Der Sitz der Vorarlberger Landesregierung befindet sich im österreichischen Bregenz – eine Information in etwa so spannend wie ein Striptease im Radio. Doch exakt hierher verirrten sich im April diesen Jahres mit Bruno Henseler, HSG-Verwaltungsdirektor, sowie Ulrich Schmid, Prorektor für Aussenbeziehungen, gleich zwei namhafte Exponenten der HSG. Grund für den «Staatsbesuch»: Ein Gespräch über einen möglichen Aussenstandort unserer Uni in Dornbirn. Vielleicht entsteht in der Alpenrepublik analog zu Singapur bald eine Art Filiale der HSG mit Schwerpunkten in den Bereichen Informatik und Digitalisierung. Doch dieses Modell ist gemäss Prorektor Schmid – mit Verweis auf die fehlende Kommunikationsreife – nur eine von vielen möglichen Varianten.
Doch wieso in aller Welt sollte die HSG in Österreich fremdgehen? Schliesslich sollte die HSG ihren eini- germassen guten Namen nicht zu leichtfertig teilen. «Die Zusammenarbeit mit dieser für uns sehr wichtigen grenznahen Region ist für uns der grösste Pluspunkt an diesem Projekt», gibt Schmid zu Protokoll. Die Regionalisierung – ein erklärtes Ziel der HSG – erstrecke sich nicht nur auf die Ostschweiz, sondern auch auf Vorarlberg. Vorarlberg, das noch als grenznah zu bezeichnen ist, möglicherweise aber schon bald zum 27. Kanton der Eidgenossenschaft mutiert.
Lehrstühle for free?
Auf die Kostenverteilung des Projektes angesprochen stellt Schmid klar: «Es muss für uns auch finanziell eine Win-Win-Situation sein.» Unter anderem stehe ein Angebot im Raum, dass das Land Vorarlberg Geld für neue Lehrstühle bereitstellen würde. Diese Rechnung müsse aber – wie noch so vieles anderes – weiter diskutiert werden.
Die Gefahr einer Verwässerung durch den Ausbau in Richtung Infor- matik und Digitalisierung bestehe nicht, so Florian Wussmann, Präsi- dent der SHSG. Beim Informatikstu- diengang, der neu an der HSG ange- boten wird, war die SHSG bereits involviert und Wussmann betont, dass dabei viel Wert auf den unternehmeri- schen Fokus gelegt wird. Schmid be- schwichtigt ebenfalls und ergänzt, dass kein rein technischer Studien- gang geplant sei, sondern einer, bei dem die Computertechnologie im Kontext mit Management gelehrt wer- den soll. Er betont: «Wo HSG drauf- steht, muss auch HSG drin sein».
Eine märchenhafte Zusammenarbeit
Die HSG geniesse, so Schmid, eine hohe Autonomie und stünde in einer guten Beziehung mit der Landesregierung, wodurch sich eine «sehr positive und fruchtbare Zusammenarbeit» ergibt. Die letzte Entscheidung liegt aber bei der Landesregierung und dem Unirat, von beiden Parteien kann die HSG jedoch auf Unterstützung zählen. Schmid fügt an: «Zuerst müssen wir schauen, dass das Projekt auf akademischer Ebene fliegt».
Bisher ist die SHSG nicht involviert in die Verhandlungen mit Vorarlberg, doch das soll sich ändern, sobald der Letter of Intent unterzeichnet ist. Dies kann schon sehr bald der Fall sein, voraussichtlich wird die Absichtserklärung nämlich noch während des aktuellen Semesters unterzeichnet.
Interessant: Eine solche Zusammenarbeit mit Vorarlberg war nicht auf dem Schirm der HSG, sondern wurde zunächst vom Land und der Handelskammer Vorarlberg initiiert. Die HSG sei immer offen für Vorschläge, insbesondere für solche von Nachbarn und sie betrachte diese Kollaboration grundsätzlich mit Sympathie. Wir sind gespannt, inwiefern sich die HSG von österreichischer Seite um den Finger wickeln lässt.
Was hat dir zu Beginn Bauchschmerzen bereitet?
Ganz viel. Am Anfang war alles sehr aufregend und ich habe mich voll gefreut. Auf einmal wurde mir bewusst, dass ich jetzt eine riesige Verantwortung trage. Start ist ja eigentlich selbst eine Art Kleinunternehmen. Es war meine Aufgabe, alle Teile wie Marketing, Sponsoring, IT und die einzelnen Projekte zusammenzubringen, und ich war auch keine Expertin in den Bereichen.
Was half dir gegen die Nervosität, vor vielen Menschen zu sprechen?
Jemand aus unserem Team meinte immer, dass ich meine Nervosität in Aufregung umwandeln soll, weil sie dann zu etwas Positivem wird, auf dass man sich freut. Das hat mir extrem geholfen.
Hattest du jemals den Eindruck, dass du dich als Frau stärker durchsetzen musstest?
Nein, überhaupt nicht. Es gibt einfach verschiedene Persönlichkeiten, verschiedene Arten von Menschen. Mit den einen ist es einfacher voranzugehen, und bei anderen muss man einen härteren Standpunkt einnehmen. Allerdings gibt es schon Leute, die betreten einen Raum und haben auf der Stelle die Aufmerksamkeit von allen.
Was war rückblickend dein erinnerungswürdigster Moment?
Ich habe sehr viel in einzelne Personen investiert, die dann wiederum ein Team geleitet haben. Dann zu sehen, wie diese Leute auf einmal wachsen, nachdem sie ins kalte Wasser geworfen wurden, wie sie anfangen, selbst Verantwortung zu übernehmen und zu reifen Führungspersönlichkeiten werden, hat mich enorm stolz gemacht.
Was war ein Fehler, aus dem du deine Lehren gezogen hast?
Es war das erste Mal für mich, in einer Position mit so viel Verantwortung zu sein. Ich hatte den Druck, dass meine Entscheidungen so viele Leute im Team betreffen, und auch negative Auswirkungen haben können. Ich habe dann jeweils Entscheidungen, die notwendig waren, ausführlich durchdacht und auch mal rausgeschoben. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich diese Entscheidungen einfach treffen muss. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, gut, dann mach ich einfach weiter und lerne daraus, das nächste Mal kommt es besser.
Welche Ratschläge würdest du deinem Nachfolger mit auf den Weg geben?
Zum einen, dass man den Menschen hinter allem, was man macht, nicht vergessen darf. Besonders wenn man ein so grosses Team leitet, kann man nicht einfach nur auf Leistung abzielen. Das ist genau das Besondere bei Start, man hilft nicht nur dem Start-up-Ökosystem, sondern man bildet eigentlich Unternehmer selbst in der Initiative aus. Zum anderen ist mein Ratschlag, keine Angst davor zu haben, Änderungen vorzunehmen. Es kann Eindruck machen, dass es den Verein schon so lange gibt. Aber es ist voll in Ordnung, den Mut zu haben, Dinge zu verändern.
Wie geht es jetzt für dich weiter?
Ich muss jetzt erstmal mein Studium abschliessen. Ich werde auf jeden Fall noch bei Start involviert sein und das neue Team begleiten. Diese Erfahrung hat definitiv meinen Horizont erweitert, ich habe gelernt, mein eigener Chef zu sein. Was mich im Moment besonders interessiert, ist, wie man Start-ups sinnvoll in die Gesellschaft und die Geschäftswelt integriert und die wichtigen Akteure miteinander verbinden kann, um wirklich einen Mehrwert zu generieren.
Unfassbare 1 000 Becher werden täglich alleine in der B-Mensa ausgegeben. Daraus entstand bei einem Kick-off-Day der SWS (Sustainability Week Switzerland) die Idee, diese besorgniserregende Zahl durch das Erstellen einer Becherskulptur greifbarer zu machen. Sodann wurde die Umsetzung in Angriff genommen und mit dem Migros Catering und dem Hausdienst zusammengearbeitet.
Durch Sammeleimer für die Becher gelang es dem Team, in zwei Wochen die benötigte Anzahl zu sammeln. Daher ist auch nicht erstaunlich, dass der grösste Teil des Abfalls an der HSG aus diesen Kartonbechern besteht. Schliesslich
mutierte der aus 1 000 Bechern gebaute Baum zum Augenfänger der Sustainability Week, und das Ausmass unseres Konsums wurde auf eindrückliche Art deutlich gemacht.
Pappbecherberg ade
Dem diesjährigen Team ist es gelungen, dass die Migros das Sortiment an der HSG um Mehrwegbecher erweiterte. Die Studierenden durften an Aktivitäten wie Workshops, Vorträgen und Quiz im Hauptgebäude teilnehmen. Im Fokus standen die vier Themen: zukünftiges Essen, nachhaltige Ernährung, Welthunger und Food Waste.
Das Referat über «The Future of Food» von Dr. Béatrice Conde-Petit, Expertin für Ernährungswissenschaften und Technologie bei der Bühler AG, begeisterte im «theCO» über 70 Teilnehmer. Bei den Workshops beteiligten sich Stripped Pizza, Too Good To Go (eine App, die der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken will) und foodwaste.ch.
Der Ekel vor Insekten
Neben diesen lehrreichen Angeboten organisierte das Team von Food at HSG auch jeden Tag ein anderes Mensa-Menü und fünf Gewinnspiele, an welchen über 300 Studierende ihr Glück versuchten. Weiter konnten Insekten verkostet werden. Hierzu kommentiert Laura Giacometti, Head of Project: «Wir ekeln uns vor Insekten und können uns nicht vorstellen, diese regelmässig zu essen. In anderen Ländern hingegen machen diese einen bedeutenden Teil der Ernährung aus und werden in Zukunft an Bedeutung – auch bezüglich Nachhaltigkeit und Tiernahrung – gewinnen.»
Darüber hinaus wurden die Einnahmen des Kaffeeausschankes der Spendenorganisation «Heks» überwiesen. Neben den angebotenen Aktivitäten engagierte sich das Team mit anderen Kommilitoninnen und Kommilitonen an der Entwicklung eines Foodblogs. Mit ansprechenden Bildern und leckeren Rezepten wecken sie bestimmt auch dein Interesse (oismak.com). Die verständlich formulierten Anweisungen machen aus jedem einen kleinen Koch.
Ob Gerichte mit saisonalen Lebensmitteln oder nur ein Dessert auf die Schnelle – es ist alles dabei. Es sollten noch weitere Rezeptideen folgen. Gemeinsam mit der SWS versucht das Food at HSG Team nun, eine Sustainability Week St. Gallen aufzugleisen, indem sie bereits dieses Jahr mit der Pädagogischen Hochschule und Fachhochschule St. Gallen in Kontakt traten. An Ideen, wie man den vielseitigen Nachhaltigkeitsaspekt an der Uni umsetzen kann, mangelt es jedenfalls nicht.
Es kann jedoch nur so insoweit funktionieren, wie ein jeder von uns seinen Beitrag leistet. Trage auch du zur Reduktion des Pappbecher-Berges bei und greife bei Möglichkeit auf eine Tasse zurück oder kaufe einen wiederverwendbaren Becher.
Lust auf ein Rockkonzert in der Aula? Du wolltest schon immer einmal deine Freundin mit selbstgemachter Pasta überraschen? Oder hast einfach genug von der braunen Brühe an der Uni und möchtest selbst die Barista-Kunst erlernen? Dann bist du an den Kulturtagen goldrichtig! Dass es dabei für jeden etwas hat, verspricht Jasmin Weber, Mitorganisatorin der Kulturtage.
Im Fokus stehen diese Woche nicht nur die ohnehin schon fleissigen Museumgänger unter uns, sondern auch Personen, die nicht per se kulturinteressiert sind. Die Kulturwoche soll inspirieren und dazu anregen, sich mit Kultur auseinanderzusetzen, denn Kultur findet längst nicht nur im Theater oder im Kunstmuseum statt. Schon die Definition des Begriffs alleine besagt, dass Kultur alles beschreibt, was das Individuum eigens produziert. Daher reicht der Begriff von der Kaffee- bis hin zur Unternehmenskultur.
Dass Kultur genauso vielfältig an der Universität und in der Stadt St. Gallen vertreten ist, zeigt sich sofort, wenn man einen Blick auf das facettenreiche Programm wirft: Die Veranstaltungen reichen von Kunst, Theater, Musik und Tanz bis hin zu Kulinarik,
Film und Literatur.
Wie alles begann
Ins Leben gerufen wurden die Kulturtage vor drei Jahren durch eine von drei musikbegeisterten Studierenden initiierte Sitzung, an welcher man zum ersten Mal alle Kulturvereine an einen gemeinsamen Tisch brachte. Nicola Holenstein, Mitgründer der Kulturtage, erläutert, dass aus der vorgefundenen Vielfalt schnell die Idee aufkam, eine gemeinsame Plattform für die
kulturellen Vereine an der HSG zu schaffen. Wenige Monate später gingen die Kulturtage bereits zum ersten Mal erfolgreich über die Bühne.
Plattform für kulturelle Vereine
Mit den Kulturtagen möchten die Organisatoren während einer Woche die Aktivitäten der kulturellen Vereine
der Universität St. Gallen bündeln, ihre Wichtigkeit unterstreichen und sie sichtbarer machen. Dabei kommt ein sehr diverses Portfolio zusammen: So können beispielsweise während eines Workshops des HSG-Vereins Salsita Rica die Grundlagen der lateinamerikanischen Tänze Salsa, Bachata oder Kizomba erlernt, oder mit dem Kunstverein proArte verschiedene Kunstwerke bei einem Gläschen Wein bestaunt werden.
Die Wichtigkeit der Kulturtage unterstreicht auch Noémie Ammann, Co-Präsidentin von proArte: «Die Kulturtage sind ein wichtiger Punkt unserer Agenda, denn hier werden alle kulturellen Vereine zusammengebracht, es wird sich ausgetauscht und vereinsübergreifende Veranstaltungen werden organisiert.»
Dialog zwischen Stadt und Uni
Die Veranstaltungen sind nicht nur für Studierende, sondern auch für die Stadtbevölkerung offen. Ziel war es dieses Jahr, insbesondere städtische Kulturinstitutionen mit ins Boot zu holen. Die Kulturtage sollen eine Brücke zwischen der Stadt und der Universität schlagen und eine Plattform zum Austausch bieten. Einerseits sollen bekannte Klischees über die HSG-Studierenden aufgebrochen werden und andererseits auch die kulturelle Vielfalt, welche man an der Uni und in der Stadt vorfindet, einem breiten Publikum aufgezeigt und zugänglich gemacht werden.
Das St. Gallen Symposium wurde 1969 mit der revolutionären Stimmung der 68er-Bewegung im Rücken gegründet, die auch die Schweiz erreichte. Organisiert und durchgeführt wird es jährlich durch das International Students’ Committee (ISC), einem studentischen Verein, heimisch an der Universität St.Gallen.
Unterdessen besuchen rund eintausend Teilnehmer aus über 70 Nationen die Veranstaltungen, die inzwischen mit namhaften Persönlichkeiten aufwarten, wie beispielsweise Josef Ackermann (Ex-CEO Deutsche Bank), Laurence D. Fink (CEO Blackrock), Dominic Barton (Ex-Global Manager McKinsey) oder Anders Fogh Rasmussen (Ex-NATO-Generalsekretär). Auch der ehemalige UN-Generalsekretär und Friedensnobelpreisträger Kofi Annan oder Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds, waren in vergangenen Jahren schon Gast.
Es lebe der Dialog
Die Konferenzen sind zweifellos eine weltweit führende Initiative für generationenübergreifende Debatten über wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Das Symposium hat es sich zum Ziel gesetzt, die Chancen und Herausforderungen unserer Zeit herauszukristallisieren und sie personell oder institutionell zuzuordnen; und wie es sich für gute konstruktive Kritik gehört, auch konkrete Lösungsansätze anzubieten. So präsentierte das St. Gallen Symposium 1977 eine Diskussionsrunde mit dem damaligen deutschen Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer und dem Vorsitzenden des
Deutschen Gewerkschaftsbundes Heinz Oskar Vetter.
Die Presse kommentierte die Debatte mit diversen Artikeln – kurz darauf wurde Hanns Martin Schleyer tragischerweise von der Roten Armee Fraktion (RAF) entführt und ermordet. Die Konferenz in St. Gallen wurde daher zu einem seiner letzten öffentlichen Auftritte.
Einsatz, Einsatz, Einsatz
Mitglieder des ISC reisen um die Welt, um die wichtigsten Menschen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik nach St. Gallen zu bringen. Auf sogenannten Marktreisen treten sie mit allerlei Leuten in Kontakt und steigern das Renommee des Symposiums. Auch organisieren sie Hotels, Chauffeure, Security, Logistik und vieles mehr für das Event. Dafür arbeiten jedes Jahr über 30 Studentinnen und Studenten absolut freiwillig respektive ohne Entgelt im International Students’ Committee (ISC) und an ihren physischen Grenzen, mit vollem Einsatz und oft zu wenig Schlaf.
Nur so ist es ihnen möglich, für die längst etablierte Uni St. Gallen einen bedeutsamen Beitrag zu leisten, der den guten Ruf und die Bekanntheit unserer Universität noch zu steigern vermag. Weil sie für ein ganzes Jahr ihr Studium pausieren und dabei mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten zu tun haben, kommen dabei die unterschiedlichsten und manchmal auch die verrücktesten Geschichten und Erlebnisse zustande.
Das Unerwartete und andere Herausforderungen
Und natürlich gibt es immer wieder auch unvorhergesehene Ereignisse: Als Sigmar Gabriel (ehemaliger deutscher Vize-Kanzler und SPD-Vorsitzender) als Speaker eingeladen war, musste sein Flieger lange auf die Landeerlaubnis des Flughafens St. Gallen-Altenrhein warten – und so hielt er seine Rede in gewisser Weise auf die Minute genau. Auch schon dagewesen: Das Symposiums-Zelt brach wegen Schnee ein und man musste just eine spontane Lösung finden, es wieder aufzustellen. Oder: Philip Erzinger, ehemaliger Symposiums-CEO, wurde als Helfer für das 48. Symposium angefragt. Seine Bedingung war, dass er Fahrer sein dürfte, was für das Team in Ordnung ging.
So stieg er freitagabends aus seiner abgedunkelten S-Klasse aus, sein Chauffeur fuhr wieder weg. Er zog sich schnell die blaue Helferkrawatte an, um in den BMW zu steigen und für den Rest des Abends sowie Samstagmorgen die Langstrecke vom Flughafen hin und wieder zurück zu fahren. Ein andermal hatte die Helferin von Jeremy Rifkins, einem weltweit bekannten Ökonomen, gerade das Gepäck verladen, als dieser trocken meinte: «Wir werden nicht schneller als 110km/h fahren, Sie halten immer mindestens 60 Meter Abstand zum Vordermann und wir kommen in einer Stunde beim Flughafen an, und wenn ich sage eine Stunde, meine ich eine Stunde.»
Trotz dieser klaren Ansage gab es auf der nachfolgenden Fahrt doch noch ein super Gespräch, wie uns seine Helferin und Chauffeurin versicherte.
Always go the extra mile!
Bemerkenswertes Detail: Das ISC-Team verfasst jede Einladung handschriftlich. Viele dieser Einladungen kommen spontan zustande und werden persönlich übergeben, wenn Team-Mitglieder beispielsweise zufällig im gleichen Hotel wie Angela Merkel unterkommen oder ebenso zufällig Lewis Hamilton und Toto Wolff an einer Konferenz in Madrid treffen. Und ebenfalls erwähnenswert: Da das ISC-Team in eine Stiftung eingegliedert ist, kommen die Hotelübernachtungen durch Partnerschaften zustande, die das Team aufbaut und pflegt. Ein Team hat es einmal – wohl mit etwas Glück – geschafft, für drei Wochen bei einer Marktreise durch Warschau, Prag, Bratislava und Budapest ausschliesslich in 5-Sterne-Hotels zu übernachten – im Anschluss entpuppte sich eines der 5-Sterne-Hotels in Budapest dann als ein beliebtes Escort-Service-Hotel…
Oder 2017 in Laax hat sich ein 15-köpfiges ISC-Team gemeinsam in die Sauna eines Hotels gequetscht und so einem deutschen Pärchen da drin brutal sämtliche Romantik abgewürgt – aber dann trotzdem noch einen spontanen Pitch hingelegt, um für das Symposium zu werben! Man kann nicht sagen, der Spass käme beim ISC zu kurz. Und die ISC-Moral? «Always go the extra mile!», und wenn’s sein muss, auch mal in ein spottbilliges Motel, ohne die geringste Form von Luxus und lediglich mit kaltem Wasser.
Von der HSG für die Welt
Das St. Gallen Symposium ist den Menschen definitiv nahe. Es ist nicht mehr von der Universität St.Gallen wegzudenken und es besticht mit seiner Ehrlichkeit und Unvoreingenommenheit zu den unterschiedlichsten Positionen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Dieses Forum hat sich tatsächlich einen Platz auf der Weltbühne des Talk ergattert, mit der unerschütterlichen Energie und dem starken Einsatz von – man muss es sagen – Studierenden der HSG. Darauf können wir hier an der Uni St.Gallen doch stolz sein!
Halte «Alt» gedrückt und klicke auf ein beliebiges Google-Bild, um es automatisch auf deinem Computer zu speichern.
Bevor du ein Post-It wegwirfst, führe es mit der klebrigen Seite nach unten zwischen den Tasten auf deiner Tastatur, um Staub, Krümel und andere Dinge zu sammeln, die dort möglicherweise eingeschlossen wurden.
Einige «Google-Such-Hacks»:
Musst du ein Bild schnell bearbeiten? Auf SumoPaint.com kannst du eine Online-Version von Photoshop kostenlos nutzen.
Möchtest du zufällige Kleinigkeiten wie einen «Jeopardy! Champion» kennenlernen? Stelle deine Startseite auf die Schaltfläche «Zufälliger Artikel» in Wikipedia ein. Du wirst jedes Mal, wenn du ein Browserfenster öffnest, etwas Neues lernen.
Erstelle ein separates Benutzerkonto auf deinem Laptop für Präsentationen. Auf diese Weise werden peinliche persönliche Dinge nicht auf dem Bildschirm angezeigt, wenn man sie im Unterricht einschaltet.
Du erinnerst dich eher an etwas, das du mit blauer Tinte geschrieben hast, als an etwas, das du mit schwarzer Tinte geschrieben hast.
Wenn du etwas Korrektur liest, lies dir das Dokument laut vor. Dein Mund wird Fehler einfangen, die dein Verstand vielleicht überfliegen könnte.
Wenn dein Magen im Unterricht rumpelt, spanne nicht deine Muskeln zusammen, sondern drücke deinen Magen wie einen Bierbauch heraus und der Lärm hört auf.
Wenn du eine Präsentation in PowerPoint machst, speichere sie immer als «PowerPoint Show» (.ppsx). Dadurch wird es direkt zur Diashow geöffnet.
Der einfachste Weg, ein Paper in kürzester Zeit fertigzustellen, ist, ein Thema auszuwählen, das dich wütend macht. Du wirst leicht in der Lage sein, darüber zu reden und die Seiten werden vorbeifliegen.
Möchtest du schneller lesen? Kaugummi kauen hilft. Dies kann deine Lesegeschwindigkeit verdoppeln oder sogar verdreifachen, weil es die Hirnsignale von deinen Augen, Ohren und Mund ablenkt, indem es dir etwas gibt, worauf du dich konzentrieren kannst.
Versuchst du im Unterricht wach zu bleiben? Das Kauen von Zimt-Kaugummi hält dich wach und aufmerksam.
Jedes Jahr das Gleiche. Ewig langes Warten bei den Prüfungseinsichten im Bachelor. Und auch dieses Jahr kam erneut Ernüchterung auf. Bei der Marketing-Einsicht bildeten sich lange Schlangen und Studenten mussten bis zu einer Stunde warten. Zudem wurden die Resultate der Studenten öffentlich ausgehängt, sodass jeder Einsicht auf die Noten anderer hatte. Das ist weder im Sinne der Studenten noch sinnvoll für die Universität und datenschutzrechtlich sehr fragwürdig.
Aber bereits die letzten Jahre berichtete prisma über diese Zustände und doch scheint sich nichts zu ändern. Woran liegt das?
Öffentliche Noten, lange Wartezeiten
Auf der Suche nach den Gründen kontaktierte das prisma Prof. Dr. Torsten Tomczak, und sprach mit der jetzigen Interessenvertretung und künftigen Präsidenten der Studentenschaft, Florian Wussmann. Wussmann sei das Problem der Prüfungseinsicht bekannt und verwies auf ein Gespräch aus dem letzten Jahr, bei dem sich Tomczak offen für Neuerungen zeig-
te. Dass sich nichts verbessert hätte, verblüffte ihn. Den Aushang der Noten bezeichnete er als Amateurfehler. Tomczak erläuterte hingegen, der Grund für den Aushang der Noten sei, dass es lediglich die Noten der Gruppenarbeiten seien. Diese wären per se nicht anonym.
Auch wenn es im ersten Moment verständlich erscheint, sollte dies trotzdem in Zukunft überdacht werden. Wie man erkennen konnte, waren die Ergebnisse der anderen Studenten jedem frei zugänglich. Dass Noten öffentlich so präsentiert werden, ist datenschutzrechtlich nicht vertretbar, auch wenn es sich um eine Gruppenarbeit handelt. Würde dies anders sein, könnten in Zukunft alle Prüfungsleistungen wie Präsentationen oder Gruppenarbeiten direkt dem Studenten mitgeteilt werden. Dafür
müsste man nicht monatelang warten.
Die Grösse des Kurses sei laut Tomczak auch Grund dafür, dass ein Massenansturm an der Prüfungseinsicht nicht verhindert werden könne. Laut des Professors hätte die Grösse des Kurses in den letzten Jahren zu einer starken Belastung geführt, sodass die Ressourcen für eine schnelle Prüfungseinsicht nicht mehr ausreichen würden. Wussmann hingegen betonte, es sei nur eine Frage des Wollens, um die Prüfungseinsicht zu verbessern.
Die Studentenschaft habe bereits im Jahre 2015/2016 ein Konzept für Prüfungseinsichten erarbeitet, welches zurzeit jedoch nicht bindend sei. Dieses könne man laut Wussmann auch auf der Home-
page einsehen. Wenn man bedenkt, dass dieses schon seit Jahren existiert, muss jedoch die Auswirkung eines solchen Konzeptes auf irgendeiner Hompage hinterfragt werden.
Alternative Konzepte der SHSG
Wussmann betonte jedoch, dass bereits ein fertiges Konzept für eine digitale Prüfungseinsicht vorliege. Dieses Konzept orientiere sich an Vito Roberto, der laut Wussmann ein starker Befürworter einer digitalen Prüfungseinsicht sei. Dieses würde auch schon angewendet werden. Bei einer solchen Prüfungseinsicht würde die ausgewertete Prüfung digital dem Studenten ersichtlich gemacht werden.
Bei Bedarf kann ein Gespräch folgen. Damit könne verhindert werden, dass im Nachhinein Ergebnisse verfälscht werden und Studenten, die nur Punkte zählen wollen, könnten dies schon zuhause machen. Dies sei laut Wussmann auch der Grund, weshalb manche Professoren die Prüfungseinsicht absichtlich unattraktiv gestalten würden. Einige Professoren verträten die Meinung, die Prüfungseinsicht würde nur genutzt, um nachträglich um Punkte zu feilschen.
Dabei würde allerdings vernachlässigt, dass dies bei den Wenigsten der Beweggrund sei. Stattdessen sei es ein wesentlicher Aspekt, den Lernkreis zu schliessen. Eine Rückmeldung über die Ergebnisse bekäme man sonst bekanntlich nicht.
Digitale Prüfungseinsicht an der HSG
Die Lösung wäre eine digitale Prüfungseinsicht. Laut Wussmann wäre die Nichtumsetzung reiner politischer Unwille. Er gehe von einem Nullsummenspiel aus, da der Aufwand durch die digitale Prüfungseinsicht nicht grösser wäre, als die benötigten Ressourcen für die herkömmliche. Das Argument, dass die HSG eine Campus-Uni sei und daher die Prüfungseinsicht auch am Campus sein solle, liesse er nicht gelten.
Für eine qualitative Diskussion der Prüfungsergebnisse benötigen Studenten Zeit. Da zudem weder Buch noch Sonstiges in die Prüfungseinsicht mitgenommen werden könne und die Zeit dort begrenzt wäre, müsse dem Studenten durch die digitale Prüfungseinsicht Vorbereitungszeit zuhause ermöglicht werden.
Tomczak hingegen argumentiert, dass die benötigten Ressourcen die Kapazitäten überschreiten würden. Alles müsse eingescannt werden und der personelle Mehraufwand wäre nicht verhältnismässig. Studenten würden zudem immer noch Feedback bekommen wollen. Der Aufwand würde sich somit verdoppeln. Wenn die Klausur digital sein solle, dann müsse die Marketing-Klausur auch anders gestellt werden und das wolle er nicht. Dies würde auf ein Multiple-Choice-Format hinauslaufen, welches in einem Fach, in dem es mehrere Antwortmöglichkeiten gäbe, nicht zu rechtfertigen sei.
Die Zukunft der Prüfungseinsicht
Allerdings sieht der Marketingprofessor natürlich ein, dass die Situation für alle Beteiligten nicht optimal sei. Daher käme seiner Ansicht nach ein Konzept mit zwei Terminen für die Einsicht in die Marketingprüfung in Frage. Zudem betonte Tomczak, dass endlose Diskussionen während der Einsicht einer der Gründe sind, weshalb sich der Prozess der Einsicht verlangsame. Das Angebot, im Nachhinein einen Termin für ein Gespräch in Anspruch zu nehmen, hätten dieses Jahr allerdings nur fünf Personen
genutzt.
Zu einer Universität, die den Anspruch erhebt, auf internationalem Niveau Forschung und Lehre zu betreiben, gehört auch die Weiterentwicklung. Es gibt viele Baustellen an der Universität – die Prüfungseinsicht ist eine davon. Wie Florian Wussmann betonte, sei die Prüfungseinsicht Teil des Lernprozesses. Wenn dem Studenten die Möglichkeit gegeben wird, eine Klausur in Ruhe zuhause zu betrachten und sich wirklich auf diese einzulassen, dann kann dies nur positiv für den Prüfungsnehmer sein.
Schliesslich heisst es, nur aus Fehlern lernt man. Wenn dem Studenten jedoch nicht die Möglichkeit gegeben wird, sich auf diese Fehler einzulassen, dann kann man daraus auch nicht lernen. Zehn Minuten während der Prüfungseinsicht reichen dafür nicht aus. Dass der Student zudem bezahlen muss, um im Nachhinein die Prüfung ausgedruckt zu erhalten, ist schlichtweg Studentenunfreundlich. So wie sie zurzeit abläuft, kann und sollte die Prüfungseinsicht in diesem Rahmen nicht weitergeführt werden.
Zweifelnd blicke ich am Morgen aus dem Fenster in den grauen St. Galler Himmel. Dass wir so früh wie möglich für den
Orientierungslauf starten sollen, hat mich Jana streng belehrt, als ich einen späten Startzeitpunkt vorschlug, um
ein wenig ausschlafen zu können. Denn in der Früh, da sei es noch nicht heiss und man könne viel schneller und länger rennen. Der Sonntag, Tag des Laufes, präsentiert sich dann nasskalt mit frischen acht Grad. Ich treffe mich mit Jana an der Uni und wir laufen gemeinsam Richtung Unisport. Es gibt uns gleich ein gutes Gefühl für den kommenden Orientierungslauf, als wir erst beim zweiten Versuch den richtigen Weg zu den Garderoben einschlagen. Die Anmeldung gestaltet sich dann sehr unkompliziert. Wir wählen den Lauf, den man zu zweit absolvieren kann und der sich über knapp zwei Kilometer erstreckt.
Jana platziert ihr Gepäck in der Garderobe, als mir erschreckenderweise einfällt, dass ich noch nichts gefrühstückt habe. Und ohne Kohlenhydrate kann man bekanntlich nicht richtig rennen, habe ich munkeln hören. Zum Glück zaubert Jana eine Banane aus den Untiefen ihrer Tasche hervor und ich verspeise schnell den Brei dieser Frucht (die sie aber extra für mich mit-
genommen hat, da sie wusste, dass ich vergessen würde zu essen).
Professionelle Fotografen
Wir begeben uns mit dem inzwischen eingetroffenen Fotografen vom prisma in Richtung Startlinie. Ich bin beeindruckt von seiner professionellen Aufwartung mit schickem gelben Reportermantel, bis er frei heraus und ohne jegliche Schuldgefühle meint, dass er nur sein Smartphone als Fotoapparat dabei hätte. Aber das würde gar nichts machen, denn er müsse einfach mehr
Fotos schiessen, dann würde niemand etwas bemerken: Wenn es mit der Qualität nicht läuft, kommt halt die Quantität zum Zuge.
Ein wenig enttäuscht bin ich aber schon, habe ich mich doch bereits in einer dynamischen Nahaufnahme als Model für die neue prisma-Werbekampagne gesehen. Am Start angekommen wird uns professionell das Konzepts des OLs erklärt. Jana nahm zwar früher regelmässig an Läufen teil, an die Bedeutungen von Symbolen auf der Karte und sonstige grundlegende Abläufe
eines Orientierungslaufes mag sie sich aber nicht mehr so recht erinnern. Die Regeln gestalten sich als eher simpel:
Man hat mittels einer Karte nacheinander Posten abzuklappern und sich an diesen mit einem elektronischen Speichergerät einzuchecken. Die Posten sind teilweise ein wenig versteckt platziert, weshalb ein zweites Blatt mit Symbolen hilft, welche die genauere Umgebung beschreiben.
Ein Sprint mit Folgen
Wir rennen also los – und stolpern schon in die ersten Probleme. Beim Start hat uns die Instruktionsperson die Karte gegen Norden ausgerichtet. In meiner Aufregung habe ich aber so sehr mit der Karte herumgewedelt, dass sie nicht mehr Richtung Norden zeigt. Wir suchen also verzweifelt den ersten Posten – und finden ihn nicht. Nach zwei falschen Posten beginne
ich, an der Sinnhaftigkeit dieser Übung zu zweifeln und wünsche mich in das warme Bett zurück, bis der richtige Posten doch gefunden wird und die Motivation wieder steigt.
Wir befinden uns unterhalb der Universität und haben die Strecke laut Plan hochzurennen. Es handelt sich nämlich nicht um einen klassischen Orientierungslauf im Wald, sondern um einen Sprint-OL in der urbanen Umgebung der HSG. Jana hat sogleich eine Idee. Die Idee ist nicht gut. Sie beginnt in einem enormen Tempo die steile Strasse den Rosenberg hochzusprinten.
Entsetzt schaue ich zu und versuche, einigermassen mitzuhalten. Wenn sie dieses Tempo halten würde, denke ich mir, würde ich den Lauf niemals bis zum Ende durchhalten. Nach dem ersten Hügel ist der Spuk auch wieder zu Ende und Jana beginnt, ihr Tempo auf Laufschritt zu ändern.
Illegale Pläne
Als wir an der HSG ankommen, haben wir uns schon auf einen Ablauf geeinigt und klappern die Posten eingespielt ab. Ich eruiere mit der Karte den groben Standort und Jana übersetzt die Symbole auf dem Zusatzblatt bezüglich der näheren Umgebung. Die Posten auf dem Campusgelände zu finden, ist für uns zwei ein Klacks, sind wir doch ab und zu mal an diesem Ort. Nur einmal
wird es etwas kritisch und wir brauchen länger als üblich für einen Posten.
Plötzlich trifft mich aber ein Geistesblitz und ich krähe aufgeregt: «Fisch, Fisch!». Dafür ernte ich einen entgeisterten Blick von Jana, die sich fragt, ob mir der Sauerstoffmangel die letzten Hirnzellen hat absterben lassen. Doch irgendwann beginnt sie zu begreifen; Ich meine den traurigen Tümpel mit den depressiven Fischen vor dem Eingang des Hauptgebäudes.
Schnell sprinten wir hin, checken das Speichergerät ein und rennen weiter. Der Weg führt uns sodann am Audimax vorbei, bis zum Platz des zukünftigen Learning Centers und schliesslich zur Wiese gleich neben den Start-up-Containern. Der nächste
Posten ist in der Nähe der Veloständer angegeben. Jetzt bin ich dran mit dummen Ideen. Ich schlage Jana nämlich vor, über den Zaun zu klettern, zu den Container runter zu schlittern, um dann direkter beim Posten bei den Veloständern zu landen – eine Zeitersparnis von mindestens zehn Sekunden würde winken.
Jana schüttelt skeptisch den Kopf. Wir würden gewinnen, aber wir würden nicht regelkonform gewinnen, bläut sie mir ein. Wir rennen den vorgesehenen Weg zu den Veloständern. Dort in der Nähe ist dann auch die Ziellinie, die wir ächzend überschreiten. Als Belohnung für die Mühen wird sogleich ein feiner Becher Sirup gereicht.
Bratwürste statt Hantelbänke
Beschwingt laufen wir zurück zu den Garderoben. Auch wenn wir insgeheim wohl beide nicht immer daran glaubten, haben wir es (regelkonform!) ins Ziel geschafft. Zurück im Unisport beginnen wir auch zu begreifen, an was für einem aufwendigen Event wir überhaupt teilgenommen haben. Alle Kraftgeräte wurden weggeschafft und wo vorher Studenten ihre Muskeln stählten, sitzen zufriedene Läufer auf Festbänken und verspeisen ihre wohlverdiente Bratwurst.
An der Wand hängen bereits die Ranglisten der verschiedenen Kategorien ausgedruckt. Die Jahrgänge der Läufer reichen bis Anfang der 40er-Jahre. Staunend merke ich an, dass diese ja noch den Krieg miterlebt haben, wenn auch nur als Säuglinge. Schliesslich ruft Jana online auch unsere Zeit ab. Wir sind auf den respektablen zweiten Rang gerannt.
Auch wenn in dieser Kategorie nur insgesamt vier Gruppen teilgenommen haben, sind wir doch ein wenig stolz, auf Anhieb eine Silbermedaille errungen zu haben.
Jeder Student kennt sie: der unsichtbare Ulrich, die schludrige Chantal, der passive Pascal. Die ungeliebten, dysfunktionalen Gruppenmitglieder bei Gruppenarbeiten und -präsentationen. Die Trittbrettfahrer, die bestenfalls Unbrauchbares und schlimmstenfalls Nichts abliefern und dabei den Arbeitsethos der fleissigen Florians und ehrgeizigen Erikas ausnutzen. So wird die Gruppenfindung für Letztere jedes Semester wieder aufs Neue zum Russian Roulette.
Prüfungsleistung: aktives Chatten
Auch den Lehrbeauftragten scheint dieses Trittbrettfahrer-Phänomen ein Dorn im Auge zu sein. So findet sich in einer Handvoll Kursmerkblättern des Kontextstudiums unter Prüfungsinhalt folgendes: «a print-out of the contributions to the online discussion forum as evidence of active contribution to the group tasks». Wie Kursteilnehmer berichten, sind die Studierenden dazu verpflichtet, nicht nur Protokolle von Gruppentreffen zu führen, sondern auch sämtliche schriftliche Korrespondenz mit Bezug zur Gruppenarbeit einzureichen. Oder anders: den Whatsapp-Chatverlauf dem Dozierenden vorlegen. Bestenfalls die eigenen Nachrichten auch gleich noch markiert. Eine sinnvolle Absurdität?
Dürfen die das?
Jacqueline Gasser-Beck, Leiterin des Teaching Innovation Lab der Universität St. Gallen, bemängelt vor allem datenschutzrechtliche Aspekte: «Bei Whatsapp und Ähnlichem gehen Daten an fremde Nutzer und du kannst dies nur eingeschränkt kontrollieren – dies ist einer Universität nicht würdig und geht eigentlich nicht.»
Eigentlich, denn derzeit gibt es diesbezüglich keine offizielle Regelung. Einen sauberen Weg, um Interaktion zu messen, biete in Zukunft die neue Lernplattform Canvas. Bis zu deren Einführung erlaube man die Benutzung grenzwertiger Kanäle nicht zuletzt deshalb, weil man es begrüsse, wenn die Dozierenden neue, innovative, zeitgemässe Lehrideen aus- probieren.
Quantität = Qualität?
Fernab des datenschutzrechtlichen Aspekts stellen sich auch Fragen hinsichtlich der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit einer solchen Bewertung. Gasser-Beck zweifelt am pädagogischen Wert der Abgabe von Whatsapp-Protokollen – die kurzen Nachrichten, die im Charakter vom Kanal liegen, erlauben es kaum, die Qualität der Interaktion zu messen. An dieser Stelle ist anzumerken, dass uns mangels Stellungnahme von betreffenden Dozierenden die Kriterien, nach welchen die Whatsapp-Protokolle ausgewertet und benotet werden, nicht vorliegen.
Gruppenarbeiten als Lebensschule
Letztlich sollte das Studium idealerweise als Lebensschule und Vorbereitung auf den Arbeitsalltag fungieren. Insbesondere ersteres wird im Kontextbereich an der HSG hochgehalten; Studierende sollen Reflexions- und Handlungskompetenz erlernen. Dazu gehört auch, Teamsituationen zu bewältigen – in eigener Regie. Mit jeder mühsamen, harzigen Gruppenarbeit erweitert man seine zwischenmenschlichen Kompetenzen im Arbeitsumfeld und lernt, rasch Gruppendynamiken einzuschätzen und sich entsprechend einzugliedern.
Man lernt, dass es genauso sinnlos ist, wenn jeder die Zügel in Händen hält, wie wenn sie niemand anfasst. Man lernt konstruktiven Dialog bei gegensätzlichen Erwartungen, und Krisensituationen zu bewältigen. Eine Einmischung durch den Dozierenden mittels Benotung der inneren Prozesse steht deshalb der persönlichen Entwicklung im Weg und sollte auf Universitätsstufe ausschliesslich als Ultima Ratio gehandhabt werden.