Der Weg zur neuen Lernplattform war lang und steinig. Eigentlich sollte die gesamte Universität ab dem Herbstsemester 2018 auf die fronter-Nachfolgeplattform ItsLearning migrieren, doch dann kam alles anders. Der Anbieter «Canvas», der vor allem im angelsächsischen Raum sehr präsent ist, hat die öffentliche Ausschreibung der HSG gewonnen. Überzeugt haben vor allem die technischen Features und Schnittstellen von Canvas: Über die Plattform sollen Mails abgewickelt, Videokonferenzen geführt und Kursmaterialien «on the go» zugänglich gemacht werden können. Durch einfache Bedienung sollen Studierende intuitiv navigieren können.
Kleiner Fisch im grossen Teich
«Die Entscheidung zwischen Canvas und ItsLearning ist uns nicht ganz leicht gefallen. Es stellte sich mitunter auch die Frage, ob man lieber ein kleiner Fisch im grossen Teich oder ein grosser Fisch im kleinen Teich sein will», sagt Jacqueline Gasser-Beck, Leiterin des Teaching Innovation Lab. Denn mit Canvas setzt man auf den gleichen Anbieter wie weltbekannte US-amerikanische Universitäten. Trotz begrenzter Einflussmöglichkeiten auf neue Plattform-Features hat die HSG dank des offenen technischen Standards die Möglichkeit, die Plattform ihren Bedürfnissen anzupassen. Dies schlägt sich auch im Preis nieder. Für Canvas soll gemäss zuverlässigen Quellen pro Studierenden rund doppelt so viel ausgegeben werden wie mit der bestehenden Plattform fronter.
Das grösste Problem mit Canvas ist nicht die Plattform selbst, sondern die Überzeugungsarbeit, welche geleistet werden muss, um die Dozierenden an Bord zu holen. Laut Gasser-Beck seien einige Innovatoren von Anfang an Feuer und Flamme gewesen, während sich andere gegen ein neues LMS, welches technisch schier unbegrenzte Möglichkeiten bietet, eher kritisch geäussert haben. Die Befürchtung: Vertrauliche, im Rahmen der Vorlesung geäusserte Informationen und Meinungen würden an die Öffentlichkeit gelangen und somit die Preisgabe von unternehmensinternen Geschichten und persönlichen Meinungen einschränken.
Auch Florian Wussmann, studentischer Vertreter im Projektleitungsausschuss für die neue Lernplattform, sieht das grösste Problem darin, dass die Dozierenden sich weigern, die von der Plattform gebotenen Möglichkeiten zu nutzen. «Die grösste Herausforderung wird es sein, skeptische Dozierende von der einfachen Bedienbarkeit der Plattform und deren Chancen für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Lehre zu überzeugen.»
Ehrgeiziger Zeitplan
Innerhalb eines Jahres soll Canvas voll funktionstüchtig sein und alle Kurse über die Plattform abgewickelt werden. Dies ist laut Jacqueline Gasser-Beck äusserst ehrgeizig: «Andere Universitäten brauchen für die Integration drei Jahre, wir wollen es in einem schaffen.» Sodann soll Canvas für alle Studierenden der HSG im Herbstsemester 2019 eingeführt werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Plattform nach dem aufwendigen Prozess hält, was sie verspricht.
Knapp zwei Monate später und die Diskussionen um die Einsicht in die Marketing-Klausur laufen immer noch. Am 5. März dieses Jahres drängten rund 350 Studierende in das Audimax, zum Teil enttäuscht, zum Teil erpicht darauf, Punkte herauszuholen. Erstes Stirnrunzeln bereitete der Umstand, dass jeweils einzeln Eintritt gewährt wurde und sich die Einsicht so unvorhersehbar hinauszögerte. Ein Jahr zuvor war die Schlange sogar noch länger gewesen, solche «Verbesserungen» sieht man allerdings nur, wenn man sie aus dem Blickwinkel der Verantwortlichen betrachtet.
«45 Minuten für nix angestanden…», kommentierte ein genervter Student. Die Studierenden schienen den Grund zu erkennen: Man solle doch endlich mehr als die 50 festgelegten Plätze vorbereiten, der grösste Vorlesungssaal der HSG fasse ja mehrere hundert Personen. So einfach sei das leider nicht, erklärt Professor Tomczak dem prisma die begrenzte Sitzordnung. Bei einer zu grossen Anzahl an Studierenden verlieren die Assistenten eher den Überblick, gerade wenn sie noch mit Einzelpersonen in Diskussionen verwickelt seien. Da steige auch die Möglichkeit zu schummeln, was man natürlich unter allen Umständen vermeiden wolle.
Dazu gehört auch, dass Unterlagen, Mäntel und Schreibzeug draussen bleiben müssen, wofür die meisten Studierenden Verständnis haben. Optimieren könne man auf jeden Fall auch diese Bedingung, merkt Florian Wussmann, Vorstand Interessenvertretung der Studentenschaft, an. Inputs wie Lernunterlagen zuzulassen, damit die eigene Prüfungsvor- und Nachbereitung verbessert werden kann, sowie grüne Kugelschreiber für Notizen bereitzulegen, habe er bei einem Gespräch mit Prof. Tomczak und seinem Assistenten einfliessen lassen. Über Social Media wie Facebook und die Studentenapp Jodel sei man sich bei der SHSG der Problematik bewusstgeworden, gleichzeitig hätten sich einige Kommilitonen direkt an ihn als Interessensvertreter gewendet. Aus diesem Grund habe er aktiv den Dialog mit den Verantwortlichen gesucht und schliesslich ein einstündiges Gespräch über die Hintergründe der einzelnen Rahmenbedingungen sowie Optimierungsvorschläge geführt.
Offene Kommunikation
29 Studierende brachten ihr Anliegen noch während der Einsicht an oder wandten sich an den Assistenten der Vorlesung, wozu man bei weitergehenden Fragen gemäss Merkblatt auch aufgefordert worden war. Nach sorgfältiger Prüfung der Anfragen wurden an drei Nachmittagen weitere Termine vereinbart und detaillierte Auskunft zur Prüfung, den Korrekturen und Lösungen gegeben. «Wir müssen solche Optionen beim nächsten Mal besser kommunizieren», meint Professor Tomczak dazu. Es reiche nicht, das Merkblatt nur in der Warteschlange durchzureichen.
Dass bei inhaltlichen Fragen sogleich auf die Möglichkeit des Rekurses und nicht des Gesprächs mit dem Professor hingewiesen worden war, überrascht ihn deshalb umso mehr. Das sei nicht die Absicht gewesen. «Es ging darum, die Einsicht effizient zu gestalten. Für die meisten Studierenden reichen 15 Minuten, um sich ein Bild ihrer Prüfungsstrategie zu machen. Dass nur eine Frage gestellt werden durfte, war jedoch ungeschickt, das werden wir in Zukunft anpassen.» Aber auch dies sei aus Zeitgründen und mit dem genannten Verweis auf weitere Diskussionsmöglichkeiten festgelegt worden. Die letztjährigen Feedbacks hatten vor allem lange Wartezeiten bemängelt, welchen man mit der diesjährigen Einschränkung entgegenwirken wollte. «Wir werden die Zeitspanne aber weiterhin optimieren», versichert Prof. Tomczak.
Im Gegensatz zu den letzten Jahren hat sich jedoch niemand bei ihm persönlich gemeldet, um die Probleme anzusprechen. Studierende sollen in solchen Situationen auch auf die Dozenten aktiv zugehen, die meisten seien dafür offen, empfiehlt er. Dies unterstreicht auch Florian Wussmann: Bei gravierenden Problemen, wenn sich beispielsweise ein Dozent weigert, die Einsicht in St. Gallen durchführen zu lassen und die Studierenden in das Büro nach Zürich bittet, soll man dies unbedingt ansprechen oder sich in solchen Fällen an die Interessensvertretung wenden, meint auch Florian Wussman.
Leider wirken sich Veränderungen erst auf die nächste Generation aus und es besteht immer die Gefahr, dass man damit über das Ziel hinausschiesst. Allerdings kann man im Vornherein nie sicher sein, dass alles wie geplant klappt. Es ist jedoch erkennbar, dass sich die Verantwortlichen die Anmerkungen zu Herzen genommen haben.
Fairplay
Viele Studierenden kritisierten nicht die Organisation der Einsicht selbst, sondern deren Rahmenbedingungen. Dahinter stand aber nicht etwa der Wunsch, diese möglichst schnell und rekursfrei über die Bühne zu bringen, sondern der Gedanke des Fairplay. Dass Diskussionen unterbunden werden sollten, war nicht primär das Ziel, obwohl es teilweise so wirkte. Das Problem sei vor allem, dass die langen Zeitspannen und Diskussionsmöglichkeiten in den vorherigen Jahren manchmal ausgenutzt wurden. Prof. Tomczaks Assistent erwähnt hierzu das Beispiel einer Studentin, die als Erste ihre Prüfung entgegennahm und nach einer zweifachen Verlängerung der Einsicht den Saal trotzdem als Letzte verliess. Solche Leute hielten mit langen Diskussionen um jede einzelne Frage die Assistenten und alle anderen Studierenden auf, die ungeduldig auf den Platz warteten.
Grosser Aufwand, enge Vorgaben
Seit gut 30 Jahren ist Prof. Tomczak für die grosse Marketingvorlesung und somit auch die Marketing-Einsicht zuständig. Letztere sei jedes Jahr von vornherein eine hochemotionale Angelegenheit, aber als mentaler Abschluss einer Veranstaltung wichtig, wie er betont. Durch die kontinuierlich steigende Zahl an Studierenden würde der Termin für beide Seiten jedoch immer unangenehmer und die Herausforderungen grösser.
Natürlich haben die Studierenden gemäss dem «Leitfaden für Dozierende: Prüfungseinsicht, Umgang mit Rekursen und Bekanntgabe von Noten» vom September 2014, welcher ab diesem Jahr öffentlich verfügbar sein wird, ein Recht auf Einsicht in ihre Prüfungen. Diese zu organisieren sei jedoch gar nicht so einfach und stelle einen grossen Aufwand dar, bestätigt auch Florian Wussmann. Prof. Tomczak konkretisiert: «Beispielsweise zählt die Zeit, die Assistenten für die Einsicht aufwenden, zu ihrer Arbeitszeit, was einen grossen Kostenfaktor für das jeweilige Institut darstellt.» Auch andere Vorgaben müssen eingehalten werden; zum Beispiel sind Musterlösungen herauszugeben, wenn es welche gab und sie für die Korrektur von Bedeutung sein könnten. Hierzu könnte man sich überlegen, die Studierenden in zwei Gruppen nach Nachnamen auf die zwei Lektionen aufzuteilen und Musterlösungen sowie Merkblatt vorgängig elektronisch zur Verfügung zu stellen.
Solche Inputs fasste auch die Studentenschaft seit 2014 in einem Dokument zusammen, welches jedoch als Handreichung zur ordentlichen Prüfungseinsicht gelten soll und keinen verbindlichen Charakter hat. Trotzdem legt auch Florian Wussmann nahe, beim direkten Gespräch mit Dozenten auch die Punkte dieser für alle zugänglichen Handreichung zu erwähnen, damit die Einsichten weiterhin optimiert werden können.
Am wichtigsten dafür ist es, dass diese ihren Zweck erfüllen, die eigene Prüfungsstrategie und -vorbereitung zu verbessern. Ob dann noch zusätzliche Punkte herausspringen, ist eher fraglich und kommt in der Vorlesung Marketing praktisch nie vor, unabhängig vom Verlauf der Prüfungseinsicht.
Mein Tag beginnt beim Early Bird Power Yoga. 7.15 Uhr ist ganz schön früh – doch wer an einem Vormittag alle Entspannungsangebote unserer Alma Mater schaffen will, muss eben früh anfangen. Das Yoga-Programm des Unisports beinhaltet mit Power, Hatha und Vinyasa einige Spielarten des beliebten Sports. Besonders wertvoll für Entspannung im Alltag ist die Atemtechnik, die im Yoga vermittelt wird. Diese Technik nennt sich Prânâyâma und ist neben Körperhaltung und Konzentration eine der elementaren Bausteine. Jeder von uns war wohl schon in der Situation, in welcher er sich selbst beruhigen wollte, sei es vor einer wichtigen Prüfung, einem Vorstellungsgespräch oder Date. Hierbei kann die Kontrolle des eigenen Atems wahrlich Wunder wirken, da sie den Puls beruhigt und die Gedanken auf eine ruhige, regelmässige Tätigkeit lenkt.
Selbstverständlich kann man sich hervorragend über den spirituellen Touch belustigen, doch wer sich auf diesen Sport und die dazugehörige Meditation einlässt, der wird nach der jede Stunde beschliessenden Schlussmeditation die Energie durch seinen Körper strömen spüren. Die verschiedenen Übungsleiter verbreiten je eine gänzlich andere Stimmung und legen andere Fokusse, so ist hier auf jeden Fall für jeden ein Stück Entspannung dabei. Mein persönliches Highlight war eine Yogastunde, in welcher uns die Instruktorin ganz am Ende aufforderte, darüber nachzudenken, wofür wir im Leben dankbar sind. Da traten mitten an einem stressigen HSG-Tag alle Alltagssorgen für einen Moment in den Hintergrund und den Teilnehmern wurde klar, was für unglaubliches Glück uns doch allen zuteilwird.
Eine andere Sportart, welche auch für die Verbindung von Fitness, Körperhaltung und Entspannung bekannt ist, ist Pilates. Vom Unisport sechsmal die Woche angeboten, fördert Pilates insbesondere die Bauch- und tiefer liegende Beckenbodenmuskulatur und gilt als ganzheitliche Trainingsmethode. Diese Sportart soll Haltung und Beweglichkeit verbessern und lässt sich zusammenfassen als Kombination aus westlicher Gymnastik und fernöstlichen Yoga- und Selbstverteidigungstechniken.
Trotz all der Atemtechnik und Meditation ist Sport natürlich anstrengend und schweisstreibend, daher geht es nun erstmal unter die Dusche. Wer auch hier nach Entspannung strebt (was ja das Ziel dieses Artikels und grundsätzlich auch mein eigenes ist), geht als Frau auf jeden Fall in die hintere Umkleidekabine. Hier hat die Duschende auch bei Höchstbetrieb im Sportgebäude ihre Ruhe und kann sich gänzlich entspannt der Körperpflege widmen.
Ruhezone deluxe
Frisch geduscht und ein wenig erschöpft von Sport und heissem Wasser geht es anschliessend in den Ruheraum der SHSG. Warum dieser manchmal – ausser natürlich am Ruheraum-Rushhour-Donnerstag – so wenig ausgelastet ist, ist mir als Dauernutzerin gänzlich rätselhaft. Wie das prisma schon vor ein paar Jahren berichtet hatte, entstand die Idee eines Ruheraums im Rahmen der Bachelorarbeit von Petra Brühwiler im Jahr 2011. Sie fand in einer Umfrage heraus, dass die Studenten eine Ruhezone klar befürworten würden. Daraufhin nahm sich auch die SHSG dieses Themas an. Am Anfang stand auch die Idee im Raum, eine Chill-out-Lounge zu entwickeln, doch im Mai 2012 stand das heutige Konzept. Offiziell eröffnet wurde der Ruheraum letztendlich im Herbst 2013 und bietet seither allen an der HSG die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, zu entspannen oder zu schlafen.
Was kostet der Ruheraum die SHSG heute? In den letzten Jahren wurden jeweils jährlich 18 000 Franken budgetiert für Mitarbeitende und Reparaturen bzw. Investitionen in neue Liegen, Decken, Ear-Plugs etc. Wo wir schon beim Thema Aufsicht sind: Jeder, der sich ein wenig im Ruheraum auskennt, weiss, dass es während bestimmten Zeiten um die Mittagszeit herum eine Aufsicht gibt, die gleichzeitig als Weckdienst fungiert – mehr Luxus ist kaum möglich! Fünf bis sechs Personen sind für diesen Dienst angestellt, wobei die Nachfrage sehr hoch ist und es sogar eine Warteliste gibt.
Ich persönlich bin auch schon in der 15-minütigen Pause während den Vorlesungen in den Ruheraum gejoggt, nur um mal schnell die Augen schliessen zu können und eine Sekunde durchzuatmen! Während es in einigen Ländern selbstverständlich ist, nach dem Mittagessen eine Pause einzulegen und sich einen Powernap zu gönnen, ist das in unseren Breiten oft noch verpönt. Viele sitzen lieber den ganzen Nachmittag halb schlafend vor ihrem Laptop, statt sich eine halbe Stunde Ruhe zu erlauben, um danach wieder produktiv arbeiten zu können. Nun, die Nutzung liegt bei uns – ich werde sie nach meinem baldigen Abschied von der HSG schmerzlich vermissen.
Einmal durchkneten, bitte!
Obwohl die Leder-Liegen des Ruheraums zu den bequemsten Schlafgelegenheiten überhaupt zählen, kann man sich beim Schlafen durch eine unangenehme Position verspannen. Als nächstes geht es also zur Unisport-Massage. Diese finden eigentlich immer montagabends statt, doch dieses Detail ignorieren wir, da es leider gar nicht in das Konzept dieses Artikels passt. Wer sich für das einstündige Angebot zum Preis von 60 Franken angemeldet hat, findet sich zur vereinbarten Zeit im Sanitätsraum des Unisports ein und trifft dort auf Sabrina. Der kleine Raum ist mit einer Massageliege und dem nötigen Ambiente ausgestattet, um sich einfach mal fallen zu lassen. Sabrina arbeitet seit einem Jahr im Unisport und ist medizinische Praxisassistentin mit Ausbildung zur medizinischen Masseurin mit diversen Weiterbildungen. Allerdings sollten Interessierte ihren Termin nicht zu spät buchen, denn die Nachfrage der Studierenden und Mitarbeitenden der HSG ist erheblich.
Es werden klassische Massagen und Sportmassagen angeboten, wobei diese verschiedenen Ausprägungen unterschiedliche Ziele verfolgen. Die klassische Massage ist wohl eher die, die wir uns als Entspannungsmöglichkeit wünschen: Die Muskulatur wird gelockert, Verspannungen lösen sich und dem Kunden wird neue Energie und Vitalität verliehen. Wer allerdings wirklich, wirklich schief auf seiner Schlafliege lag oder sich schon beim Yoga am Morgen zu sehr verbogen hat, der wird sich vielleicht für die Sportmassage entscheiden. Hier arbeitet sich Sabrina tiefer durch die Muskulatur, löst Bindegewebsverklebungen und Verhärtungen in der Muskulatur. Dies kann sehr schmerzhaft sein, führt aber dazu, dass die Muskulatur gelöst wird und wieder ihre normale Funktion einnimmt.
Anschliessend wird es höchste Zeit für das Mittagessen. Jetzt wird es schwierig, denn an der komplett vollgestopften HSG ist es wirklich nicht einfach, in entspannter Atmosphäre sein Mittagsmahl zu sich zu nehmen. Wer den Menschenmassen in A- und B-Mensa entgehen möchte, dem ist das Food-Bike im Hauptgebäude zu empfehlen. Zwar ist das Essensangebot beschränkt, doch muss hier weder stundenlang angestanden, noch um einen Platz gekämpft werden.
Nach dem Essen und eventuell einem weiteren nach-dem-Mittagessen-Nap geht es in die zweite Tageshälfte. Am Nachmittag muss auch ich leider mal arbeiten – aber nach all der Entspannung geht das fast wie von selbst!
Die HSG-Mensa sei eine Goldgrube auf dem Rücken der Studierenden. Der Verpflegungsmonopolist presst die studentische Zitrone bis auf den letzten Tropfen aus und die Universität lässt das zu. Aus Sicht der kleinen Geldbeutel ein nachvollziehbares, aber vorschnelles Urteil. Neben dem Preis sind auch andere Kriterien zur Beurteilung des Angebots zu berücksichtigen. «Eine hohe Qualität und grösstmögliche Menu-Vielfalt sind ebenfalls wichtige Aspekte, wenn es um ein attraktives Angebot geht. Die Wahl des Menus selbst ist schlussendlich eine Mischung aus verschiedenen Faktoren, der Preis ist lediglich einer davon», sagt Pia Fach, Leiterin des Bereichs School des Gastronomieunternehmens SV Schweiz. Der Unterschied in der Wahrnehmung der Einflussmöglichkeiten der Auftraggeber gegenüber den Mensen- und Kantinenbetreibern als Auftragnehmer sei aber durchaus sehr unterschiedlich: «Es gibt Unternehmen, welche für ihre Mitarbeiterrestaurants Preisvorgaben bis auf das kleinste Sandwich machen.» Im schulischen Umfeld sei das anders, so Fach.
Ausschreibung gestartet
Der Betrieb der Mensa wird als Auftrag im Rahmen des öffentlichen Beschaffungswesens neu vergeben, womit auch die entsprechenden wettbewerblichen Richtlinien zur Anwendung kommen. Das Auftragsvolumen ist beachtlich: Zwischen vier und fünf Millionen pro Jahr. Dies macht auch eine europaweite Ausschreibung notwendig. Zurzeit wird der Ausschreibungskatalog finalisiert und bereits im Sommer 2019 wird die neu ausgewählte Betreibergesellschaft ihren Betreib aufnehmen. Die Attraktivität unserer Alma Mater scheint sich auch hier zu zeigen: «Wir würden uns sofort bewerben und hätten eine riesige Freude, die Mensa der HSG zu betreiben und Gastgeber für die Studierenden zu sein», sagt Yvonne Wicki, Business Director Customer Management & Sales bei SV Schweiz und selbst HSG Alumna.
Der Verwaltungsdirektor der HSG, Dr. Bruno Hensler, ist für das kommende Ausschreibungsverfahren verantwortlich. Dem Vorwurf der tolerierten Ausbeutungspraxis erteilt er eine klare Absage: «Es kommt natürlich darauf an, was man als Vergleichsbasis heranzieht.» Die Preis- und Angebotssituation werde jährlich durch die Mensa-Kommission evaluiert. Deren Präsidium wird zwar von der Universitätsverwaltung besetzt, die Mehrheitsverhältnisse fallen aber zugunsten der Studierendenvertretung aus. Zudem wird bereits heute nicht der Vollkostenpreis bezahlt. Je nach Modell übernimmt der Auftraggeber verschiedene Kosten wie Miete, Energiekosten oder stellt die Ausstattung des Standortes selbst zur Verfügung.
Dass diese Kostenvorteile für die Betreibergesellschaft auch der Kundschaft zufliessen, wird durch ein weiteres Instrument sichergestellt: «Es gibt und es wird weiterhin durch uns vorgegebene Preisspannen für einzelne Menus geben», erklärt Hensler. Signifikante Preisveränderungen, besonders gegen unten, sind nicht zu erwarten. «Hier liegt auch nicht mehr viel drin.» Dass sich mit dem Betrieb der Mensa Geld verdienen lässt, ist wohl unbestreitbar. Die HSG ist dabei gewinnbeteiligt: «So fliesst auch ein Teil des Geldes wieder zurück in Forschung und Lehre», sagt Hensler.
Das sagen die Studierenden
Schlechte Nachrichten für die knapp 230 Befragten, die bei der SHSG-Umfrage zum Verpflegungsangebot an der Universität das Preis-Leistungs-Verhältnis der Mensa mit durchschnittlich 2.5 von 5 bewertet haben. Mehrheitlich wurde hier der zu hohe Preis bemängelt. Gleichzeitig gewichten die Befragten aber die Zubereitungsart («gesund und frisch» mit 8 von 10) höher, als schlicht die Menge (7 von 10). «Wir werden in der Preis-Leistungs-Thematik den Hebel bei der Leistung ansetzen», sagt Christina Borner, studentische Vertreterin in der Mensakommission. Auch an einem anderen Ort drückt der Schuh: «Die Mensa ist eigentlich zu klein», ist sich Hensler mit den Befragten einig. Ebenso wird man sich in Zukunft öfters an Foodtrucks verpflegen können, was die Studierenden bereits jetzt sehr schätzen (4 von 5), da so zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden. Ebenfalls einen Spitzenplatz (4 von 5) erreicht die Freundlichkeit der Mitarbeitenden der Mensa, was in der Debatte um die Preise nicht untergehen sollte.
Wir sehen ihn jedes Mal, wenn wir zwischen den Institutsgebäuden, vorbei am Fussballplatz, hinein in die Sportanlage der HSG gehen. Zur Rechten liegt der Bauernhof, der die harte Grenze zwischen urbanem Siedlungsgebiet und blühender Natur markiert. Charakteristisch und bildhaft für die Universität St. Gallen und dem ihr nachgesagten ländlichen, fast provinziellen Flair. Ich treffe die freundliche und aufgestellte Bäuerin zu einem kleinen Nachbarschaftsgespräch über den Betrieb, uns Studenten und das bäuerliche Leben.
Gehörnte Kühe, beschulte Hühner und Zuchtkatzen
Der Betrieb von Evelyn und Johannes Buchmann umfasst 17 Hektare, was in etwa 25 Fussballfeldern entspricht. Darauf stehen unter anderem 150 Obstbäume. Die Familie hält zusätzlich 16 Kühe, deren Bio-Milch zu
Züger Frischkäse weiterverarbeitet wird. Die Tiere tragen alle noch ihre Hörner. Für Frau Buchmann eine Selbstverständlichkeit: «Das Horn gehört zur Kuh, wie der Arm zum Menschen – die Kühe kommunizieren damit.» Das Kühe noch Hörner tragen ist in der Schweiz die grosse Ausnahme: 90 Prozent des Viehs ist enthornt. Dazu wird den Kälbern innert der ersten drei Wochen die Hornanlage unter Betäubung ausgebrannt. Eine umstrittene Praxis, welche jüngst zum Politikum wurde und auch Gegenstand der Hornkuh-Initiative ist, welche demnächst zur Abstimmung kommen wird.
Die Hühner, welche frei auf dem Hof herumlaufen, liefern Eier für den Eigenbedarf. «Wir haben ausserdem die schlausten Küken der Schweiz», erzählt Evelyn Buchmann lachend. Sie hatte die Tiere bereits mehrmals für einige Wochen an Kindergärten oder Schulen ausgeliehen, damit die Kinder die Entwicklung der Tiere Tag für Tag miterleben können. «Der Primarlehrer unserer Tochter hatte unserer Küken einmal in der Klasse.» Seither bekommt sie mehr Anfragen, als sie Hühner hat.
Seit einiger Zeit züchtet und verkauft Evelyn Buchmann auch Katzen. Die Tiere sind äusserst beliebt. Bella, die Zuchtkatze streift über den Hof und durchs Haus und fängt auch ab und an eine Maus. Seine Anfänge hatte die Zucht mit einem Tier des ehemalgien HSG-Hauswarts Hans Wetter (?) genommen.
Studi trifft Landwirt
Mit den Studierenden der HSG hat Evelyn Bachmann nur ab und an zu tun. «Manchmal, wenn wir aus der Ausfahrt rausfahren, laufen die Studierenden mit Kopfhörern auf der Strasse und hören nicht mal, dass ein Auto von hinten kommt», meint Evelyn Buchmann amüsiert. Wirklich problematisch war demgegenüber das unerlaubte Parkieren beim Fussballplatz-Eingang. «Wir konnten dann nicht mehr mit dem Traktor oder dem Auto wegfahren», erzählt sie. Und da das ständige Aufsuchen der Fahrer nicht wirklich praktikabel war, werden jetzt Parkbussen verteilt. Das Vorurteil, dass wir hochnäsige Schnösel wären, teilt Evelyn Bachmann nicht: «Ihr seid halt noch junge Leute. Wir waren auch mal jung», meint sie mit einem Lächeln. Einmal hätten sich einige Studierenden in der Wiese gesonnt, und als ihr Mann begonnen hatte dieselbe zu mähen und schlussendlich Kreise um die Sonnenanbeter zog, merkten die Studierenden, dass dies vielleicht nicht mehr der beste Platz ist.
Grundsätzlich ist Evelyn mit dem Nebeneinander zufrieden: «Auch wenns vom Fussballplatz her mal Lärm gibt, macht das doch nichts. Wir machen ja schliesslich auch welchen mit Traktoren oder unserem Heugebläse.» Ein weiteres Problem stellt der Abfall dar, der unachtsam in die Wiese geworfen wird. Auch wenn die Familie Bachmann darauf achtet, die Fläche vor dem Weidegang der Kühe zu säubern, findet sie nicht immer alles: «Einmal mussten wir eine Kuh schlachten, die wahrscheinlich einen solchen Fremdkörper verschluckt hat.»
26 Jahre keine Ferien
Das bäuerliche Leben fordert einiges ab. Durchschnittlich arbeitet ein Landwirt oder eine Landwirtin deutlich mehr als 60 Stunden pro Woche. Der Tag beginnt auch auf dem Betrieb der Buchmanns mit dem Melken der Kühe um halb sieben Uhr morgens. Etwa zwölf Stunden später findet dies ein zweites Mal statt. Jeden Tag. Freie Wochenende gibt es keine. Auch längere Ferien sind schwierig: «Das letzte Mal waren wir vor 26 Jahren in den Ferien auf Tenerifa.» Heute machen die Buchmanns eher kleinere Ausflüge. «Man gewöhnt sich daran», sagt Evelyn Buchmann. Dass sich die Schweizer Bauern beklagen kann sie ein Stück weit verstehen: «Man muss immer grösser werden, oder sucht sich einen Nebenjob.» Der tiefe Milchpreis ist natürlich ein Problem, auch wenn die Buchmanns mit ihrer Bio-Milch hier ein wenig besser dastehen, als konventionelle Betriebe. Pro Jahr stellen in der Schweiz 1 000 Bauernhöfe ihren Betrieb ein. Die Aussichten sind nicht gerade rosig. Kommt der Agrarfreihandel, weiss niemand, wie es wirklich weitergeht. Vergleicht man die derzeitigen Produzentenpreise kann man es erahnen: In der EU liegt der durchschnittliche Preis pro Kilo Milch bei 41 Rappen. In der Schweiz bei 56 Rappen.
Tiere sind Freunde, kein Essen
Es überrascht mich, als Evelyn Buchmann mir erzählt, dass sie selbst kein Fleisch (mehr) isst. «Tiere sind für mich wie Freunde. Niemand isst seinen Hund.» Als besonderes Erlebnis, das zu ihrem Fleischverzicht geführt hat, erzählt sie: «Ich war einmal in einem grossen Schlachthof. Der Lärm und das Geschrei waren unerträglich.» Wir hätten den Bezug dazu verloren, dass es sich um Lebewesen handelt. Was früher als Luxusprodukt und meist nur sonntags aufgetischt wurde, ist zu einer Alltagsgewohnheit verkommen. Das macht die Produktionsformen, wie sie Evelyn Buchmann selbst erlebt hat, notwendig. Ist es das wert? Nach einiger Zeit auf dem kleinen Hof, wenige Meter weg der Universität, wo die Kühe noch Hörner tragen und die Hühner frei herumlaufen, kenne ich die Antwort für mich.
Kluge Köpfe sollen die Chance haben, an einer Hochschule zu studieren. Studierende mit einer körperlichen und psychischen Beeinträchtigung oder einer chronischen Erkrankung sollen die gleichen Chancen erhalten, wie ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen. Es kann sich dabei um schwere Fälle, wie körperliche Behinderungen, oder aber um leichte Fälle, wie einen gebrochenen Arm, handeln. Auf Compass kann ein entsprechender Antrag eingereicht werden – ein Arztzeugnis muss zwingend beigelegt werden. Nach einem persönlichen Gespräch mit Regula Dietsche, der Leiterin der «Beratungsstelle Special Needs», entscheidet diese bei nicht schwerwiegenden Fällen direkt über den Antrag. Die Beratungsstelle gibt für Prüfungssituationen eine Empfehlung an das «Service Center Prozesse, Planung, Prüfungen» und bei einer Anpassung der Studienorganisation einen Vorschlag an die Studienadministration ab. Die Massnahmen können von einem separaten Prüfungsraum bis zu 25 Prozent mehr Prüfungszeit reichen. Alleine für die zentralen Prüfungen wurden rund 164 nachteilsausgleichende Massnahmen gewährt. Dabei handle es sich um unterschiedlichste Fallkonstellationen, wie Daniela Krug vom Service Center PPP im Gespräch mit prisma festhält. Fakt ist: Die psychischen Beeinträchtigungen nehmen zu.
Bei schwerwiegenden Fällen, wie beispielsweise Traumata, entscheidet eine Taskforce über den Antrag. Diese setzt sich aus dem Studiensekretär, dem Leiter Studienrecht, Regula Dietsche, Leiterin der Studienadministration und des Service Centers PPP, sowie Florian Schulz von der psychologischen Beratungsstelle zusammen.
Bei der Gewährung nachteilsausgleichender Massnahmen handelt es sich grundsätzlich um das Ergebnis einer Einzelfallbeurteilung, welche regelmässig auf ihre Gültigkeit überprüft wird. Doch haben die Empfänger überhaupt eine Chance in der Privatwirtschaft wettbewerbsfähig zu sein? «Diese Frage dürfen wir uns nicht stellen», meint Daniela Krug. Als Bildungsinstitution habe die HSG einen ganz anderen Auftrag, nämlich das Recht
auf Bildung zu verwirklichen. Die Grundproblematik beim Nachteils-
augleich ist die Schwierigkeit sicherzustellen, dass dieser nicht zu einem Vorteil für die entsprechende Person und die konkrete Massnahme auch tatsächlich zur Kompensation der vorliegenden Beeinträchtigung geeignet ist. Damit wäre die Gleichbehandlung der Studierenden gefährdet. Ausserdem hat eine Massnahme verhältnismässig zu sein.
Der Nachteilsausgleich ist eine Abwägung und vor allem eine Gratwanderung sondergleichen. Wie schwierig dies ist, zeigt vor allem ein bestimmtes Beispiel, welches prisma aus verlässlicher Quelle erfahren hat. Einem Studenten, welcher an Tinnitus litt, wurden 25 Prozent mehr Zeit gewährt. Ausserdem durfte er seine Prüfung in einem separaten Raum abhalten. Konzentrieren konnte er sich dabei nur, wenn im Hintergrund sanfte Meeresgeräusche abgespielt wurden.
Es ist klar, dass der Nachteilsausgleich unabdingbar ist, um den Ausgleich von behinderungs- und körperfunktionsbedingten Beeinträchtigungen zu gewährleisten. Doch vor allem bei den weniger schwerwiegenden Fällen stellt sich die Frage: Wo zieht man als Bildungsinstitution die Grenze? Dies lässt sich wohl aufgrund verschiedenster Einzelfälle nicht abschliessend beantworten.
Die SHSG hat sich an den Bedürfnissen der Studierenden zu orientieren. Daneben verfolgt sie die Aufgabe als Förderin studentischer Initiativen aufzutreten – so steht es in ihrer Mission. Zur Verfolgung dieser Vision steht der SHSG der Fonds zur Förderung studentischen Engagements zur Verfügung, welcher 400 000 Franken umfasst, sowie der Sozial- und Kulturfonds, welcher 700 000 Franken beinhaltet.
Das Reglement schafft hier schnell Aufklärung. Beim Fonds zur Förderung studentischen Engagements können projektabhängige und projektunabhängige Anträge gestellt werden. So kann ein Verein, welcher ein gewisses Startkapital benötigt, bei einem der Fonds einen Antrag stellen. Bei Beträgen bis 5 000 Franken entscheidet die Kommission selbst. Alles darüber muss vom Studentenparlament bestätigt werden.
Auch der Sozial- und Kulturfonds dient der Förderung studentischer Aktivitäten, die allen Studenten offenstehen. Zusätzlich soll er die soziale Lage von HSG-Studenten verbessern.
Die Gelder des Fonds sind somit nicht unerreichbar, sondern es liegt an den Studierenden, diese anzuzapfen.
Ein weiterer Geldspeicher der SHSG stellt das aufgeblähte Eigenkapital dar. Dieses beträgt momentan knapp eine Million Franken. Das erscheint auf den ersten Blick als sehr viel. Luca Serratore, Präsident der SHSG, relativiert jedoch: «Es handelt sich dabei um einen normalen Betrag.» Was wird mit diesem Geld gemacht, fragt sich der Studiengebühren zahlende Student? Auch der Vorstand habe bereits mehrmals über dieses brachliegende Geld diskutiert, weshalb schlussendlich entschieden wurde, 300 000 Franken in den neuen Coworking Space, 320 000 Franken in den Ruheraum und 150 000 Franken in die neue Website zu investieren. Wer die neue Website der SHSG schon einmal konsultiert hat, wird erkennt haben, dass das Ergebnis hätte besser ausfallen können.
Dennoch lässt sich festhalten, dass die SHSG in den letzten Jahren stetig bemüht war, mit den angesammelten Studiengebühren und sonstigen Einnahmen Projekte zu verfolgen, die den Studierenden zugutekommen. Der Topf voll Gold liegt somit für die Studierenden direkt vor der Haustüre, oder – um genau zu sein – vor der Alma Mater – und nicht am unerreichbaren Ende des Regenbogens.
Neueintretende Assessies seit 2015 kennen sie nur noch aus Erzählungen: Die legendäre Papier-Legi, welche schon nach wenigen Tagen im Geldbeutel in ihre Einzelteile zerfiel und unleserlich wurde. Mit Beginn des Herbstsemesters 2015 wurde die HSG Card eingeführt. Eine Legi im Kreditkartenformat, welche für das Drucken und die Bibliotheksausleihe verwendet werden konnte. Als die Schweizerische Nationalbank neue Banknoten einführte, welche die HSG-Card-Aufladestation nicht mehr akzeptierte und vom Verwaltungsdirektor bargeldloser Zahlungsverkehr auf dem Campus gefordert wurde, musste sich das Projektteam nach einer Alternative umsehen: Die 2015 eingeführte HSG Card sollte ab Herbstsemester 2017 zum online aufladbaren Zahlungsmittel umfunktioniert werden, sodass auf dem gesamten Campus mit der Legi bezahlt werden könne.
Jedoch war die bisherige Druckmanagement-Software nicht für das HSG-Zahlungsportal ausgelegt, und dies zog eine Migration der gesamten Anwendungen auf die Mifare-Technologie mit sich, die weltweit meistgenutzte kontaktlose Chipkartentechnik. Dafür musste das Drucksystem für etwa 8 000 Studierende umgestellt werden, die stellvertretende Projektleiterin Sarah Niederer lacht und fügt an: «Jetzt sind wir dran, die Kinderkrankheiten auszumerzen.»
Während das Zahlungssystem für den gesamten Campus schon funktioniert, kursiert das Gerücht, man könne gratis drucken. Dies stimme so nicht, denn man könne nachverfolgen, wer was gedruckt habe. Das Guthaben werde zurzeit lediglich noch nicht abgebucht. Zudem müssen Kleinigkeiten angepasst werden, wie zum Beispiel das Drucken einzelner Seiten in einem Dokument. Alle offenen Punkte werden jetzt aufgenommen und Schritt für Schritt angegangen. Die Zahlung über die Legi ist jetzt schon möglich und wird auch schon verwendet, von Immatrikulationsbestätigungen bei der Studienadministration bis zum Kaffee im Adhoc. Zudem steht eine Erweiterung des Zahlungsverkehrs mit der Legi in der Stadt zur Diskussion.
Die alte Legi kann vorerst weitergenutzt werden, um sich auszuweisen. Das Aufladen für Zahlungen ist allerdings nur mit der neuen möglich. Durch die unterschiedliche Dicke der Karten kann die alte Legi auch nicht mehr validiert werden. Zum Validierungsprozess: Man merke sich, dass eine einmalige Validierung pro Semester ausreicht, ausser man kauft sich den Gastropass oder absolviert die Sporteinführung. Zudem ist an den gesunden Menschenverstand der Studierenden zu appellieren: Eine Validierung an einer ausgeschalteten Validierungsstation ist nicht möglich. Schon einige Male seien bis zu drei Legis in den Automaten gezwängt gefunden worden.
Kleiner Tipp, beflügelt durch Observationen auf dem Campus: Unterschreibt auf dem Feld, welches mit «Unterschrift» gekennzeichnet ist, denn eure neue Legi ist eure HSG-interne Prepaid-Kreditkarte. Ausserdem empfiehlt es sich nicht, auf dem Magnetstreifen zu unterschreiben.
ie bald zehnjährige Lernplattform Studynet kann mit den digitalen Gewohnheiten der Studierenden nicht mehr Schritt halten», meint Felix Seyfarth, Senior Fellow Digital Learning. Eine interaktivere Lernplattform soll Teamarbeit einfacher gestalten und auch von mobilen Geräten zugänglich sein, erzählt Seyfarth. Das Programm Office 365, von dem die Studierenden heute bereits ihre Mails abrufen und Dokumente bearbeiten, soll dabei voll integriert werden. Ausserdem sind ein Chat, Videokonferenzen, ein integrierter Kalender sowie eine App zur Lernplattform geplant. Das Lizenzieren einer solchen Plattform wird die Universität St. Gallen nicht mehr als circa 10 Franken pro User im Jahr kosten, berichtet Seyfahrt. Die genaue Zahl ist abhängig von der Software, die am Schluss gekauft wird.
Eine Variante für eine neue Lernplattform ist «Itslearning». In der momentanen Testphase wird sie in rund 20 Kursen eingesetzt, kommt weltweit aber bereits auf über vier Millionen Nutzer. Die HSG muss als öffentliche Institution auf ihre Kosten achten. Laut Seyfarth sind jedoch nicht nur die Kosten für die Lizenzierung, sondern auch jene für den laufenden Betrieb und die Weiterentwicklung zu berücksichtigen. Für das Upgrade kommen nur Lernplattformen in Frage, die mit den schweizerischen Datenschutzbestimmungen konform sind. Ausserdem ist Fronter – die Software, auf der Studynet beruht – vor zwei Jahren an eine andere Firma verkauft worden.
Die studentischen Test-User sind sich über die Vorteile der neuen Lernplattform uneinig. Einige loben den Aufbau der Seite und die Anzeige von Aktualitäten. Andere bemängeln sie sei zu vollgepackt mit teilweise unnötigen Inhalten. «Itslearning» wirke etwas wie eine «Facebook-Plattform», meint ein Student.
Obwohl die Studierenden kaum Einführungen in die Lernplattformen bekommen haben, wird dies nicht bemängelt. Sie scheint für die meisten Studierenden so «intuitiv» bedienbar zu sein, wie sie Seyfarth beschreibt. Die Umstellung fällt den meisten Studierenden indes nicht leicht. Sie haben sich mit dem aktuellen Studynet abgefunden und hätten kein Problem damit, die alte Lernplattform weiter zu nutzen. Bei der Überzeugung der Studierenden besteht folglich noch Luft nach oben.
Die Dozierenden, welche sich bereiterklärt haben, die Lernplattform in einem ihrer Kurse zu testen, zeichnen ein positives Bild derselben. «Eine Steigerung im Oberflächendesign und in der Nutzerfreundlichkeit», haben die Wirtschaftspädagogen Bernadette Dilger und Tobias Jenert festgestellt. Kurse müssten aber zur sinnvolleren Nutzung der neuen Lernplattform neugestaltet werden, ergänzen die Didaktik-Experten. Sowohl die Dozierenden als auch das Teaching Innovation Lab legen sich nicht fest, ob «Itslearning» oder ein anderes System eingeführt werden soll. Laut Seyfarth gebe es keine «beste» Lösung, sondern nur eine, die am besten zur Strategie der HSG in der Lehre passt. Und diese gilt es zu finden. Die Dozierenden wünschen sich einen «kriterienorientierten Vergleich» in der Auswahl des kommenden Learning Management Systems.
Ab dem Frühjahrssemester 2018 sollen noch mehr Kurse «Itslearning» einsetzen. Wenn alles glatt läuft, wird ab dem Herbstsemester 2018 ein neues Studynet ins Leben gerufen.