«Willkommen bei den Rileys»

Die Charakterstudie über drei völlig verschiedene Menschen überzeugt mit Einfühlsamkeit

Vielleicht könnten Doug und Lois ein perfektes amerikanisches Ehepaar sein, vielleicht waren sie es einmal. Das Schild an ihrer Haustür lässt das zumindest erahnen. «Welcome to the Rileys » steht darauf, doch besonders einladend wirkt ihr Leben nicht. Lois hat das Haus seit Jahren nicht mehr verlassen, Doug führt seit Längerem eine Affäre. Die beiden sind seit 30 Jahren verheiratet, kommunizieren aber nur noch auf einer oberflächlichen, belanglosen Ebene miteinander, als versuchten sie, sich von jeglichen Gefühlsregungen abzukapseln. Der Grund dafür wird bald ersichtlich: die gemeinsame Tochter kam vor acht Jahren bei einem Autounfall ums Leben, seither verstaubt das Kinderzimmer unberührt, wie als Symbol für all die unverarbeiteten und unausgesprochenen Emotionen.

Als Doug beruflich für ein paar Tage nach New Orleans fliegt, landet er auf einer nächtlichen Tour durch die Stadt in einem Stripclub und trifft dort die junge Prostituierte Mallory. Sie kann nicht nachvollziehen, dass er sich nur mit ihr unterhalten möchte. Unnachvollziehbar ist für sie auch das Angebot, das er ihr später macht: Er zahlt ihr täglich 100 Dollar, wenn sie ihn dafür bei sich wohnen lässt. Einfach so, ohne sexuelle Gegenleistungen. Schnell wird klar, dass Doug nicht bei Mallory wohnen möchte, weil er keine Hotels mag; er will sie retten. Währenddessen hält Lois die Einsamkeit in dem Haus mit dem einladenden Türschild nicht mehr aus und macht sich eigenständig auf den Weg nach New Orleans.

Das klingt nach dem Zusammenwachsen einer neuen Familie, nach tränenreichen Gesprächen mit abschliessendem Happy-End, doch – soviel darf verraten werden – so kommt es nicht. Dies ist eben nicht Pretty Woman. Die Hauptcharaktere sind zwar allesamt aufgrund ihrer Erfahrungen gebrochene und verletzliche Figuren, aber sie haben dennoch ihre ganz eigenen Interessen. So ist «Willkommen bei den Rileys» vor allem eine bewegende Charakterstudie über drei Personen, deren Lebenswege sich eine Zeit lang überschneiden. Dass das funktioniert, ist auch den ausgezeichneten schauspielerischen Leistungen zu verdanken. Gerade Kristen Stewart beweist mit ihrer überzeugenden Darstellung der fluchenden, launischen und gleichzeitig hilfsbedürftigen Stripperin, dass sie als verschreckt guckende Vampirliebhaberin völlig überqualifiziert war. In Zukunft mehr Mallory und weniger Bella, bitte…

Willkommen bei den Rileys

110 Minuten
Erschienen: 2010
Regie: Jake Scott
Besetzung: James Gandolfini, Kristen Stewart, Melissa Leo u.a.


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