Praxis – das braucht und kriegt das Jus-Studium jetzt endlich

Was machen drei ambitionierte Jus-Studenten an der HSG am besten, die mehr Praxis in der Lehre wollen? Genau. Sie holen sie sich selbst auf den Campus. Willkommen bei der Law Clinic an der Universität St. Gallen.

Ilayda Baris, Tommaso Giardini und Chiara Bolter (v.l.). (Foto: Michel Canonica, Tagblatt)

Was Ilayda Baris, Tommaso Giardini und Chiara Bolter auf die Beine gestellt haben, ist unter vielen Gesichtspunkten beeindruckend. Natürlich waren sie dabei nicht ganz alleine: Auf dem Weg von der Idee bis zur Gründung haben sie die Professoren Schindler, Müller-Chen und Brändli von Seiten der Law School unterstützt. Frau Rechtsanwältin Cottinelli hat als Arbeitgeberin und persönliche Unterstützerin der jetzigen «Law Clinic» Co-Präsidentin Ilayda Hilfe geleistet. Im Gespräch wird schnell klar, dass das Projekt dem beruflichen Fortkommen der Jus-Studenten grosse Hilfe leisten wird und auch schon vor der Gründung geleistet hat: «Als mir Ilayda beim Bewerbungsgespräch eher nebensächlich von diesem Projekt erzählt hat, war ich begeistert von der Sache», erzählt Cottinelli beim Apéro am Kickoff des Vereins. Auch aufgrund dieses Engagements habe sie Ilayda am Ende angestellt.

Dass es im Jus-Studium mehr Praxis braucht, darüber sind sich alle Anwesenden sofort einig. Die «Law Clinic» bietet hier Abhilfe. Die Mitglieder bieten eine unentgeltliche Rechtsberatung an. Von Studenten, für Studenten, sowie auch für externe Personen, die keinen Bezug zur Universität haben. Auf den Gebieten des Arbeits-, Verwaltungs-, Miet- und Sozialversicherungsrechts wollen sie eine erste Anlaufstelle sein und Orientierungshilfe bieten. Sie übernehmen ebenfalls die Rechtsberatung, welche bisher die SHSG angeboten hat. Sie wollen für die einfacheren Fälle eine kostenlose Anlaufstelle darstellen und wenn nötig an Anwälte weiterverweisen.

Eine erste Lektion im Anwaltsgeschäft haben sie bereits gelernt: Versicherungen spielen eine riesige Rolle. Ohne die Zusage einer massgeschneiderten Haftpflichtversicherungslösung wäre das Projekt unmöglich gewesen. Die Akkreditierung scheiterte im ersten Anlauf, die SHSG hat sie zurückgewiesen und die drei Pioniere wollten das Projekt schon fast begraben. Dank ihrem Durchhaltevermögen konnte das Projekt nun doch mit einem Jahr Verspätung starten. Aktuell läuft die Zusammenarbeit gut. Das Resultat kann sich sehen lassen. «Die ersten Fälle sind bereits auf dem Tisch und in Bearbeitung», sagt Co-Präsidentin Chiara Bolter.

Auch vom St. Galler Anwaltsverband kommt Zuspruch, wie das Tagblatt berichtete. Dessen Präsident Michael Nonn bestätigt auf Anfrage des Tagblatts: «Der SGAV steht dem Projekt der ‹Law Clinic› grundsätzlich positiv gegenüber und begrüsst es insbesondere, da auf diese Art und Weise interessierte Studierende schon während ihres Studiums Einblick in die alltägliche Praxis der Rechtsberatung erhalten.»

Dadurch hätten sie nach dem Abschluss des Masterstudiums einen Wissens- und Erfahrungsvorsprung, den sie im Anwaltspraktikum nutzen könnten. Ab kommendem Jahr startet der SGAV deshalb einen Pilotversuch, der nach einer Mitgliederumfrage beschlossen wurde. Im Rahmen der vom Anwaltsverband angebotenen unentgeltlichen Rechtsauskunft sollen auch Mitglieder der «Law Clinic» teilnehmen können – als Zuschauer, ohne Beratungstätigkeit.

Wer sich nach dem Studium ernsthaft als Anwalt sieht, hat nun also eine neue Pflichtadresse: Die «Law Clinic». Erreichbar unter: www.lawclinic-hsg.com


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