«Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl!»

Peter Uebelhart arbeitet seit 2001 bei KPMG und ist Head of Tax, Legal, BOS sowie Mitglied der Geschäftsleitung. prisma besuchte ihn in Zürich zum Gespräch über seine Karriere, das Studium und den Unichor.

An einem noch immer ziemlich frischen Frühlingstag besuchen wir Peter Uebelhart in seinem Büro in Zürich. Er arbeitet seit 2001 für KPMG und ist seit Herbst 2012 Head of Tax, Legal, BOS sowie Mitglied der Geschäftsleitung. Gemeinsam setzen wir uns in eines der nach den grossen Wirtschaftsadressen benannten Besprechungszimmer – unseres heisst Oxford Street – und bitten den HSG-Alumnus zum Gespräch.

Steuern und KPMG

Gleich zu Beginn wollen wir wissen, wie man als Steuerfachmann zu KPMG komme, schliesslich sei das Unternehmen doch eher für Wirtschaftsprüfung bekannt. «Das ist eine spannende Aussage, die Sie da machen», entgegnet Uebelhart. Für ihn ist die Steuerberatung nämlich ebenso sehr KPMG wie die Wirtschaftsprüfung. Der Bereich Tax gehört neben Audit und Advisory seit jeher zu den drei grossen Standbeinen von KPMG und ist für gut einen Drittel des Umsatzes verantwortlich. In der Schweiz sind etwa 350 Angestellte im Steuerbereich tätig. Ergänzt werden diese durch Mitarbeitende aus den Bereichen Legal und Treuhand. «Viele Unternehmen gliedern heute beispielsweise die Lohnbuchhaltung vollständig aus. Hier sind wir ein kompetenter Ansprechpartner», erläutert Uebelhart.

Ein Grossteil der Kunden im Steuerbereich sind juristische Personen. Im sogenannten Bereich «International Executive Services» werden aber auch natürliche Personen betreut. Ziel ist es, weltweit vernetzten Unternehmen dabei zu helfen, ihre Mitarbeiter rund um den Globus einzusetzen und diese möglichst von administrativen Hürden fremder Rechtsordnungen zu entlasten. «Die Manager unserer Kunden sollen ihre Managementtätigkeit ausüben und nicht darum bemüht sein, Abklärungen über die Steuerpflicht treffen zu müssen.» Daneben werden aber auch vermögende, internationale Privatkunden betreut.

Fachwissen und Geduld

Gerade diese Internationalität verlangt natürlich nach einem enormen Fachwissen, welches sich erst über die Zeit bildet. «Das erforderliche Know-how im Bereich Tax muss man sich erarbeiten. Vieles ergibt sich aus der Erfahrung, die gesammelt werden muss.» In diesem Sinne müsse man sich auch die nötige Zeit hierfür geben. «Erfahrungen zu sammeln und sich weiterzubilden erfordert einiges an Geduld und Zeit; aber letzten Endes macht es auch Spass, am eigenen Marktwert zu arbeiten.» Ferner gibt es gerade im Steuerwesen eine starke Entwicklung hin zu einem hohen Spezialisierungsgrad. Man werde heute nach dem Studium nicht mehr einfach Steuerexperte, erklärt Uebelhart, sondern bilde sich darüber hinaus in einem bestimmten Bereich weiter. Gerade hier sieht er die grosse Chance für eine Vertiefung nach dem Studium: «Wir haben sicherlich ein interessantes Kundenportfolio und eine gute Mitarbeiterstruktur, sodass Sie Ihre Weiterbildung zum Wirtschaftsprüfer oder Steuerexperten ideal bei KPMG starten können.»

Wir wollen von Peter Uebelhart auch wissen, wieso er sich selbst für den Bereich Steuern entschieden hat. Die Geschichte beginnt mit der Wahl seines Studienortes, erzählt er uns. Seine Entscheidung für die Universität St. Gallen hat massgeblich mit der Möglichkeit zusammengehangen, im ersten Jahr noch «zweigleisig» mit Jus und Wirtschaft fahren zu können. «Ich wusste damals wirklich nicht, was ich studieren wollte.» Schliesslich hat er sich dann für einen BWL-Lehrgang entschieden und sich im Finanz- und Rechnungswesen spezialisiert. Gleichwohl interessierten ihn die juristischen Aspekte und so entschied er sich dafür, seine Diplomarbeit im Bereich der wirtschaftlichen Doppelbelastung durch Steuern zu schreiben. «Wenn Sie im Steuerbereich arbeiten wollen, brauchen Sie immer etwas von beidem: juristischen Sachverstand und sprachliches Geschick, aber auch ein Flair für Zahlen», schildert der Experte; etwas, das ihn selbst bis heute bei seiner täglichen Arbeit begleitet.

Neben Studium und Arbeit

Meistens reiht sich in Peter Uebelharts Agenda eine Besprechung an die andere. «Es kommt bisweilen vor, dass ich sechs bis zehn Termine pro Tag habe.» Da fragen wir uns natürlich, womit er abends abschalten kann. Peter Uebelhart verbringt seine Zeit sehr gerne mit der Familie oder beim Sport. Die Prüfungsvorbereitungen mit seiner Tochter – zum Beispiel für einen Test über die Bronzezeit – helfen ihm ebenso bei der Entspannung wie die Zeit auf dem Fahrrad, auf dem Golfplatz oder beim Tennisspielen. Während seiner Studienzeit engagierte sich der heutige Alumnus beim Unichor. Diesem Hobby könne er heute aber kaum mehr nachgehen – es fehle schlicht und ergreifend die Zeit dazu. «Die Gesangsausbildung bringt mir heute vor allem etwas, wenn ich vor mehr als fünf Leuten etwas sagen muss», scherzt Uebelhart.

Das Thema «Work-Life-Balance» ist dem Geschäftsleitungsmitglied sehr wichtig. Es sei nicht immer einfach, sich im Spannungsfeld zwischen erwartungsvollen Kunden und der persönlichen Erholung zu organisieren. Uebelhart empfiehlt deshalb, auch privat – mit Freunden, Familie oder mit sich selbst – Termine zu vereinbaren. Diese gilt es dann ebenso ernst zu nehmen wie geschäftliche Vereinbarungen. «Wenn ich mal wieder zu spät komme, erinnert mich meine Frau gerne, bei Kunden käme dies ja auch nicht vor, und sie hat damit recht», schmunzelt Uebelhart. Er selbst legt grossen Wert darauf, dass auch seine Kolleginnen und Kollegen Aktivitäten ausserhalb der Firma nachgehen; gerade wenn man mehr als 40 Stunden pro Woche arbeitet. «In Mitarbeitergesprächen habe ich den Leuten auch schon gesagt: ‹Sucht euch ein Hobby!›. Die Arbeit ist für mich ein Marathon, kein 100-Meter-Lauf; es nützt nichts, wenn Sie schon nach kurzer Zeit ausgelaugt sind. Zudem pflegen wir bei KPMG keine «Langarbeitsmentalität »; es interessiert am nächsten Morgen niemanden, ob Sie bis 23 Uhr hier waren, jeder Mitarbeiter muss selbst wissen, wo seine Grenzen sind.»

Ein Blick in die Zukunft

Gegen Ende unseres Gespräches fragen wir Peter Uebelhart nach seinen eigenen Zukunftsplänen. Für ihn ist klar, dass er zunächst einmal sechs bis acht Jahre weiter in seiner aktuellen Rolle bleiben wird. Danach sieht er mehrere Möglichkeiten. Eine davon ist die «Rückkehr» ins Kundengeschäft – einem Bereich, dem er heute noch nachzugehen versucht, was zeitlich aber manchmal schwierig ist. Eine weitere Option ist, etwas komplett anderes zu machen und eine dritte, sich innerhalb von KPMG weiterzuentwickeln.

Uns Studenten rät er für die Zukunft zwei Dinge. Wenn immer möglich, soll man die Gelegenheit nutzen, ein Unternehmen persönlich kennenzulernen, sei dies an Workshops, an Karrieremessen oder – wie er selbst dies auch nach der Matura in der Finanzabteilung eines Rohstoffunternehmens gemacht hat – während eines Praktikums. Vieles davon hilft bei der Entwicklung des persönlichen Bauchgefühls. Der zweite Tipp schliesst sich gerade an: «Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl! Sie dürfen zwar gerne eine Entscheidungsmatrix ausfüllen, aber letzten Endes wird Ihnen Ihr Bauch den richtigen Weg weisen.»


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