Peitsche: Die Engel mit den grünen Westen

Der Name dieser Rubrik würde es nahelegen, sich über den Film auszulassen, der gerade in aller Munde ist. Darauf verzichten wir. Es geht also nicht direkt um Leute, die Peitschen schwingen, obwohl sie es gerne tun würden, sondern um die Engel der Prüfungsphase. Mit ihren grünen Westen, die sie voller Stolz tragen, schreiten sie durch die verwinkelten Gänge der Universität. Böse Zungen behaupten, es genüge, einmal die Macht einer Prüfungsaufsicht gespürt zu haben, und schon wäre man von einer inneren Gier nach mehr verdorben. Die neongrünen Westen, die in irgendeinem Paralleluniversum auf jeden Fall die Bezeichnung «stylisch» verdient hätten, werden nicht mehr ausgezogen. Vorteil: Bei einem Autounfall ist man bereits vorbildlich gewappnet. Schliesslich werden zehn Minuten nach eigentlichem Beginn der Prüfung die Türen geöffnet. Man kann sich auf der Suche nach dem Raum schon mal leicht verirren. Die für die Verspätung Verständnis zeigenden Studenten strömen hinein in das Reich der Paragraphenreiter, in dem diese die höchste Instanz darstellen und sogar Grundrechte wie auf die Toilette gehen zu dürfen eingeschränkt sind. Das Merkblatt über die erlaubten Hilfsmittel wird voller Freude heruntergeleiert. Man hat sich das vorher natürlich noch nie durchgelesen, darum sind die nervösen Studenten alle sehr froh, dies nun zu hören. Mir läuft sogar eine einzelne Träne die Wange herunter, so glücklich bin ich darüber. Endlich darf man beginnen, und ich reisse mein Couvert wie das Geschenkpapier an Weihnachten auf. Geduld ist eine Tugend, sag ich euch.


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