Wo sind denn nun die ganzen Parkplätze?

Oder: Die Schwierigkeit der Satire.

Difficile est saturam non scribere – es ist schwierig, keine Satire zu schreiben, stellte der grosse römische Satirendichter Juvenal angesichts des ihn umgebenden gesellschaftlichen Umfelds schon vor knapp 2’000 Jahren fest. Lässt man heute seinen Blick durchs B-Foyer der HSG schweifen, gelangt manch einer durchaus zu ähnlichen Schlüssen. So z. B. Max Winkler, Teilnehmer der prisma-Umfrage zum Thema «Ist die HSG Elite?» (prisma Nr. 321). Sein Statement persifliert die vorhandenen Klischees, mögen sie nun auf real existierenden Tendenzen beruhen oder nicht, und steigert sie ins vermeintlich Absurde:

«Mein Vater hat mir im vergangenen Sommer freigestellt, wohin ich gehe – Mannheim oder St. Gallen. Aber da er selbst früher an der HSG war, bin ich dann doch hierher gekommen. Dass die HSG Elite ist, versteht sich ja von selbst. Doch manchmal, wenn ich mich im B-Foyer so umschaue, wundere ich mich schon, was da so rumläuft. Woran die HSG aber noch arbeiten muss, ist die Parkplatzsituation. Für ein anständiges deutsches Auto ist da einfach kein Platz! Das ist jedenfalls wenig elitär …»

Deutlich interessanter als der Wortlaut seines Kommentars sind allerdings die Reaktionen einiger prisma-Leser darauf. So existiert mittlerweile unter dem sprechenden Titel «Mehr Behindertenparkplätze für Max Winkler» eine eigene Facebook-Gruppe, die bei Redaktionsschluss bereits 89 Mitglieder zählte.

Die Empörung in den Forumsbeiträgen ist gross: Fremdschämen für den arroganten Max und vereinzelt sogar pauschale Ressentiments gegen die studentischen Migranten aus dem grossen Nordkanton. Andererseits aber auch Sportsfreunde, die Max’ Faden aufgreifen und ihn mit Kommentaren wie «Mit Parkplätzen beschäftige ich mich eigentlich nicht … aber ich glaube, mein Fahrer hat bisher immer was gefunden!» weiterspinnen. Als Titelbild der Gruppe fungiert übrigens ein kreativ gestalteter Steckbrief, der für den Kopf von «Max dem Pinkler» eine Belohnung von einem Dollar aussetzt.

Natürlich freut sich die prisma-Redaktion über starke Resonanz auf Magazinbeiträge. Auf der anderen Seite mutet es jedoch beängstigend an, wenn ein derart überzogener Beitrag von einer ganzen Reihe intelligenter Studenten für bare Münze genommen wird. Max’ Beitrag scheint also zumindest ein Körnchen Wahrheit zu enthalten. Kurzum: eine gelungene Satire.


Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

*

*