1:12- Keine Abzocker-Löhne mehr!

Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich, nicht nur in anderen Ländern – auch in der Schweiz und diese Tatsache wird wohl keiner von uns leugnen können. Wie stark sich die Schere öffnet, ist eine andere Frage. Aber die Frage nach dem Wieso lässt sich laut der JUSO (Jungsozialisten) relativ einfach beantworten. Grund dieses Problems sei eine untragbare Lohnpolitik. Von 1998 bis 2008 lassen sich  beim Lohnanstieg zwischen den hohen und niedrigen Einkommen eklatante Unterschiede beobachten. In diesen zehn Jahren erhielten diejenigen mit den hohen und höchsten Einkommen nach Abzug der Teuerung einen Lohnzuwachs von 14’800 Franken. Diejenigen mit niedrigen Einkommen erhielten im Vergleich dazu noch einen Lohnanstieg von 300 Franken. Dies sind Unterschiede, die nicht nur den Sozialisten auffallen, denn spätestens seit dem Swissair-Eklat und der jüngsten Krise kritisiert auch ein grosser Teil der Bevölkerung und Kleinaktionäre die Lohnpolitik.

Den überhöhten Cheflöhnen möchte die JUSO mit ihrer 1:12-Initiative einen Riegel vorschieben. Die Initiative verlangt, dass der höchste Lohn in einem Unternehmen nur zwölfmal höher sein darf, wie der tiefste. Ein solches Verhältnis lässt sich bei den grossen Schweizer Unternehmen nicht vorfinden. Der Swisscom CEO Carsten Schloter verdient 40-mal mehr als seine Mitarbeiter mit dem tiefsten Einkommen und bei Daniel Vasella und seinem Mitarbeiter mit dem tiefsten Lohn ist das Einkommensverhältnis 720:1. Vasella hat laut der Bilanz während den letzten sechs Jahren 212 Millionen Franken Vergütung erhalten. Was macht denn ein Daniel Vasella mehr als ein Chefarzt oder eine Bundesrätin? Letztere verdient im Vergleich dazu pro Jahr gerade mal 300`000 Franken, was im Monat zwar immer noch einen stolzen Lohn von 25`000 Franken darstellt, aber natürlich nicht mit dem von Herrn Vasella zu vergleichen ist.

Wer nun behauptet, dass durch die Initiative der Wirtschaftsstandort Schweiz in Gefahr wäre, weil es den Unternehmen durch die gesetzlich geregelten Löhne nicht mehr möglich ist Millionenbeträge an ihre Topmanager zu zahlen und diese dann abziehen, hat offensichtlich die Finanzkrise verschlafen. Genau diese hat doch bewiesen, dass die Manager mit Monatsgehältern in Millionenhöhe und dem Ruf die Besten der Besten zu sein, die Entscheidungen trafen, die zur Krise geführt haben. Durch die 1:12-Initiative würde der Standort Schweiz sogar an Attraktivität gewinnen. Denn die Unternehmen wären nicht mehr gezwungen, einen hohen Betrag des erwirtschafteten Kapitals an ihre Topmitarbeiter zu zahlen und hätten so mehr Geld für Investitionen zur Verfügung.

Man könnte nun mit dem Gegenargument antreten, dass die Unternehmen in Zukunft mehr Auslagern werden. Aber Auslagerungen haben auch ihre Grenzen. Macht es denn wirklich Sinn eine Sekretärin auszulagern? Und hat der Versuch vor einigen Jahre,n die Informatikabteilungen von Firmen nach Indien auszulagern nicht gezeigt, dass nicht alles Sinn macht und dass kompetentes Personal immer in Reichweite benötigt wird?

Grundsätzlich ist die 1:12 Initiative ein guter Weg die Schere zwischen Arm und Reich zu schmälern und ein gutes Zeichen gegen Abzocker-Löhne. Für die Gültigkeit der Initiative wurden bereits genügend Unterschriften durch die JUSO gesammelt, wann die Initiative zur Abstimmung kommt, ist aber noch offen.

______________________________________________

MEHR DAZU


11 Comments

  • Holz

    Die Initiative darf nicht ganz wörtlich genommen werden – wie oben schon erwähnt wurde, geht es m.E. primär darum, das Thema endlich zu politisieren und eben NICHT darum, die Initiative 1:1 vom umzusetzen: Die Vergütungen gewisser Topkader sind in edn letzten Jahren explodiert und da muss nun wieder ein Dach oben drauf!
    Wer den Markt nun immer noch durch die rosa Brille sieht und der Ansicht ist, der Staat habe sich nicht in das Management von Privatfirmen einzumischen hat (sorry) keine Ahnung wovon er/sie spricht. Meines Wissens haben auch BWLer eine Einführung ins Wirtschaftsrecht – ich hoffe ihr behandelt dort auch Themen wie Marktversagen (?) insb. im Kartellrecht. Das KG schützt die Kunden vor marktmissbräuchlichen Unternehmenszusammenschlüssen u.a., nun soll es die marktmissbräuchlichen Topkader treffen – anderer Ansatz aber gleiches Prinzip vor dem Gleichen Hintergrund: Arbeitgeber sitzen gegenüber Arbeitnehmern am längeren Hebel – es ist zwar einfach zu sagen, der Arbeitnehmer brauche den Vertrag ja nicht zu unterschreiben – ganz so einfach ist es aber nicht. Eine Abfindung von 300+ Mio. steht in keinem Verhältnis zum Einsatz die die Herren Ganoven erbringen, denn irgendwer bezahlt dafür letztendlich – seien es die Kunden, die Aktionäre oder die Arbeitnehmer. Und auch wenn das für einige hier neu ist: Gewinn wird nicht nur durch das Top-Management generiert sondern auch durch jeden einzelnen Arbeitnehmer in einem Unternehmen. Wieso soll der Gewinn also in einem so krass unangemessenen Verhältnis verteilt werden?
    just my 2 cents…

  • sebi

    @amak
    ich finde deine punkte generell vertretbar, denke aber, dass es nicht korrekt ist, zu behaupten, dass ein Manager seinen Schaden nur vor Aktionären, Gläubigern, Arbeitnehmern, etc. zu rechtfertigen hat. Jedes Unternehmen profitiert enorm von den (wirtschaftlichen) Infrastrukturen, die ein Staat zur Verfügung stellt und pflegt. Als Gegenleistung bezahlt die Firma steuern. Bricht nun die Leistung des Unternehmens aufgrund von Missmanagement ein, so entgehen dem Staat wichtige Gelder und es entsteht in meinen Augen ein Ungleichgewicht. Somit hat eine Top-Manager eines Großunternehmens auch eine Verantwortung gegenüber der unter dem Ungleichgewicht leidende Gesellschaft zu tragen. Somit wäre eine politische Mitbestimmung bei Gehältern ansatzweise rechtfertigbar.

  • feyzi

    @amak
    in keinster weise gehen meine ausführungen an deiner antwort vorbei. man schreit, dass sich der staat nicht in die lohnpolitik einmischen soll, aber für die konsequenzen möchte man dennoch nicht einstehen. die ubs wurde mit unseren steuergeldern gerettet. was tun sie jetzt? zahlen sich millionen löhne aus und drohen damit ins ausland zu flüchten, wenn stärkere regulierungen des bankensektors eingeführt werden. Sogar während der krise hat man löhne im millionenbereich ausbezahlt, obwohl stellen gestrichen werden mussten. wie es ruben schon dargestellt hat, wird sich der markt von alleine nicht regeln. deswegen braucht es grenzen und ein starkes zeichen gegen diese abzocker. was glaubst du, weswegen die intiative bei der bevölkerung so einen enormen zuspruch erhält? Das hat nichts mit neid zutun, sondern mit gesundem menschenverstand und mit einem ausgeprägtem gerechtigkeitssinn!

  • Ruben

    Es geht doch eigentlich gar nicht darum, dass man den Top-Managern die Löhne vorschreibt. Viel mehr gehts darum, dass sich die Löhne in den letzten Jahren nun mal so entwickelt haben, wies ganz sicher nicht gut ist. Und wenn diejenigen, die blind an den Markt glauben, nicht einsehen, dass der Markt eben nicht einfach alles regelt, muss man irgendwo eingreifen. Und wenn hier jemand den Lohn von Vasella mit höherer Verantwortung rechtfertigen will, dann kann ich nur noch lachen. Niemand kann so viel Verantwortung tragen, dass ein solcher Lohn gerechtfertigt wäre. Und zudem: Was trägt er denn für eine Verantwortung? Wenn er Scheisse baut, dann muss er halt gehen, kriegt dann noch ein Jahresgehalt oder so nachgeschmissen…

  • amak

    @feyzi: Deine Ausführungen gehen an meiner Antowort vorbei. Nochmals: Wieso soll die Politik über die Gehälter in der Privatwirtschaft bestimmen und aus welchem Grund sind hohe Löhne nicht gerechtfertigt? Wenn ein Manager aufgrund von Missmanagement bewirkt, dass eine Unternehmung (finanzielle) Probleme hat und vor die Hunde geht, soll er gerne dafür gerade stehen, aber bitte vor denjenigen Personen, welche den Schaden haben: Aktionäre, Gläubiger, Arbeitnehmer etc. Bedenke: Der Topverdiener verdient viel aufgrund eines Arbeitsvertrages, den auch der Arbeitgeber unterschrieben hat. Niemand zwingt den Arbeitgeber, einen Arbeitnehmer zu einem bestimmten Lohn einzustellen. Inwiefern ist ein Vertrag auf freiwilliger Basis also ungerechtfertigt?

  • Katrin Stutz

    Ich schliesse mich den Vorschreibern an, welche anmerkten, dass wie private Firmen die Löhne verteilen nicht Sache des Staates sein soll. Inwiefern der Lohn eines Top-Managers mit dem Mitarbeiter, welcher am wenigsten verdient, zusammenhängen muss/soll ist mir nicht ganz klar.

    Während der Vergleich Bundesrat CEO noch ganz gut ist, nehme man jetzt mal das Beispiel von dem Betreiber eines Restaurants in einer Schweizer Stadt und vergleiche dies mit zB Vasella. Bei Vasella geht es um mehr Geld, mehr Verantwortung, dann gibt’s halt mehr Geld. Eventuell ist die benötigte “Ausbildung”/
    Leistungsausweis/Opportunitätskosten für die CEO Posten auch anders ausgestaltet als jener anderer Führungspositionen um auf den Restaurantbesitzer zurückzukommen.

    Klar ist alle wollen stets möglichst viel vom Kuchen, allgemein würde ich jetzt aber sagen, dass es dein Schweizer Arbeitern doch ganz gut geht und dank GAV usw. auch keine Ausbeutung stattfindet (ausser vllt bei Praktikantenlöhnen oder Studijobs ;P).

  • Abzocker-Mänätscher

    Die Initiative ist eine reine Willküraktion. “Das Volk entscheidet” – Beliebter Slogan im Wahljahr – in der Praxis gefährlich, dumm und viel zu aufwendig. Und warum 1:12? Warum nicht 1:14 oder 1:9? Und wer spricht hier von Auslagern in ein anderes Land? Es reicht ja schon, wenn ich eine «Putz-AG» gründe, denn in jenem Unternehmen kann ich dann meine Putze einstellen, ihr 3000.- im Monat geben und weiterhin 75 Mio verdienen. Art. 110a genau lesen. Hier sind stümperhafte Idealisten am Werk, die meinen, mit Gesetzeskorsetten eine funktionierende Wirtschaft massregeln zu müssen.

    • Manuela Frey

      Aufgrund des, wie du teilweise schon aufgezeigt hast, doch eher unüberlegt und übertrieben erscheinenden Initiativinhalts und seiner Formulierung nehme ich an, dass auch die JUSO selbst nicht von einer Annahme der Initiative ausgeht. Wahrscheinlich ist dies nicht einmal das Ziel der JUSO. Denn durch eine sich provokant anhörende Volksinitiative wird nicht nur Aufmerksamkeit auf die JUSO gerichtet, sondern vor allem auch das Thema “Lohnpolitik” in den Fokus der nationalen Politik gerückt. Dies sind 2 wichtige Funktionen der Institution der Volksinitiative.
      Dass genügend Unterschriften für das Zustandekommen der Initiative gesammelt werden konnten, zeigt, dass sich das Schweizer Volk für das Thema interessiert und gibt dem Kern des Anliegens der JUSO Gewicht. Ich persönlich hoffe, dass deshalb mit der Initiative ein vernünftiger Gegenentwurf gereicht wird, welcher praktikabel und wirtschaftlich tragbar ist.

  • max

    Schlussendlich liegt es nicht am Staat einer Firma vorzschreiben, was sie mit ihrem erwirtschafteten Geld macht. Das ist alleine dem Inhabern (sprich Aktionäre) vorbehalten. Allenfalls müssten hier jedoch die Gesetzgebung oder Code of Conduct dahingehend angepasst werden, dass die Principle-Agent Problematik weiter entschärft wird.

    Der Darstellung der Autorin, dass pauschal alle doch so überbezahlte Manager durch ihre Entscheidungen an der Finanzkrise schuld sein sollen, kann ich nicht viel abgewinnen. Gerade Vasella’s Novartis erwies sich als sehr Krisenresistent und über Zeit als sehr stabiler Wert.

  • amak

    Woher nimmt sich die JUSO das Recht, die Löhne von Privatfirmen festzulegen? Eine Unterstützung der schwachen Einkommen mag unter Umständen gerechtfertigt sein, aber inwiefern soll eine Senkung der “Abzockerlöhne” für die Schweiz förderlich sein? Inwiefern hat ein schlechter verdienender, das Recht, zu fordern, ein gut verdienender soll weniger verdienen, solange er dadurch nicht besser gestellt wird? Würde die Initiative angenommen, würde sich das Salär von Vasellas Putzfrau wohl kaum verzehnfachen. Meiner Meinung nach spricht die unüberlegte Initiative aus reinem Neidgedanken und verfehlt jene Anliegen, für welche die linksorientierten Kräfte der Schweiz tatsächlich kämpfen müssten.

    • feyzi

      @amak
      es hat absolut nichts mit neid zu tun sondern damit, dass ein vasella 720x mehr verdient als der am wenigsten verdienende mitarbeiter von novartis. die löhne von top-manager sind um ca. 20% mehr gestiegen- die der normalen arbeiter 2-4%. so kann das nicht weiter gehen. diese bekommen sogar noch einen “goldenen fallschirm”, wenn sie eine firma in den sand gestzt haben und somit arbeitsstellen zerstören. erkläre mir bitte wie man so einen lohn rechtfertigen kann. trotz der wirtschaftskrise zahlen sich diese “ganoven”, anders kann ich das nicht bezeichnen, millionen während sie lächelnd stellen streichen.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

*

*