Vom Gründercontainer zum Bibliothekscontainer

Lange Zeit war er die Heimat von Vereinen wie START, TEDxHSG und MUN sowie verschiedenster HSG-Startups: Der Gründercontainer. Doch Ende April ist plötzlich jeglicher Unternehmerspirit und studentischer Tatendrang in den Containern verflogen.

Symbolbild: So hätte der Rauswurf ausgesehen, wären die Studierenden auf dem Campus gewesen.

Ihr als Studierende, welche wahrscheinlich seit März nicht mehr auf dem Campus wart, fragt euch nun wohl: Was ist passiert? Aber rollen wir doch mal die ganze Geschichte des Gründercontainers von vorne auf.

Der Rückblick

Am 22. Mai 2012 wurde der Gründercontainer, damals sogar noch als PwC-Gründercontainer bekannt, eröffnet. «Ein fester Raum, in dem Studenten und Studentinnen der HSG ihre Geschäftsideen ausarbeiten können», war der Initialgedanke dahinter. Ob Vereinsbüro, Startup-Office, Workshop-Raum oder Event-Location: Der Gründercontainer war für Studierende mit innovativen Ideen da.

Nachdem die zweijährige Zusammenarbeit mit PwC beendet war, wurde der hintere Gründercontainer, den wir heute kennen, von der HSG übernommen, der vordere wurde wieder entfernt. Das obere Stockwerk wurde von da an von Startup@HSG (früher noch HSG Entrepreneurship Campus) verwaltet. Das untere Stockwerk hingegen wurde von der Studentenschaft übernommen. Startup@HSG vermietete die Hälfte ihres Stockwerks dann an START, die andere Hälfte wurde für Startups von Studierenden bereitgestellt. Das untere Stockwerk wurde von der SHSG an Vereine vermietet, welche auf der Suche nach einem passenden Büro auf dem Campus waren.

So weit, so gut. Ausser vielleicht, dass es nie genügend Büros gab für alle Vereine und Startups und es somit immer eine grosse Warteliste gab. Aber das Platzproblem der Uni soll nun nicht Thema dieses Artikels sein. Oder doch?

Die Veränderung

Ende März erhielten Startup@HSG und die SHSG plötzlich eine Information des «Ressort Immobilien» der HSG. Aufgrund der Umbauten am Bibliotheksgebäude muss die Bibliotheksadministration umziehen. Da auf dem Campus sonst kein Platz sei, werden die Räume im Gründercontainer gebraucht – und zwar alle. Bis zum 30. April mussten die Büros geräumt werden. Die Aufgabe, den Vereinen und Startups diese Hiobsbotschaft zu überbringen, sollte am besten gerade Startup@HSG und die SHSG selber übernehmen. Den Umständen entsprechend war der Aufschrei bei den Vereinen und Startups gross. Vier Wochen für einen Umzug – und das in dieser höchst aussergewöhnlichen Zeit, zu welcher sich kein Student mehr auf dem Campus befand – sind nicht gerade viel. Nachdem die SHSG dann das Gespräch mit der HSG gesucht hatte, bot diese an, das gesamte Material für den Umzug bereitzustellen und den Umzug im Zweifelsfall auch zu übernehmen. Die Vereine sollten anschliessend abklären, ob sie in der Lage wären, mit den in St. Gallen verbliebenen Mitgliedern, unter Einhaltung der vom Bund aufgestellten Regeln, ihr Büro zu räumen. Falls nicht, konnten sie sich bei der SHSG melden und diese hätte den Umzug für sie organisiert. Dies schrieb jedenfalls die SHSG auf Anfrage. Einige Vereine waren sich jedoch dieser Option nicht bewusst und mussten Hals über Kopf eine Lösung organisieren, damit alles bis zum 30. April in Sicherheit gebracht werden konnte.

Die Alternative

Doch wohin nun mit den Vereinsbüros nach dem Rauswurf aus dem Gründercontainer? Dafür hat sich die SHSG eine Lösung – oder nennen wir es lieber eine Alternative – ausgedacht. Da die HSG Stiftung im Januar ein Gebäude an der Rosenbergstrasse 51 – direkt neben der Fachhochschule – gekauft hatte, um dem Platzproblem auf dem Campus entgegenzuwirken, schlug die SHSG diese Lokalität vor. An dieser soll nämlich neu «theHub», angelehnt an «theCo», entstehen: Ein Ort, an welchem sich Vereine und Startups begegnen sollen. Im Mai konnten sich die Vereine für die Büros an der Rosenbergstrasse 51 sowie Lagerräume an der Rosenbergstrasse 30 mit einer Begründung, wieso genau sie diese Lokalitäten beanspruchen wollen, bewerben. Interessant an dieser Stelle: Die SHSG kommuniziert die Kriterien bei der Auswahl nicht öffentlich, «um Verfälschungen der Bewerbungen zu vermeiden». Auf Anfrage bestätigte die SHSG jedoch, dass alle Vereine, welche ein Büro im Gründercontainer hatten, beziehungsweise nun ein neues benötigen, eines an der Rosenbergstrasse 51 zugeteilt bekommen hätten. Ausnahme: Aufgrund der Grösse des Vereins und des massiven Lagerbedarfs befinden sich die Büros von START an der Rosenbergstrasse 30.

Die Legitimität

Seit Anfang Juni sind somit die Vereine in ihren neuen Büros unten in der Stadt zu Hause und Anfang September folgen dann auch die Startups. Doch gehören sie da wirklich hin, nachdem der Gründercontainer so lange ihre Heimat war?

Zur Verteidigung der HSG muss man sagen, dass sie in den letzten Jahren immer wieder betont hat, dass die Büros im Gründercontainer ein Privileg seien, die Vereine jedoch nicht grundsätzlich Anrecht darauf hätten. Dies war unter anderem der Grund, wieso die Verträge für die Büros auch immer auf ein Jahr beschränkt waren. Somit ist es aus der Sicht der HSG auch legitim, den Vereinen die Büros zu kündigen, wenn diese an einer anderen Stelle dringender gebraucht werden.

Es bleibt jedoch die Frage, wieso die HSG dies erst einen Monat vorher kommuniziert hat. Der Umbau des Bibliotheksgebäudes war doch schon lange geplant. Unerwartete Änderung, schlecht geplant oder vielleicht doch beabsichtigt, um die Gegenwehr möglichst klein zu halten? Während eine Anfrage des prisma an das «Ressort Immobilien» der HSG unbeantwortet blieb, erläutert Florian Wussmann, ehemaliger Studentenschaftspräsident und Präsident der Infrastructure Initiative der Studentenschaft: Der Umzug einiger Startups und Vereine in die Stadt war schon länger geplant. Allerdings sollte der Prozess natürlich nicht so kurzfristig vonstattengehen. Da jedoch der Kanton, als Verantwortlicher des Bibliothekumbaus, entgegen der Planung keinen anderen Platz für die Bibliotheksadministration als den Gründercontainer zur Verfügung stellen konnte, musste die SHSG kurzfristig umplanen.

Die Zukunft

Geplant ist nun, dass die Bibliotheksadministration für zwei Jahre im Gründercontainer arbeitet. Dann sollen die Umbauarbeiten abgeschlossen sein und die Mitarbeitenden können wieder in das Bibliotheksgebäude zurückkehren. Doch was passiert nach diesen zwei Jahren mit dem Gründercontainer? Dazu gibt es schon das ein oder andere Gerücht, mehr dazu lest ihr aber auf der letzten Seite.


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