verwundert es nicht, dass wir eine achtseitige Reportage zum Fall Nadja mit dem Titel «Der Angel, Aids und die Angst» lesen können. Da wird über Nadjas angeblich verkorkste Jugendjahre geschrieben («Joint mit 13, Sex mit 13, Crack mit 14»), vom «Drecksgefühl», ein Leben lang von niemandem verstanden zu werden, und von der Ausweglosigkeit, vor der sie nun stehe. Gespickt wird diese dramatische Lebensgeschichte mit Aussagen einzelner Bild-Mitarbeiter zum Sexualverhalten in deren Bekanntenkreis (!), einer angeblich repräsentativen Umfrage über den Anstieg der Zahl der Aids-Tests seit Wochenbeginn sowie Expertenaussagen zum Thema HIV/Aids. Und die Reportage schliesst mit den Worten: «Die Angst vor dem Virus ist wieder zurückgekehrt, sie hat jetzt ein neues Gesicht. Das Gesicht eines Engels und die Seele eines unverstandenen Menschen.»
Wir fragen uns bei solchen Sätzen, ob es wirklich notwendig ist, einem gesellschaftlich relevanten Thema wie Aids nur auf Kosten eines Menschen die angemessene Aufmerksamkeit zu verschaffen. Denn das Leben von Nadja Benaissa scheint zerstört; natürlich durch ihre eigene Tat, aber auch durch die Verunglimpfung in den Boulevardblättern. Wir denken an Heinrich Bölls fiktiven Charakter der Katharina Blum, der ein ähnliches Schicksal zuteil wurde. Böll hat vor der Gefahr und der Macht der Boulevardblätter immer gewarnt: «Die Gewalt von Worten kann manchmal schlimmer sein als die von Ohrfeigen und Pistolen.»
Und so endet unser einwöchiger Selbstversuch ein wenig nachdenklich. Nachdenklich über die oftmals so unerträglich oberflächlichen Sensationsmeldungen und banalen Unterhaltungsthemen, die aber anscheinend von einer breiten Zahl der Leserschaft mit Interesse verfolgt werden; und nachdenklich über die Art und Weise, wie manche Blätter versuchen, die Emotionen und Meinungen ihrer Leser zu steuern. Dass sich das in Zukunft ändern wird, glauben wir kaum. Aber dass immer mehr Menschen kritisch das Medium Boulevardzeitung hinterfragen, daran wollen wir schon glauben.
Übrigens: Nadja wurde am darauffolgenden Dienstag aus der U-Haft entlassen. Bild wusste es als Erste …
Als Studierender enttäuscht mich das Verhalten meiner Universität in der Affäre Thielemann sehr. Gerade ein Wirtschaftsethiker sollte jederzeit und überall seine Meinung sagen können. Dass die Führung der Universität bei einer unbequemen Meinung eines Mitarbeiters sich nicht entschieden hinter diesen stellt, finde ich höchst bedauerlich. Loyalität geht nämlich immer in zwei Richtungen. Hier hätte sich eine gute Gelegenheit ergeben, Mut und Selbstsicherheit gegenüber Wirtschaftskreisen und polternden Hexenjaegern zu demonstrieren und für seine eigenen Mitarbeiter einzustehen. Diese Chance wurde leider vertan. Durch das halbherzige und zögerliche Handeln der Universität bekommen Leute wie Christoph Mörgeli leider Recht: Wirtschaftsethik an der HSG verkommt zur Farce. Gerade einer Universität, die sich selber immer als Elite bezeichnet, hätte es gut angestanden, wenn sie für Werte wie Wissenschaftsfreiheit und Loyalität gegenüber ihren Mitarbeitern eingestanden wäre. Stattdessen ist die Uni in den Augen vieler Bürger und HSG-Studierender eingeknickt.
Der Anlass hätte eine gute Gelegenheit sein können, eine Debatte in Gang zu setzen, die seit mehr als einem Jahrzehnt hätte geführt werden müssen. Können wir unsere Art, wie wir in Steuerfragen mit dem Ausland umgehen, noch moralisch vertreten? Können wir es uns überhaupt leisten, die gängige Praxis zu ändern? Was würde sich ändern? Was für Auswirkungen hat unsere Politik in dieser Sache auf unser Ansehen in der Welt und auf das Verhältnis zu unseren Nachbarn? Anstatt sachlich zu diskutieren, wurden diejenigen, welche sich getrauten, solche Fragen zu stellen, entweder als Einfaltspinsel oder Landesverräter hingestellt.
Die HSG hätte in diesem Frühling aus diesem nationalen Verdrängungsmechanismus ausbrechen und ihr akademisches Gewicht auf die Waagschale legen können. Damit hätte sich die Universität St. Gallen weiteres Renommee als seriöse Wissenschaftsorganisation gesichert. Denn was wäre nobler gewesen, als die erste Wirtschafts-Elite-Universität zu sein, welche problematische Punkte bei der Steuerpolitik anspricht, anstatt brav mit der Herde zu laufen?
Ich bin mit folgendem Grundsatz aufgewachsen: Bevor man einen anderen für ein Missgeschick verantwortlich macht, sollte man erst einmal vor der eigenen Türe kehren und sich fragen, was man selber verbessern kann. Auch in der Schweiz sollte man sich fragen, was eigentlich genau passiert ist, was falsch gelaufen ist und wie man nun das Beste aus der Situation machen kann. Eine Hetzjagd auf Steinbrücks und Thielemänner lenkt dabei vom Thema ab. Es wird Zeit, dass wir uns fragen, ob wir mit solchen Steuertricks in der heutigen Welt bestehen können und wollen.
Viele Menschen arbeiten und leben gerne in der Schweiz. Nicht nur Steuervorteile, sondern auch die hohe Lebensqualität der Mitarbeiter und das erstklassige Know-how von uns Schweizern machen die Schweiz für Unternehmen attraktiv. Wir haben es nicht nötig, auf faule Tricks zurückzugreifen. Fragen wir uns lieber, wie wir unsere übrigen Vorteile noch besser ausspielen können. Für diesen Weg bräuchte es jedoch Mut und Standhaftigkeit gegen jene, welche Angst vor Veränderungen haben oder sich ihre persönlichen Vorteile sichern wollen. Ich hoffe, dass wir sowohl in der Schweiz als auch an unserer Universität diesen Mut in Zukunft vermehrt aufbringen.
Welches sind die heutigen Trends? Welchen Chancen und Risiken begegnen Jungunternehmer heute in der Wirtschaft? Ein aktuelles Thema ist sicher die weltweite Finanzkrise. Für Start-up-Unternehmen bedeutet dies eine schwierigere Beschaffung von Kapital bei gleichzeitig sinkendem Konsum. Anlässlich der schwierigen Lage für junge Unternehmen wurde der diesjährige Start Summit deshalb unter dem Thema «One world – million trends. How do we cope with our entrepreneurial future?» durchgeführt.
Ich begab mich also in die Tiefen des Pfalzkellers, um dem Geheimnis erfolgreicher Start-ups auf die Schliche zu kommen. Natürlich legt man auf Konferenzen immer viel Wert auf hochkarätige Besetzung und auf Praxisnähe. Christoph Blocher schien deshalb bestens geeignet, ein wenig aus seiner unternehmerischen Vergangenheit zu plaudern. Nebst dem Unterhaltungswert seiner Rede erfuhr man natürlich auch interessante Dinge: Die Finanzkrise ist die Folge einer rezessiven Tendenz und Blocher hat schon 2007 im Bundesrat vor einer Rezession gewarnt und zum Sparen aufgerufen. Antizyklisches Verhalten ist sowieso Blochers Geheimrezept. Auf Prognoseinstitute könne er gar ganz verzichten, er vertraue auf andere Indikatoren, die ihn auf eine kommende Rezession hin warnen. Sein persönlicher Tipp an die Studenten: Achtet auf die Rocklänge der Frauen! Sind sie zu kurz, steht uns eine Wirtschaftskrise bevor …
Nebst der Rede Blochers gab es aber auch viele Workshops, die sich mit zukünftigen Trends und deren Relevanz für Jungunternehmer befassten. Vormittags wurde ich der Gruppe «Sustainability: Switzerland’s Role – Your Role» zugeteilt, welche von Nick Beglinger geleitet wurde. Es wurde viel über die Kosten des Klimawandels geredet und es wurden Lösungsansätze diskutiert (es fielen Schlagwörter wie die «1-Tonne-CO2-Gesellschaft»). Ein Vorteil nachhaltigen Handelns wäre zum Beispiel die Einsparung enormer Reparationskosten, die der Klimawandel verursacht (20 % des weltweiten BIP!). Daneben erfuhr man auch Sachen, die eindeutig in die Kategorie «Fakten, die man im Gedächtnis behält, obwohl man sie sich nicht zu merken braucht» gehören. Ich weiss jetzt, dass es etwa 6-mal mehr Tiger im Zoo gibt als in freier Natur. Wie ich mit dieser wertvollen Information ein Business starten kann, muss ich mir allerdings noch genauer überlegen.
Mein persönliches Highlight war die Paneldiskussion mit drei Experten, welche wichtige und interessante Tipps und Hinweise für eine erfolgreiche Unternehmensgründung gaben.
Der Start Summit war zudem eine geeignete Plattform, um sich persönlich mit erfolgreichen Jungunternehmern zu unterhalten und ein bisschen Networking zu betreiben.
In der Abschlussrede sprach sich Dr. Henri B. Meier für mehr Unternehmertum in der Gesellschaft aus, denn Unternehmer sind der Motor der Wirtschaft. Als Trendfaktoren sieht er vor allem die Ausbildung, die Wissensexplosion, den Generationenwechsel und die damit einhergehenden Veränderungen in den Sozialwerken an. Auch die Finanzkrise als wichtiger Einfluss auf die Wirtschaft kam nicht zu kurz. Dr. Meier verglich das Investmentbanking mit Casinobetrieben («Gewinn ohne Wertschöpfung») und sprach des Öfteren von Wagnis-Kapital. Seine Wortwahl spiegelte einen weiteren Trend wider, nämlich den geringen Gebrauch von Anglizismen. Letztendlich konnte er es aber doch nicht lassen und legte allen, die vorhaben, ein Unternehmen zu gründen, auf Englisch ans Herz: «Just do it – but after you’ve done your homework!»
Sieben Tipps und Weisheiten für Jungunternehmer – aufgeschnappt am Start Summit:• Heterogenes Team aufstellen (Stichwort ETHler und HSGler)
• Persönliches Limit eingestehen
• Um Investoren zu überzeugen, muss man herausfinden, wie sie ticken. Ein guter Business Plan ist die halbe Miete.
• Delegieren – so schnell wie möglich
• Sich bewusst machen, dass alles doppelt so lange dauert – und doppelt so teuer werden wird
• Das Prinzip Hoffnung reicht nicht aus. Hart mit sich selbst bleiben und unrentable Geschäfte aufgeben.
• Spass haben – nicht Stress
Warum HSG?Tobias Bosshart
Geburtsdatum 25.05.1987
Kommt aus Ebmatingen (ZH)
Beziehungsstatus Single
Wohnsituation 3er-WG
Semester 4. Semester
Studienrichtung BWL
Lieblings-TV-Serie 24
Lieblingsfilm Gladiator
Lieblingsgetränk Rivella rot
Weil die Uni einen so guten Ruf hat.
In einer langweiligen Vorlesung …… unterhalte ich mich mit meiner Nachbarin.
Was machst du in deiner Freizeit?Sport, alles was sich gerade so ergibt: Fitness, Fussball, Skitouren, Snowboarden.
Bist du nervös vor Auftritten?Ja, schon.
Was tust du dagegen?3 x tief durchatmen. Ansonsten kann ich ja nicht viel machen. Muss dann laufen!
Warum machst du bei der Mister-Schweiz-Wahl mit?Eine Kollegin hat mich ohne mein Wissen angemeldet. Und dann kam auch wirklich die Einladung zum Casting. Eigentlich wollte ich da nicht hin, weil das am Samstag vor meiner ersten Prüfung stattfand und ich die Zeit eigentlich sinnvoller mit Lernen verbringen wollte. Meine Kollegen haben mich aber dann überredet. Für mich war jedoch eigentlich klar, dass ich nicht weiterkomme.
Wie lange brauchst du morgens?15 Minuten.
Wie viele Cremes besitzt du?Seit ich bei der Wahl mitmache, einen Haufen. Man bekommt ja alles geschenkt! Ansonsten schwör ich auf meine Nivea.
Dein grösstes Laster?Unpünktlichkeit (kann die Redaktorin nur bestätigen).
Was ist dein Traumberuf?Ich wollte als Junge immer Bauer werden. Das ist jetzt nicht mehr ganz so.
Dein perfekter Abend?Mit Kollegen und Kolleginnen daheim einen unterhaltsamen Abend verbringen und anschliessend in den Ausgang gehen.
Hast du ein Vorbild?Alfred Escher, ein Zürcher Industrieller und erfolgreicher Politiker. Ich finde ihn bemerkenswert, weil er unglaubliche Macht hatte und diese nur zum Wohl des Landes eingesetzt hat.
Vor 10 Jahren war ich …… noch blauäugig und grün hinter den Ohren (jetzt immerhin blau/grün-äugig).
In 10 Jahren werde ich …… einen guten Job, der mir Spass macht und das nötige Geld für einen angenehmen Lebensstil einbringt, und eine Familie haben.
Jürg Müller steht mit seinem blauen Hemd (dem «Markenzeichen» des Hausdienstes) hinter der Empfangsloge im B-Foyer. Sein fester Händedruck verrät schon einiges über seine Tätigkeit: Er ist der Leiter des Hausdienstes. Egal, ob man eine Podiumsdiskussion organisieren will oder einfach nur eine Flipchart braucht, der erste Weg führt zu ihm. Sein Team umfasst 15 Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin, die sich von frühmorgens um 7 Uhr bis hinein in die Nacht, manchmal bis weit nach 22 Uhr, um die Belange der Universität kümmern. «Da steckt schon eine ganz schöne Organisation dahinter», meint er lächelnd.
Acht Uhr morgens. Als Erstes begleiten wir Guido Giesinger, den Nachfolger von Hans Rüttimann als Verantwortlichen der Technik im B-Gebäude. Es ist Dienstag früh, der Zeitpunkt für die berüchtigten Assessmentvorlesungen. «Zu Beginn des Semesters herrscht da oftmals ein richtiger Verdrängungswettbewerb um die Plätze, weil es so viele Studenten gibt», sagt er uns. Und dann heisst es, die Studenten darauf hinzuweisen, dass die Benutzung der Treppenstufen als Sitzplatz einfach keine Alternative ist. Schliesslich trägt der Hausdienst die Verantwortung, dass auch im Notfall alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden können. «Aber im Laufe des Semesters lichten sich die Reihen immer mehr», fügt Giesinger hinzu, «da bekommt dann auch jeder seinen Platz.» Ausserdem seien die Übertragungen als Alternative nicht mehr so verpönt wie letztes Semester. Giesinger kann die Studenten aber diesbezüglich verstehen: «Die Qualität war aufgrund unserer fehlenden Erfahrung auf diesem Gebiet nicht immer gegeben. Wir haben aber aus den Fehlern gelernt und glauben, dass die Übertragungen nun gleichwertig zur Live-Vorlesung sind.»
Giesinger betritt das Audimax und kontrolliert mit der Professorin, ob die Power-Point-Präsentation für die kommende Vorlesung auch richtig funktioniert oder ob noch kleine Handgriffe notwendig sind. Doch die Probleme mit dem neuen Touchscreen-Präsentationstool werden immer geringer, das Feedback der Dozenten hilft, das System zu verbessern. Heute gibt es zudem eine kleine Neuerung: Ein Head-Set wird erstmals als Mikrofon verwendet. Giesinger prüft den Tonausgang und sagt zufrieden: «Passt alles!»
Sein Arbeitstag beginnt jeden Morgen um 6.30 Uhr, dann checkt er seine E-Mails und sieht nach, ob Bestellungen für Audio- oder Tongeräte eingegangen sind. Ein grosser Teil seiner Tätigkeiten besteht aus der Koordination und Verteilung der Aufgaben an seine Mitarbeiter, doch natürlich ist auch er unterwegs auf dem Unigelände und packt mit an. So wie jetzt. Eine Dozentin hat eine Videokamera für ein Seminar bestellt. Giesinger nimmt die notwendige Ausstattung aus dem Lagerraum und schreitet pfeifend zur Tat: er hat sichtlich Spass an seiner Arbeit. Neben der Entwirrung des unvermeidlichen Kabelsalats (die Kabel verschwinden auch öfters mal …) gehört auch die Einführung der Dozenten in die «Tücken der Technik», wie Giesinger die Verkabelung von Kamera, DVD-Player und Beamer nennt, zur Aufgabe des Installateurs.
Und dann geht es schon wieder zurück ins Audimax, besser gesagt in den Regieraum in der obersten Reihe. Von dort werden die Übertragungsaufnahmen gefilmt sowie die Werbefolien abgespielt. Momentan erfolgt die Transmission der Filme noch durch komplizierte Steckermodule: in den kommenden Monaten sollen jedoch alle Räume mit Glasfasernetz verbunden werden, um dies zu erleichtern.
Um 9.15 Uhr, nach der ersten Pause der Studenten, gönnen sich auch die Mitarbeiter des Hausdienstes ihren Kaffee. Die morgendlichen Gespräche der Männer in den blauen Hemden drehen sich natürlich hauptsächlich um ein Thema: Technik. Unter anderem wird das neue Mikrofon diskutiert, bei dem es scheinbar kaum Rückkoppelungen gibt. Danach folgt sogleich die Teambesprechung über das tägliche Geschehen. Ein ruhiger Tag, sind sich alle einig, keine Aufregungen bislang, alles läuft nach Plan.
Doch schon wenige Minuten später stört Giesingers Mobiltelefon die trügerische Ruhe, ein erster Zwischenfall. Die Garageneinfahrt im B-Gebäude scheint blockiert, ein Autofahrer steht hilflos vor verschlossenem Tor. Giesinger eilt zur Einfahrt, doch es ist keine grosse Sache, ein Softwarefehler, der schnell wieder behoben werden kann. «Aber genau solche unerwarteten Probleme und Arbeiten machen den Alltag so spannend», meint Giesinger, als der erlöste Autofahrer mit einer Geste des Dankes an uns vorbeifährt. Anstrengend aber auch, denn zudem muss heute noch Audio/Video-Material verteilt, die Sitzordnung eines Seminarraums umgestellt und eine Podiumsdiskussion im Audimax vorbereitet werden. Und so ganz nebenbei putzt Giesinger eine Wandtafel. Schliesslich wollen auch die kleinen Dinge gemacht werden.
Der Nachmittag ist dann im Vergleich zum Morgen tatsächlich etwas ruhiger. Wir begleiten nun Jerome Roser, den Objektleiter der Sporthalle und des Lehrprovisoriums, bei seinen Rundgängen. Roser fällt unter den Studenten dank seines jungen Alters nicht weiter auf, und er sagt auch selbst, dass er sich in seinem Beruf ziemlich wohl fühlt: «Das Tolle hier ist, dass man neben der organisatorischen Büroarbeit auch immer den Kontakt nach aussen hat. Man ist einfach mittendrin im Studentenleben!» Zu seinem Aufgabenbereich kommen fast täglich neue Aufgaben hinzu, da die Abläufe noch nicht ganz so eingespielt sind wie im B-Gebäude. Beispielsweise gehört seit kurzem die Aufsicht des Sportplatzes zu Rosers Aufgabenbereich. Aber auch die Entsorgung der erheblichen Müllmengen erfordert einigen Aufwand. «Die richtige Platzierung der PET-Flaschen-Eimer, so dass sie die Studenten nicht übersehen können, erspart uns beispielsweise eine Menge Arbeit», bemerkt er mit einem Grinsen.
Generell fordert der provisorische Charakter der Sporthalle und des Lehrprovisoriums viel Improvisationstalent, doch zugleich bietet er einem jungen Mitarbeiter wie Roser die Möglichkeit, sich zu profilieren. Wenn alles nach Plan läuft, wird er nächstes Jahr auch die Objektleitung des renovierten A-Gebäudes übernehmen. Daher besucht er schon jetzt mehrmals pro Woche die Baustelle, um die Fortschritte zu überwachen und sich bereits jetzt im Korridorlabyrinth zwischen Rektorat, Mensa und Heizungskeller zurechtzufinden.
Begleitet wird Roser dabei von Markus Steiner vom Bereich Dienste, dem Hauptverantwortlichen für die Umbauarbeiten. Steiner ist seit Beginn der Bauarbeiten vor Ort und kennt mittlerweile jeden Winkel, vom Lüftungsschacht bis zur Bestuhlung der Hörsäle. «Es ist eine unglaublich reizvolle Aufgabe, die Veränderungen tagtäglich mitzuerleben», sagt Steiner, und man glaubt es ihm aufs Wort. Die Baustelle A-Gebäude ist sein Baby. Und er ist auch glücklich über die bisherige Einhaltung des Zeitplans: Sollte nichts mehr dazwischenkommen, ist das Gebäude zum Wintersemesterbeginn 2010 bezugsfertig. «Dann dürfte die momentan etwas prekäre Raumsituation auch wieder deutlich entlastet sein», freut sich Steiner.
Doch bis die Anstrengungen des Umzugs anstehen, bleibt dem Hausdienst die nicht minder abenteuerliche Aufgabe der Alltagsbewältigung an der HSG. Oder um es im fachlich korrekten Jargon der Universität auszudrücken: Operatives Management par excellence!
«Sol omnibus lucet» steht da im Booklet der neuen Platte von The Veils. Die Sonne scheint für alle. Nun, da hat sich der gute Finn Andrews wohl einen Spass mit seinen Hörern erlaubt. Denn nach «The Runaway Found» (2004) und «Nux Vomica» (2006) scheint auch in «Sun Gangs», dem neusten Werk des neuseeländisch-britisch-deutschen Quartetts rund um Bandgründer und Frontmann Andrews, höchstens der Mond. Alter Wein in neuen Schläuchen also? Mitnichten. Das dritte Album der Veils ist ihr interessantestes geworden. Die epischen, romantischen Songs stecken voller Dynamik, und doch schwingt wieder diese leichte, bedrückende Melancholie mit, der man am liebsten an Tagen ohne Sonne lauschen möchte.
Andrews’ musikalisches Talent kommt nicht von ungefähr, hat sein Vater Barry doch bei der legendären Art-Rock-Band XTC das Keyboard bedient. Während der Vater auf den Bühnen dieser Welt spielte, ging der Sohnemann seinen eigenen musikalischen Weg. Inspirieren liess er sich dabei von Leuten wie Nick Cave, Tom Waits, Jeff Buckley, Patti Smith, David Bowie, Leonard Cohen und Bob Dylan. Entdeckt wurden The Veils schliesslich von keinem Geringeren als dem Chef von Rough Trade Records, Geoff Travis, der schon den Smiths, den Libertines und den Strokes ins grosse Musikgeschäft verholfen hatte.
Und nun schaffen es die Brit-Popper endlich auch in die Ostschweiz. Man darf gespannt sein auf Hits wie das leicht orientalisch anmutende «The letter» oder das wunderbar lodernde «Sit down by the fire». Und nachdem man eine Träne verdrückt hat, scheint vielleicht auch wieder die Sonne.
Diese Woche war ich ausnahmsweise nur in Deutschland und in der Schweiz. Enden wird sie allerdings mit Italien und Japan.
Sie sind viel unterwegs; in welchem Land haben Sie sich sofort heimisch gefühlt?In Italien …
… Italien, der Beginn ihrer Beratungskarriere. Was meinen Sie, wie wirkt sich die aktuelle Finanzkrise auf den Beratungssektor aus?Viele Unternehmen werden Ausgaben für Externe reduzieren. Aber sie sind auch sonst so beratungserfahren, dass sie nur Honorare zahlen, wenn sie davon überzeugt sind, dass die Beratung wirklich Wert schafft. Was in dieser Zeit in erster Linie Kostensenken und Restrukturieren heisst. Es ist wohl davon auszugehen, dass die Beratungsbranche insgesamt stagniert oder nur noch wenig wachsen wird. Weiterhin wird es aber auch Beratungsgesellschaften geben, die besonders gut abschneiden. Das sind Firmen wie Roland Berger, die Strategie- und Restrukturierungserfahrung am besten miteinander kombinieren.
Sie erwähnten in der Podiumsdiskussion einen Trade-off zwischen Privat- und Berufsleben. Angenommen, Sie dürften nochmals von vorn beginnen: Würden Sie etwas anders machen?Nein, am Ende wahrscheinlich doch nicht. Allerdings muss ich zugeben, dass die Art, wie Arbeit mein Leben dominiert hat, stark von meinen Erlebnissen als Kriegskind beeinflusst wurde. Die schrecklichen Erfahrungen, wie etwa Enteignung, Armut und menschliche Demütigung meines Vaters, haben mich stets motiviert, meinem Beruf verhältnismässig viel Raum zu geben, um materiell und persönlich unabhängig zu sein. Möglicherweise zu viel Raum, im Rückblick betrachtet.
Wie muss man sich einen gewöhnlichen Tag bei Ihnen vorstellen, wie hoch ist Ihr Arbeitspensum?Nach wie vor arbeite ich 16 Stunden täglich. Tatsächlich hat es mich aber auch nie wirklich belastet. Ich habe meinen Beruf als Bereicherung erlebt. Im Laufe der Zeit habe ich allerdings gelernt, mir auf Reisen immer etwas Zeit für eine Galerie, ein Museum oder ein Konzert zu reservieren.
Ich würde gerne noch auf eine ganz andere Zeit zu sprechen kommen: Ihre Zeit als Student! Sie waren Jahrgangsbester in BWL, haben aber auch die Fächer Theaterwissenschaften und Geschichte belegt. Was halten Sie von unseren extrem spezialisierten Studiengängen hier an der HSG und von der heutigen Studiendauer?Ich habe übrigens auch Psychologie belegt (lacht). Wir können die Abgänger der HSG schnell produktiv bei Roland Berger einsetzen, eben aufgrund dieser Spezialisierung. Ich merke allerdings, dass die Einführung des Bachelorsystems sehr zur Verschulung der Universitäten beigetragen hat und die Freiheit der Studenten reduziert. Ich weiss jedenfalls nicht, ob ich neben einem Wirtschaftsstudium heute noch all diese Fächer belegen und gleichzeitig eine Wäscherei führen könnte.
Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, eine Wäscherei zu eröffnen?Die Idee war einfach. Das betriebswirtschaftliche Studium habe ich als Anleitung zum Unternehmertum und Geldverdienen gesehen. Ich wusste, ich würde genügend Zeit haben, mein Studium ordentlich zu bewältigen und gleichzeitig noch etwas anderes zu machen. Also gründete ich ein Unternehmen. Dass es eine Wäscherei wurde, lag an der ganz spezifischen Entwicklung, in der sich Deutschland Ende der 50er-Jahre befand. Nur wenige konnten sich eine Waschmaschine leisten und somit entstand der Outsourcing-Trend. Als dann immer mehr Haushalte ein solches Gerät bezahlen konnten, beendete ich gerade mein Studium und verkaufte die Wäscherei gewinnbringend weiter.
Sie haben Ihr Studium als Anleitung zum Unternehmertum gesehen. Das hat sich allerdings im Laufe der Jahre gewandelt. Was meinen Sie, kommen wir wieder zum klassischen Unternehmer zurückIch denke schon, dass die Grundtugenden des ehrbaren Kaufmannes wieder an Bedeutung gewinnen. Es hat übrigens schon immer und in allen Bereichen Menschen gegeben, die übertreiben oder ihre Verantwortung vergessen. Auch Gier ist kein modernes Phänomen. Anderseits ist Kapital eine knappe Ressource, die – sollte es zu einer Deflation kommen – noch viel knapper werden wird. Insofern ist es durchaus gerechtfertigt, bei der Unternehmensführung den Shareholder-Value im Auge zu behalten. Dennoch glaube ich, auch als Reaktion auf die Krise, dass wir eine Wiederbelebung der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmern und Unternehmungen erleben werden. Ich persönlich empfinde diese Werte als sehr wichtig und bemühe mich seit jeher, alle Menschen – entsprechend ihren jeweiligen Anliegen – gleichermassen entgegenkommend zu behandeln. Was mir übrigens nicht schwerfällt, denn ich mag Menschen.
Als letzter Punkt: Was würden Sie uns Studierenden gern raten?Studieren Sie, was Ihnen Spass macht! Analysieren Sie genau, was Ihnen liegt und was Sie emotional befriedigt. Wenn Sie das herausgefunden haben und beruflich umsetzen, werden Sie automatisch erfolgreich. So können Sie eine Karriere gar nicht verhindern (lacht).