Von Party Chicks und asozialen Gebärden

Kennt ihr Bonaparte? Also nicht den korsischen Giftzwerg auf der Weichkäsepackung, sondern die gleichnamige Berliner Band. Die ist ebenso mitreissend und brachte, flankiert von tanzenden Tieren, das Zürcher «Mascotte» zum Kochen.

Schwitzende und keuchende Menschen springen sich an. Sie rammen ihren Nachbarn die Ellenbogen ins Gesicht. Schreien, röcheln. Ab und zu fällt einer auf den klebrigen Fussboden, schiesst aber gleich wieder hoch. Im Saal herrschen tropenartige Luftverhältnisse und auf der Bühne spielt sich Sonderbares ab: Ein kleiner Mann mit Katzenperücke und Trainerhosen brüllt hysterisch «Anti, Anti» ins Mikrofon, während der Indianer im Lendenschürzchen wie wild aufs Schlagzeug eindrescht und das leuchtende Knochengerüst sich unanständig an der halbnackten Blondine neben dem Bassspieler zu schaffen macht. Das ist der Auftritt von Bonaparte im Zürcher Club Mascotte.

Groteske Erscheinung

Bonaparte ist eine junge Band aus Berlin. Ihren Stil bezeichnen sie als «attention deficit disorder muzik». Auf dem Plakat im Mascotte steht zwar Elektropunk, aber das wird der Musik dieser Jungs nicht gerecht. Ihre Songs tragen Namen wie «I took the pill», «Blow it up» oder «Ego». Wie gesellschaftskritisch die Titel auch klingen mögen, meist verlieren sich die Stücke längerfristig in einem lauten, absurden Klangspektrum, das umrahmt ist von bürgerlicher Allgemeinbildung und asozialen Interjektionen. Bonaparte ist anders als das meiste, was sonst auf dieser Bühne steht. Nicht so anders wie Psychadelic Trance, aber anders genug, um als groteske Erscheinung im CD-Regal aufzufallen.

Kuriose Wesen

Doch Bonaparte hört niemand auf CD. Denn die Stärke der wilden Truppe sind ihre Live-Auftritte. Nebst den vier Musikern schwirren während des ganzen Konzerts irgendwelche kuriosen Wesen auf der Bühne herum: Ein hellblau gekleideter Zirkusartist, der sich mit einem Zepter wie verrückt auf den goldenen Helm schlägt, ein rosa Hase oder ein wandelnder Kürbis. Die Auftritte der Berliner sind mindestens so absurd wie ihre Musik. «You know Churchill, but I know Kill Bill; you know Tolstoi, but I know Playboy; you know politics, but I know party chicks», singt der Mann mit der Katzenperücke und die Meute im kleinen Zürcher Club tobt.


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