prisma: Wie bist du zu eSports gekommen?
LuBo: Ich habe immer gerne Videospiele gespielt, das schon als kleines Kind. Ich war immer die Person, die sich gerne mit anderen gemessen hat, das Spielen mit Freunden wurde zum Wettbewerb. So kam dann auch der Wettkampfgedanke dazu. Ich habe per Zufall einen Flyer für ein Turnier erhalten und habe mich angemeldet. Vor Ort schätzte ich die Atmosphäre, ich fand es toll, dass sich dort Gleichgesinnte in dem Rahmen ausgetauscht haben. Mit der Zeit wurde ich erfolgreicher und so hat sich das ergeben.
Du bist der erste schweizer vollprofessionelle FIFA-Spieler. Was hat sich verändert für dich im Vergleich zu Ihrer vorherigen Anstellung bei einer Bank?
Das war eine grosse Veränderung meiner Lebenssituation. Vorher war das Gamen ein Hobby, mit dem ich mein Sackgeld etwas aufbessern konnte. Nun ist es mein Beruf und mein Haupterwerb. Mein Bankalltag war nicht sehr abwechslungsreich. Nun habe ich keine normalen Bürozeiten mehr, mein Arbeitstage sehen oft anders aus: Zum Beispiel habe ich deutlich mehr Freiheiten in der Tagesgestaltung – auch wenn ich nicht weniger arbeite als zuvor bei der Bank. Als Profi-Gamer bin ich auch oft am Week-End an Turnieren im Einsatz.
Wie oft musst du trainieren, um auf diesem hohen Niveau zu bleiben?
Ich mache täglich drei Sessions à bis zu zwei Stunden, dies ist vor allem so, wenn eine neue FIFA Version erscheint. Nach zwei Stunden brauche ich eine Pause, denn es ist wirklich intensiv, man schaut sich Taktiken an und trainiert gewisse Dinge im Spiel. Danach ist man auch deutlich weniger kreativ, deshalb lege ich diese Pausen ein. Mir ist auch wichtig, dass ich neben dem Gamen auch andere Sachen mache, wie zum Beispiel Sport treiben. Die Sessions werden sich mit der Zeit aber etwas legen, wenn ich merke, dass ich in FIFA19 wieder auf höchstem Niveau mitspielen kann. Dann muss ich so trainieren, dass ich immer bereit bin für ein Turnier. Wenn ein solches näher kommt, steigt auch mein Trainingspensum.
Trainierst du hauptsächlich alleine oder mit deinen Teamkollegen, vielleicht sogar mit einem Trainer?
Ich trainiere hauptsächlich alleine im FIFA online Modus „Ultimate Team“, dann gibt es aber einerseits auch interne Trainingssessions mit Teamkollegen und andererseits habe ich auch andere Trainingspartner ausserhalb vom FCB.
Das Training im Ultimate Team ist sehr wichtig, denn die meisten unserer Turniere finden in diesem Modus statt, deshalb ist es wichtig, dort fit zu sein.
Von FIFA18 zu FIFA19 hat sich im Spiel einiges verändert. Wie ist das für dich als Profi spürbar, auch zum Trainieren?
In diesem Jahr war es eine ziemlich grosse Veränderung, vor allem die Schüsse haben sich stark verändert. In FIFA 18 fielen die meisten Tore nach einem Flachschuss, doch diese Tastenkombination hat in diesem Jahr eine neue Funktion. Es ist also ein Prozess, in dem ich mich neu ausrichten muss, denn vieles im eSports ist sogenannte „Muscle Memory“, viele Tastenkombinationen prägt man sich ein und laufen dann automatisch ab. Allgemein wurde das Spiel viel spektakulärer, für uns als Spieler aber auch für den Zuschauer. Das völlig überarbeitete Schusssystem ist also auch für mich eine Herausforderung. Das macht das Spiel aber auch interessant. Dazu hat das neue Schusssystem auch den sogenannten „Skill Gap“ vergrössert, also der Unterschied vom gewöhnlichen zum professionellen Spieler.
In den Fankurven verschiedener Clubs wird eSports oft kritisiert. Wie gehst du mit dem um?
Ich bekomme die Proteste natürlich mit. Es ist etwas Neues. Ich kann verstehen, dass gewisse Fangruppierungen da zurückhaltend sind. Ich versuche mein Bestes, die Klischees, die vorhanden sind, nicht zu repräsentieren und mache mir nicht zu viele Gedanken darüber.