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  1. Ein Wahlkampf der anderen Art: Von Harmonie und Herausforderungen

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    Die Wahlen für das nächste Präsident*innen-Duo der Studentenschaft stehen bevor und somit die Entscheidung, welche Köpfe die HSG-Studierenden im kommenden Amtsjahr vertreten dürfen. Mit unterschiedlichen Strategien werben die Kandidat*innen um die Gunst der Wählerinnen und Wähler. Doch was steckt hinter den Gesichtern der Wahlkampagne? Wer sind Lisa, Nicolas, Nikita und Mauro, und welche Erwartungen können an sie gestellt werden?

    In unseren Interviews präsentieren sich beide Teams als gut aufeinander eingespielt und harmonisch. Im Zentrum beider Kampagnen steht eine offene, zweiseitige Kommunikation und das Vertreten der Studierendeninteressen. Kein Team fällt mit radikalen Forderungen oder extremen Perspektiven auf. Wer die Unterschiede sehen will, muss genauer in die Wahlstrategie blicken.

    Ein Wahlkampf der anderen Art
    In diesem Jahr zeichnet sich der Wahlkampf durch eine ungewohnte Positivität aus. Während die vergangenen Jahre regelmässig von stillen Wahlen, Skandalen und Schmutzkampagnen gezeichnet wurden, bleiben diese bis anhin aus. Die Teams reden miteinader, respektieren sich, wollen dennoch gewinnen. Es gibt keine Jodel-Eskalationen, keine E-Mails mit unbekannten Absendern oder Gerüchte über interne Konflikte. Vielmehr auffallend ist der starke Lebenslauf aller Kandidat*innen, welcher von aktivem Engagement auf und für den Campus gezeichnet wird.

    Lisa bringt Erfahrungen aus dem Vorstand der SHSG mit, während ihr Partner als Abgeordneter im Studierendenparlament (StuPa) tätig ist. Das andere Team, geprägt durch ihre Arbeit beim St. Gallen Symposium, arbeitet bereits seit einem halben Jahr für den Bereich “Leaders of Tomorrow”, welcher inspirierende Persönlichkeiten unter 30 Jahren auf den Campus bringen will. Somit ist es für keinen der Kandidat*innen Neuland, in und mit freiwilligen Studierenden zusammenzuarbeiten, Engagement zu zeigen oder mit offiziellen Unistellen zu kommunizieren.

    Von Slogans und Visionen
    Mit der provokanten Headline “Make HSG great again“ debütieren Nikita und Mauro auf der unipolitischen Bühne. Dabei teilen sie wenig mit dem damit assoziierten politischen Kontext. Der Slogan soll Aufmerksamkeit erregen, “catchy” sein und ihnen als unbekanntes Team ein Gesicht geben. Von einer rechtspopulistischen Ausrichtung distanzieren sich die beiden entsprechend direkt. Wer sich also ein Trump’sches Spektakel bei der SHSG wünscht, wird hier falsche Erwartungen hegen. Am Ende bleibt es die Haltung, welche das Duo prägt. Im Gespräch über die Wahlversprechungen bleibt es Allgemein, handfeste Vorgehen oder Versprechen bleiben aus. Angesprochen auf die fehlenden, konkreten Wahlpunkte waren beide vorbereitet: Noch seien sie nicht mit der SHSG vertraut, meinten die beiden. Daher versprächen sie nur was sie haben: Die Fähigkeit, Verantwortlichkeit zu übernehmen und den Studierenden zuzuhören.

    Konkreter wird es beim Team Lisa und Nicolas. Mit dem Heimvorteil als aktuelle Vorständin der Interessenvertretung sowie der SHSG-Aussenperspektive von Nicolas setzen die beiden auf die Strategie ‘Das Beste von beiden Welten’. Im Gespräch erzählten die beiden, wie sie viel über das Aussenbild wie auch über innere Möglichkeiten reflektieren, um von ungesehenen Problemen zu umsetzbaren Lösungen zu gelangen.

    Das Wissen über die inneren Abläufe hatte für das Duo aber auch einen weiteren Vorteil: Das Wahlprogramm erhält auch diverse Punkte, welche aktuell bereits im Gange sind und voraussichtlich während der kommenden Amtsperiode den finalen Feinschliff erhalten werden. Während dies die Erfolgschance für viele Wahlversprechen erhöht, folgt dadurch auch eine zweite Konsequenz: Mutmasslich würden einige der Wahlversprechen auch bei der Wahl der Konkurrenten umgesetzt werden – nur eben mit einem anderen Feinschliff.

    Angesprochen darauf erkärten die beiden, dass diese Projekte bereits bekannt seien. Entsprechend möchten sie nicht die Lorbeeren einstreichen, sondern vielmehr für Kontinuität und weiterführende Transparenz stehen. Entsprechend klar argumentierten die beiden auch, weshalb gerade sie viele drängende Herausforderungen lösen können, an welchen ihre Vorgänger:innen gescheitert sind: Mit der Gesetzesrevision sowie der daraus resultierenden Überarbeitung diverser weiterer Statuten und Verordnungen sehen die beiden nun ein “Window of Opportunity”, welches die beiden Nutzen möchten, um Studierendeninterssen direkt in die Anpassungen mit einzubauen.

    Fazit
    Die Wahl steht bevor, und die Studierendenschaft hat die Qual der Wahl zwischen zwei vielversprechenden Teams. Beide bringen frische Perspektiven und einen starken Willen zur Veränderung mit. Es bleibt spannend, welche Impulse sie für die SHSG setzen werden und wie sie ihre Visionen in die Tat umsetzen möchten. Wir sind gespannt und teilen zuletzt das, was uns beide Teams mitgeben wollten: Make your Vote count!

  2. Die neue SHSG Campus App im Test

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    Die heute veröffentlichte Campus App, die bereits im neuen Design der SHSG aufgemacht ist, vereint durch das eingebettete Uni-Login die wichtigsten Funktionen der Plattformen Compass, StudentWeb und die Facebook-Gruppe «Sharing is Caring. So kann beispielsweise auf der individualisierbaren Home-Seite angezeigt werden, wann und wo die nächsten Vorlesungen stattfinden, wie viele Plätze in den unterschiedlichen Lernräumen belegt sind sowie mit einem Klick das Mensamenü der Woche aufgerufen werden. Eine praktische Spielerei ist die Verknüpfung mit der SBB-App. Diese wird durch das Antippen der Funktion «Take me to HSG» geöffnet und offenbart sogleich die nächsten Verbindungen vom aktuellen Standort zur Uni. 

    Neben vielen praktischen Shortcuts wie zum Beispiel zum «Room Booking» oder zu den eigenen Noten und Leistungen hat mich vor allem der Link zum «Academic Calendar» überzeugt. Endlich kann dieses essentielle Dokument mit nur zwei Klicks aufgerufen werden. Eine Innovation mit grossem Potential. So wird es vielleicht im Sommer zur ersten Lernphase kommen, in der nicht täglich auf Jodel nach dem Datum der Notenerhaltung gefragt wird. 

    Eine weitere Funktion ist die Seite «Marketplace». Hier kann von Büchern, über WG-Zimmer, bis hin zu Nachhilfeunterricht alles ge- und verkauft werden und somit bietet sie eine echte Alternative zur Facebook-Gruppe «Sharing is Caring HSG». 

    Als drittes Feature bietet die App den vielen akkreditierten Vereinen eine Plattform. So kann den unterschiedlichen Vereinen gefolgt werden, um über anstehende Events und Ankündigungen informiert zu werden. Zudem ist es möglich, direkt mit den Vereinen Kontakt aufzunehmen.

    Insgesamt hat mich die Campus App sehr positiv überrascht. Die vielen praktischen Funktionen machen das Leben auf dem Campus tatsächlich einfacher. Mit der anstehenden Rückkehr zum Präsenzunterricht erscheint die App also genau zur richtigen Zeit, damit das zurückgewonnene Campusleben schnell wieder Fahrt aufnimmt.

  3. Lieber Herr Beschorner, liebe Frau Meckel: Die Studierenden lassen sich keinen Bären aufbinden

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    Mein Name ist nicht Maximilian. Auch fahre ich nicht saisonbedingt verschiedene Autos. Lieber lasse ich mich fahren. Aktien handle ich per se nur auf dem Rohstoffmarkt. Gegen Normalverdiener habe ich nichts, denn sonst gebe es die Linken nicht. Das wäre eine Tragödie, denn ohne die Linken hätten die Freisinnigen weniger Auftrieb. Eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit liegt mir fern; das wäre schlecht fürs Business. Und ja, ich bin zufälligerweise ein Mann. Ein neoliberaler, unreflektierter, überheblicher, chauvinistischer HSG-Student – Teil der dominierenden, frauenunterdrückenden 65 Prozent an der Universität St.Gallen. «Was läuft mit dem Typen falsch?», plärren Sie empört. Recht haben Sie!

    Wenn man sich den Gastbeitrag von Prof. Dr. Thomas Beschorner und Prof. Dr. Miriam Meckel im St.Galler Tagblatt vom 17.03.2021 so durchliest, gewinnt man aber genau den oben geschilderten Eindruck einer verlorenen männlichen «Elite», welche Themen aus den «Gender Studies» lediglich an stammtischähnlichen Zusammenkünften in einem despektierlichen Kontext verwendet, um sich über die Situation im «ehelichen» Haushalt zu beschweren. Nach der Lektüre habe ich fast schon begonnen, meine Integrität und eigene Identität in der allgemein bekannten, auf dem Rosenberg vorherrschenden «HSG-Bubble» zu hinterfragen.

    Notabene: Der Artikel wurde von einer Professorin und einem Professor der Universität St.Gallen selbst geschrieben. Von Personen, die an unserer Universität lehren, forschen und damit regelmässig mit den unterschiedlichsten Studierenden in Kontakt kommen. Sich in interessanten Diskursen, Unterhaltungen und Debatten vertiefend mit den verschiedensten Meinungen auseinandersetzen. Das zumindest ist meine Vermutung und umso entfremdender erscheint mir der Gastbeitrag. Selber habe ich bisher noch keinen Kurs bei den beiden Ordinarien besucht; habe dies auch nicht vor, denn sonst könnte ich diesen Kommentar nicht schreiben.

    Vermeintliche Zerschlagung eines gordischen Knotens

    Begeben wir uns auf eine Reise zurück in die Vergangenheit: Komischerweise nahm alles seinen Anfang mit einem Maximilian. Oder wohl eher mit Max G. (Name der Redaktion bekannt), so zumindest hat das St.Galler Tagblatt die Identität dieses HSG-Studenten verschleiert – oder sollte ich eher «zensiert» sagen? Als verschmähter Ritter in goldener Rüstung auf dem weissen Ross, kam unser Kommilitone zur Zerschlagung des gordischen Knotens daher geritten. Weniger um die Herrschaft über Asien zu erlangen, sondern eher, um die HSG vor dem unvermeidlichen Untergang zu retten. Nach einer angeblichen «Zensur» durch das prisma – eines inhaltlich «faktisch nicht korrekten» Artikels – wandte sich Max schamlos jener Stelle zu, die sich durch eine noch grössere Polemik als seine eigene auszeichnete: dem St.Galler Tagblatt.

    Eine solche Handlungsweise war und ist nach wie vor dem mittlerweile durch die Abstimmung ein vorübergehendes Ende ereilten Diskurs nicht dienlich, sondern politischer Aktionismus. Entschuldigen Sie die klaren Worte, aber das geht den Leuten mit der Zeit einfach nur noch auf den Sack.

    Schlussendlich hatte Max genug Unterschriften gesammelt, um eine Urabstimmung zur Namensänderung der «Studentenschaft» zu erreichen. Es wäre übrigens ohne die medienwirksame Einmischung und die meisterhafte Selbstdarstellung von Max G. unweigerlich zu einer Abstimmung zu diesem Thema gekommen, da sich das Studentenparlament für eine neutrale Bezeichnung im Universitätsgesetz entschieden hatte, um genau dieses Thema den Studierenden zur Abstimmung vorzulegen. Man konsultiere hierzu die einschlägigen Protokolle.

    Eine Waffe gegen die Resignation

    Was rufen Sie mir da hinter Ihrem bläulich schimmernden Bildschirm zu? Die anekdotische Erwähnung des maximilianischen HSG-Stereotyps war von Herrn Beschorner und Frau Meckel nur halb ernst gemeint? Da haben Sie wohl Recht, wobei ich mir da nicht ganz sicher bin. Damit füttern die beiden Ordinarien jedoch genau den «Qualitätsjournalismus» von heute; jene journalistische Zyste, die sich seit Jahren der unreflektierten, einseitigen Berichterstattung über die HSG verschrieben hat. Sie tragen einen Beitrag für das «hauptsache-die-HSG-bashen-um-der-Klicks-willen»-Prinzip eines preisgekrönten Ostschweizer Mediums.

    Das Meme um Maximilian ist gerade deshalb so populär, weil es fern der Wirklichkeit liegt – unzweifelhaft mit wenigen Ausnahmen. Es ist das Zeichen einer Gemeinschaft von Studierenden, die es leid ist, ständig mit diversen unrealistischen Stereotypen in Verbindung gebracht zu werden. Es ist das Zeichen einer Rebellion gegen die mittlerweile von eigenen Professoren übernommenen Meinungshaltungen gegenüber ihren eigenen Studierenden. Deshalb wird das Bild des «typischen» HSG-Studenten in der Erscheinung des Maximilians so gefeiert und trotzdem sehen wir es als das, was es ist: Einen vermaledeiten Witz. Eine Waffe gegen eine einsetzende Resignation.

    «Studierende haben sich einen Bärendienst erwiesen»

    Die Wahlbeteiligung von mageren elf Prozent sei keine Entschuldigung, sondern Ausdruck der Gleichgültigkeit. Gleichzeitig sei es offensichtlich, dass «gendern» für Maximilian «irrelevant» sei. Wie die beiden Ordinarien auf letzteres kommen, erscheint schleierhaft. Fakt ist: Herr Beschorner und Frau Meckel ist entgangen, dass sich die Mehrheit der Studierenden für eine Abänderung sämtlicher Reglementarien in eine genderneutrale Sprache ausgesprochen haben. Das alleine schon zeugt davon, dass den HSG-Studierenden Diversität und Inklusion wichtig sind.

    Im Rahmen des demokratischen Abstimmungsprozesses hat eine Mehrheit der Studierenden sich dafür entschieden, den Namen «Studentenschaft» beizubehalten. Der Rest, der nicht abgestimmt hat, hat sich – das lässt sich durchaus sagen – implizit für eine Gleichgültigkeit entschieden. Damit vermutlich auch ein Grossteil der Studentinnen, welche insgesamt 35 Prozent an der HSG ausmachen und mit einer Leichtigkeit bei der geringen Wahlbeteiligung hätten den Ausschlag zur Umbenennung in «Studierendenschaft» geben können. Das mag bedauerlich sein, aber direkt von einer «frauenfeindlichen» Universität zu sprechen und die Beibehaltung des Status Quo für die Erhöhung des Frauenanteils an der HSG als nicht förderlich zu bezeichnen, ist nicht nur reine Spekulation, sondern scheint einem Wolkenkuckucksheim entsprungen zu sein. Niemand in der Geschichte der Universität St.Gallen, der sich aufrichtig für ein hiesiges Studium interessiert hat, hat ernsthaft nach einem Blick auf den Namen der studentischen Dachorganisation, der «Studentenschaft», die Beine in die Hand genommen und ist an die WHU geflüchtet.

    Wenn jetzt Personen von hohem Status extern wie intern den Finger auf die Studenten der HSG – den männlichen Maximilian – richten und behaupten, es werde eine maskuline, reaktionäre Realität auf dem Rosenberg reproduziert, dann erscheint eines ganz klar: Jene, die uns eine solche Realität unterjubeln wollen, sind Sie. Geschätzter Herr Beschorner, geschätzte Frau Meckel, wir haben uns «mit diesem Entscheid keinen Bärendienst erwiesen», sondern wir lassen uns erst gar keinen Bären aufbinden.

    Dem moralischen Imperativ verfallen

    Gleichgültigkeit hin oder her. Die ganze Causa zur Namensänderung zeigt auch das, was wir Studierende schon lange wussten. Die «Studentenschaft» als Organisation geht leider Gottes mindestens 89 Prozent der Studierenden am Podex vorbei. Es gibt viele unter uns, die bis zum Ende ihrer studentischen Karriere nicht einmal mit der «Studentenschaft» in Kontakt gekommen sind, geschweige denn diese bewusst wahrgenommen haben. Das ist ein Problem, mit welchem die «Studentenschaft» als Organisation seit Jahren zu kämpfen hat.

    Die Studierenden wählen die Gleichgültigkeit wohl aus praktikablen Gründen. Die tatsächliche Realität liegt nicht im Namen der Dachorganisation aller Studierenden, sondern sie läuft auf dem Campus ab. Sie obwaltet in Gruppenarbeiten und -präsentationen. Sie geschieht im Ausgang, im adhoc, im Meeting Point, in der Stadt oder in irgendeiner der zahlreichen Studentenwohnungen. Man trifft sich in den Vorlesungen, trinkt während der Pause zusammen einen Kaffee, gönnt sich das «vorzügliche» Mensaessen, führt unglaublich viel Smalltalk und lernt die unterschiedlichsten Leute aus aller Welt kennen. Da verstehen die Schweizerinnen und Schweizer sich plötzlich mit den Deutschen. Kulturelle Differenzen werden überwunden. Die tatsächliche Realität liegt im Puls, der auf unserem kleinen Campus an unserer überschaubaren, familiären Universität schlägt. Darum ist die aktuelle Lage auch eine absolute Tragödie für unser aller Leben. Und vor allem ereignet sich in dieser Realität das, was in einem Gastbeitrag im St.Galler Tagblatt unserer Universität aberkannt wurde: Inklusion und Diversität. Die Plätze im Audimax sind bereits genug eng – auch ohne übertriebenes Manspreading.

    Es scheint mir, als würden einige Leute nicht ganz begreifen wollen, dass man noch lange um den heissen Brei reden, philosophieren und kritisieren kann, aber letzten Endes kommt es darauf an, was tatsächlich geleistet wird. Beispielsweise die Bemühungen der Universität St.Gallen, den Frauenanteil in zahlreichen bereits stattgefundenen und noch bevorstehenden Berufungen zu fördern und auszubauen. Bezeichnend sind jene Aktionen, die wir als Menschen und Angehörige der HSG unternehmen, um auch tatsächlich etwas an der aktuellen Situation und am geringen Frauenanteil zu ändern.

    Sprache schafft Realität, da gebe ich Ihnen, Herr Beschorner und Frau Meckel, Recht. Vielleicht sollten Sie sich jedoch zur Abwechslung zusätzlich auch mit der tatsächlichen, stark ausgeprägten, auf dem Campus stattfindenden, sich einer ständigen Entwicklung unterliegenden Realität auseinandersetzen. Unter Umständen werfen Sie doch mal einen Blick auf die durch die Studierenden selber, bottom-up geschaffene Identität und setzen das Abstimmungsresultat damit in Relation, anstatt auf einer Metaebene von der Kanzel aus den kantschen, kategorischen oder eher den moralischen Imperativ zu predigen.

    Behaltet euren Mut

    Wir sind nicht mehr die Handelshochschule St.Gallen, auch wenn uns dies einige einreden möchten. Wir sind aber immer noch eine Business School. Gleichzeitig ist die Universität St.Gallen alles andere als perfekt und hat noch einen weiten Weg zu gehen – da sind wir nicht die einzigen. Trotz unserer Fehler und den teilweise vorherrschenden Differenzen, verstehen sich die Studierenden der Universität St.Gallen dennoch als eine Gemeinschaft, welche alle inkludiert. Wir ziehen an einem Strang und sollten den Mut auch nach dieser erneuten medialen «Zerreisprobe» nicht verlieren. Da können Sie mich gerne naiv nennen, wenn Sie möchten, aber wenn nicht einmal mehr die eigenen Professorinnen und Professoren an ihre Studierenden glauben, dann höre ich erst recht nicht damit auf.

    Ich verlasse Sie, werter Herr Beschorner und werte Frau Meckel, deshalb mit den folgenden Worten: Verlieren Sie sich nicht in einer ziellosen Selbstreflexion. Sie sind faktisch auf Lebenszeit gewählt, das wäre somit ungut für Ihre weitere Karriere. Fragen Sie sich nicht, welchen Anteil die Professorenschaft an dem Entscheid hatte. Glauben Sie mir, er ist nicht nur verschwindend klein, sondern praktisch nicht vorhanden. Und vor allem haben Sie mehr Vertrauen in Ihre Studierenden. Tauschen Sie sich in Ihren Vorlesungen oder in Ihrer Freizeit über diese Thematik mit jenen aus, die es betrifft: den Studierenden. Falls Sie das anders sehen sollten, dann würde ich Ihnen empfehlen, sich bereits während der stattfindenden Diskussion miteinzubringen, anstatt ex post mit selbstgerechten Worten Ihre Studierenden anzugreifen. Dies bringt mich zu meinem letzten Punkt: Bitte klopfen Sie nicht mehr beim St.Galler Tagblatt an, um einen Gastbeitrag in solcher Art und Weise zu schreiben. Denn nicht der Ausgang der Abstimmung, sondern das ist zum Fremdschämen.

    Alessandro Massaro

  4. Kommentar zur Urabstimmung: Wichtig ist nicht was draufsteht, sondern was drin ist

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    Rote Posaunen ertönen aus der Stadt

    Die Forderungen der JUSO im Nachgang unserer Urabstimmung liessen nicht lange auf sich warten: Sie bezeichnen die HSG aufgrund des Abstimmungsergebnisses ihrer Studentenschaft als die «peinlichste Universität der Welt» und fordern nun eine Professur nach ihren Vorstellungen: Eine «Professur für feministische Ökonomie». Entsprechende Medienmitteilung lässt jegliches Verständnis für den demokratischen, inneruniversitären Prozess missen und verkennt die verdienstvolle universitäre Arbeit, die in unseren Schools bereits heute sowohl von Frauen wie auch von Männern geleistet wird. Ich bin kein Freund von name-dropping und mir ist ehrlich gesagt recht Hans wie Heiri, welches Geschlecht die Person vorne hat, welche gerade lehrt. Heute werde ich aber eine Ausnahme machen: Besonders beeindruckt hat mich in meiner universitären Laufbahn Frau Prof. Dr. Isabelle Wildhaber und Frau Prof. Dr. Michèle F. Sutter-Rüdisser. Für mich herausragende Repräsentantinnen für Kompetenz und Hingabe zu ihrem Fachgebiet mit stets einer Prise Witz und Leichtigkeit im Unterricht.

    Die kritikwürdigste Universität der Welt

    Die Wissenschaft, und mit ihr die gesamte Universitätslandschaft, muss frei sein und frei bleiben. Frei von jeglicher Ideologie, die diese Freiheit bedroht, egal von welcher Seite. Nur so kann das Spielfeld für den konstruktiven Lehrstreit um die besten Ideen der besten Köpfe nachhaltig gestaltet werden. Politische Einflussnahme, wie sie die JUSO nun fordert, hat einen totalitären Beigeschmack. Genau wie jede Forderung nach irgendwelchen Quoten. Die Einstellungspolitik der HSG richtet sich nach der Qualifikation der Kandidaten und ist überaus erfolgreich, auch wenn ab und an der Geist der Quote dennoch hier und da seine Runden zieht. Ich danke zudem der JFDP St.Gallen für ihre anerkennenden Worte unter dem Titel «Demokratie entspricht immer dem Zeitgeist» und wünsche der HSG, meiner «alma mater», der intellektuellen «Leuchttürmin» der Ostschweiz, weiterhin alles Gute auf ihrem selbstbestimmten Weg.

    Bald wieder politisieren im adhoc

    Als St.Galler bin ich sehr dankbar und stolz an einer so renommierten Universität studieren zu dürfen. Ich wünsche mir jedoch mehr politischen Diskurs mit meinen Kommilitonen. Am liebsten bald wieder am Stammtisch im Wienerberg oder dem adhoc und seinem vorgelagerten Festplatz. Gerne lade ich auch die JUSO ein, dann suchen wir gemeinsam mal den vielgenannten Neoliberalismus in den Tiefen der Bierkrüge und vielleicht können wir dann gemeinsam einstimmen: «HSG, du bisch viel meh als dis Klischee».

    Jonas Streule

  5. Für eine geschlechtsneutrale SHSG

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    Mit der Urabstimmung vom 8. bis 11. März nächster Woche wird über den zukünftigen Namen der SHSG entschieden. Gemäss der Umfrage des Instagram-Kanals von prisma ist die Abstimmung stark umstritten. Doch ob dafür oder dagegen, es wurde schon vielfach wissenschaftlich belegt, dass Sprache einen Einfluss auf uns alle hat: Wird beispielsweise nur die maskuline Form in einer Stellenausschreibung verwendet, fühlen sich Frauen weniger angesprochen. Bei der Verwendung des generischen Maskulinums fühlen sich Frauen sowie auch non-binary oder Trans Menschen oftmals nicht zugehörig. 

    In ihrer Repräsentationsfunktion der Studierenden gegenüber der Universität hat die SHSG grossen Einfluss auf die Studierenden sowie auf die Reputation der Universität und deren Aussenwahrnehmung. Die Universität bemüht sich zwar zunehmend um Frauenförderung, doch mit einem Anteil von 35% liegt sie im schweizweiten Vergleich noch deutlich unter dem Universitätsdurchschnitt von 51.4%. In Anbetracht dieser niedrigen Quote hat die Universität deutlichen Aufholbedarf um in Zukunft als weniger männerdominiert wahrgenommen zu werden.   

    Mit der Umbenennung der Studentenschaft in Studierendenschaft würde sich die SHSG für eine nicht-diskriminierende und inklusive Kultur an der Universität St.Gallen positionieren und gleichzeitig das Verwenden von genderneutraler Sprache vorleben und fördern. Zudem würde der Begriff schlicht Tatsachen reflektieren, denn die SHSG besteht nicht nur aus männlichen Studenten und engagiert sich laut der eigenen Website «für die Studierenden». Mit der Umbenennung in «Studierendenschaft» wird niemand ausgeschlossen oder benachteiligt, sondern Frauen und FLINT Personen generell inkludiert. 

    Schliesslich noch zum Thema der Kosten der Umbenennung: Die oft genannten CHF 180’000 wurden von Seiten der SHSG nie belegt und scheinen aus der Luft gegriffen zu sein. An der Universität Bern wurde die Umbenennung zu einem Bruchteil der Kosten durchgeführt. Sollte die Wirtschaftsuniversität St.Gallen aber Beratung in Sachen Kostenmanagement benötigen, hilft Bern sicherlich gerne weiter.

    Michèle Brügger

  6. Die Genderfrage kommt an der HSG an die Urne

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    Nächste Woche ist es soweit. Zum ersten Mal seit 2014 kommt es an der HSG wieder zu einer Urabstimmung. Eine solche Urabstimmung, welche vereinfacht gesagt eine Abstimmung unter allen Studierenden ist, wird nötig, wenn die Statuten der Studentenschaft revidiert werden. Dafür braucht es entweder eine Zweidrittelmehrheit im Studentenparlament oder die Unterschriften von 100 Studierenden. Um den Namen der Studentenschaft in eine genderneutrale Form, entweder «Studierendenschaft» oder «Student Union» zu ändern, sammelte ein Student dementsprechend die notwendigen Unterschriften. Wie sich jedoch später herausstellte, schreibt das Universitätsgesetz der SHSG einen deutschsprachigen Namen vor und da die SHSG-Statuten diesem unterliegen, ist die Option «Student Union» vorerst vom Tisch. Soviel zur rechtlichen Lage.

    Ausgang wohl noch ungewiss

    Den Studierenden wird es kommende Woche also denkbar leicht gemacht. Zur Auswahl stehen zwei Optionen, Studentenschaft oder Studierendenschaft. Die Option, welche mehr Stimmen erhält, gewinnt.

    Würde es nach einer Umfrage auf der anonymen App «Jodel» gehen, wäre die Abstimmung schon längst entschieden. Bei dieser sprachen sich fast drei Viertel der Teilnehmenden für die Beibehaltung des Namens Studentenschaft aus. Aufgrund des hohen Anteils an Männern sowie Nicht-Studierenden auf Jodel ist das Ergebnis aber kaum repräsentativ. Eine verbindliche Prognose lässt sich somit noch nicht aufstellen.

    Studentenparlament nutzt Gunst der Stunde

    Doch nicht nur über die Namensfrage wird nächste Woche abgestimmt. Denn das Studentenparlament nutzte die Gelegenheit, um gleich noch zwei weitere Statutenänderungen und somit Urabstimmungen zu initiieren. Bei der Ersteren geht es um die Korrektur der englischen Statuten. Wie das Studentenparlament festgestellt hat, weisen diese zahlreiche Übersetzungsfehler auf, welche in einer neuen Version korrigiert werden sollen. Eine Annahme ist wahrscheinlich, da es wohl kaum ein Argument gegen die Korrektur gibt.

    Des Weiteren wird auch noch darüber abgestimmt, ob die SHSG-Statuten in eine gendergerechte Form revidiert werden sollen. Denn in der aktuellen Version beginnen diese noch mit dem berühmt-berüchtigten Satz: «Zur besseren Lesbarkeit wird für beide Geschlechter die männliche Form verwendet.» Zu erwarten ist hier ein ähnliches Resultat wie bei der Namensfrage, denn ein gendergerechter Name ohne gendergerechte Statuten würde beispielsweise kaum Sinn machen.

    Doch damit nicht genug. Zusätzlich zu den drei Urabstimmungen wird es auch noch eine «nicht-verbindliche Umfrage» geben, ob die SHSG, unabhängig vom offiziellen Namen, in Zukunft gegen aussen trotzdem mit dem englischen Namen «Student Union» auftreten soll. Wie viel Sinn so eine nicht-verbindliche Umfrage aus rechtlicher Sicht macht, sei nun dahingestellt. Jedoch ermöglicht das Ergebnis wohl der SHSG, ihre Marke möglichst nach dem Wunsch der Studierenden auszurichten.  

    Namensänderung könnte zu Rekord-Wahlbeteiligung führen

    Drei Urabstimmungen, eine Umfrage und dann auch noch die Wahl des neuen SHSG-Präsidiums, eine solche Mammut-Abstimmung gab es an der HSG noch nie. Nächste Woche können alle Studierenden von Montag um 8 Uhr bis am Donnerstag um 18 Uhr auf der Webseite der SHSG ihre Stimme abgeben. Die Resultate folgen dann bis spätestens am Freitag. Während in den vergangenen Jahren die SHSG-Präsidentschaftswahlen nur magere 10 bis 15 Prozent der Studierenden mobilisieren konnten, ist dieses Jahr eine deutlich höhere Wahlbeteiligung zu erwarten. Denn selten erhitzte ein Thema die Gemüter der HSG-Studierenden so stark und lang wie die Namensänderung der SHSG. Bleibt zu hoffen, dass mit der Bekanntgabe des Resultats am nächsten Freitag dieses Kapitel endlich geschlossen werden kann und die SHSG sich fortan anderen Projekten widmet. Entweder mit altem oder neuem Namen.

  7. theSTAGE – Mehr als nur Lernplätze

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    «theSTAGE ist eine professionell betreute Eventlocation, die für diverse Workshops und Events genutzt werden kann.» So stellt uns Silvan, Brand und IT Manager der Infrastructure Initiative, den lichtdurchfluteten Raum vor, welcher am vergangenen Mittwoch eingeweiht wurde. Die abgetrennten Räume – auch Cubes genannt – bieten Studierenden die Möglichkeit, an Projekten zu arbeiten, wobei man unter anderem einen grossen Bildschirm oder eine beschreibbare Glasfläche zur Verfügung hat.

    Auch Lernplätze zur Einzelarbeit stellt theSTAGE den Studierenden zur Verfügung. Neben Tischen und Stühlen bietet der Raum in Abgrenzung zum theCO jedoch vor allem bequeme Sitzgelegenheiten. Kernziel des Projekts ist es, Raum für Events wie Vorträge, Workshops und vieles mehr zu schaffen. Bevor die Studierenden die Lerninfrastruktur des theSTAGE überhaupt so richtig erkunden konnten, musste er bereits einen Tag nach der Eröffnung aufgrund des Entscheids der Corona-Taskforce der Universität wieder schliessen. Ein Wiedereröffnungsdatum steht noch nicht fest. 

    Bis dahin bleibt es für Gruppen und Vereine aber möglich, sich für die Benutzung der einzelnen Cubes zu bewerben oder einen hybriden Event im theSTAGE durchzuführen. Dafür findet sich ein separates Google Form, welches wir dir hier verlinkt haben, oder hier, um einen Cube zu mieten. Dabei können Gruppen insbesondere von den vielen dynamischen Elementen profitieren, welche sich situativ zusammenstellen lassen und so je nach Art der Arbeit unterschiedliche Anordnungen ermöglichen. 

    Die Cubes im theSTAGE

    theSTAGE bietet aus unserer Sicht zum einen die Möglichkeit für einen Tapetenwechsel zum Lernen in der Bib oder in den eigenen vier Wänden und stellt zum anderen die für Gruppenaktivitäten benötigte Infrastruktur zur Verfügung. Zudem sind die Cubes eine wichtige Ergänzung, um dem eingeschränkten Platz für Gruppenarbeiten entgegenzuwirken.

  8. Falschinformationen, Unvollständigkeit & formale Fehler – prisma stellt klar

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    Dieser Artikel behandelt diejenigen Inhalte, die wir gerne ursprünglich mit dem betroffenen Redaktor in Bezug auf die Überarbeitung des Kommentars persönlich besprochen hätten. Es geht hierbei um die Konkretisierung der in unserer Stellungnahme beschrieben formalen und qualitativen Mängel. Der zur Diskussion stehende Kommentar ist in seiner ursprünglichen Form am Ende dieses Kommentars angefügt.

    1. Programmvertreter oder Programmvertretende?

    Eine formale Ungereimtheit, die in diesem Kontext bereits zu Beginn ins Auge sticht, ist, dass der Autor in seinem Kommentar für die Relevanz von gendergerechter Sprache wirbt und deshalb auch eine Petition für die Umbenennung der Studentenschaft vorschlägt. Gleichzeitig verzichtet er jedoch selbst auf die Verwendung von gendergerechter Sprache. So ist in seinem Kommentar von «Bürger» (Z. 94), «Programmvertreter» (Z. 146 & 240) und «jeder Studierende» (Z. 153) usw. die Rede. Dabei stellt er sich in Zeile 184f. auf den Standpunkt, dass das reine «Mitmeinen» von Frauen nicht ausreichen würde. Verstärkt wird dieser Kritikpunkt dadurch, dass die gendergerechte Sprache beim prisma bereits von der letzten Chefredaktion als editorialer Standard eingeführt wurde, woran wir auch in Zukunft festhalten werden.

    2. Überprüfung zweifelhafter Aussagen

    Zum Zeitpunkt der Schlusskorrektur bestanden Zweifel, ob einige durch den Autor eingebrachte Aussagen faktisch korrekt dargelegt wurden. Diese Zweifel bewahrheiteten sich nach weiterer Recherche der prisma-Redaktion.

    Beispielsweise wird in Zeile 220 – 225 argumentiert: «Und auch die Tatsache, dass der (SHSG-)Vorstand selbst im mündlichen Sprachgebrauch von Studierendenschaft spricht, zeigt auf, dass die Umbenennung längst an der Zeit wäre.» Auf Nachfrage beim ehemaligen SHSG-Vorstand versicherte dieser, dass dessen Mitglieder auf die Einhaltung ihrer Corporate Identity achten und somit lediglich die Bezeichnung «Studentenschaft» oder «Student Union» verwenden. Diese Aussage ist somit nicht korrekt.

    Des Weiteren wird in Zeile 169 – 173 folgende Aussage getätigt: «Der (SHSG-)Vorstand sieht die Umbenennung also als nicht notwendig an, da es sich um reine Symbolpolitik handelt.» Im Protokoll der ausserordentlichen Sitzung des Studentenparlaments vom 6. März 2020 ist zu entnehmen, dass diese Aussage aus «den Diskussionen der Politikkommission hervorkam». Hier wurde ebenfalls eine unzureichend fundierte Aussage getroffen.

    Die prisma-Redaktion kam lediglich ihrer journalistischen Verantwortung nach, bei zweifelhaftem Wahrheitsgehalt von Aussagen Fact Checking zu betreiben und wird dafür wegen «Zensur» öffentlich vom St.Galler Tagblatt und Watson an den Pranger gestellt, wobei unsere Stellungnahme ironischerweise keine Berücksichtigung fand. Das prisma hielt sich hier also konsequent an die im Journalistenkodex des Schweizer Presserats für Journalist*innen vorgeschriebene Pflichten, sich «an die Wahrheit zu halten und (…) sich vom Recht der Öffentlichkeit zu leiten, die Wahrheit zu erfahren.» Von «Zensur» zu sprechen, ist somit unhaltbar und gleicht dem Tatbestand der Verleumdung.

    3. Inhaltliche Unvollständigkeit

    Die Umbenennung der Studentenschaft im Rahmen der Universitätsgesetzesrevision ist eine komplexe Thematik mit vielen rechtlichen Fragestellungen. Deshalb ist es der prisma-Redaktion ein Anliegen, den Inhalt so darzulegen, dass dieser Komplexität Rechnung getragen wird. Aus diesem Grund werden hier zunächst die vergangenen Ereignisse aus der rechtlichen Perspektive der Umbenennung aufgearbeitet:

    In der ausserordentlichen Sitzung vom 6. März 2020 beriet das Studentenparlament (StuPa), ob es sich im internen Vernehmlassungsprozess des Universitätgesetzes für die Umbenennung der Studentenschaft in Studierendenschaft aussprechen soll. Damit wäre der Name «Studierendenschaft» in den Gesetzesrevisionsprozess aufgenommen worden – ob die Namensänderung tatsächlich Eingang in das Gesetz gefunden hätte, bleibt aber offen, da dies im Ermessen des Gesetzgebers liegt.

    Die Grundsatzfrage, ob man sich für die Umbenennung aussprechen sollte, war im StuPa viel diskutiert. Die Lager spalteten sich in die Befürworter*innen sowie Gegner*innen der Umbenennung und in die Parlamentarier*innen, die der Meinung waren, dieser Entscheid sollte mittels einer Urabstimmung bei den Studierenden der HSG liegen (vgl. Z. 147-152).

    Aufgrund des eben genannten Arguments, die Meinung der HSG-Studierenden durch den vorausgehenden Entscheid des StuPa für die Umbenennung zu übergehen, wurde in der StuPa-Sitzung ein Kompromissvorschlag eingebracht: Dieser sah vor, dass auf gesetzlicher Ebene weder der Name «Studierendenschaft» noch Studentenschaft verankert werden soll, sondern der Studentenschaft die Kompetenz zu übertragen, sich auf statuarischer Ebene selbst den Namen vorzugeben.

    Bei den Abstimmungen wurde schliesslich der Kompromissvorschlag zur Kompetenzübertragung angenommen. Der Vorschlag zur gesetzlichen Verankerung des Namens «Studierendenschaft» kam nicht zu Stande, da einige Parlamentarier*innen nicht an der Abstimmung zum Vorschlag teilnahmen, sodass die Mindestzahl an Stimmen hier nicht erreicht wurde. Somit wurde automatisch der Kompromissvorschlag angenommen (bei welchem die Mindestanzahl an Stimmen erreicht wurde) und in die Vernehmlassung eingegeben.

    Jedoch steht das Ergebnis der Gesetzesrevision noch aus und somit können noch keine Schlüsse gezogen werden, inwiefern danach eine Statutenänderung mittels einer Urabstimmung vorgenommen werden könnte. Zudem wird aktuell rechtlich geprüft, ob die SHSG auf einem anderen Weg – also unabhängig vom Ausgang dieser Gesetzesrevision – ihre Statuten ändern könnte.

    Der Autor spricht davon, dass eine Urabstimmung direkte Auswirkungen auf Statuten haben würde (Z. 309ff.). Dabei lässt er allerdings aus, dass gar nicht klar ist, ob eine Urabstimmung zur Namensänderung überhaupt möglich ist. Es ist festzuhalten, dass die dafür benötigten rechtlichen Rahmenbedingungen noch gar nicht geschaffen wurden bzw. zuerst noch abgeklärt werden müssen. Hier ist anzumerken, dass die Schaffung dieser Rahmenbedingungen durch die Stellungnahme des StuPa in der Vernehmlassung eingeleitet wurde. Aufgrund dieser Tatsachen ist unklar, weshalb in Z. 325 von der Signalwirkung der Urabstimmung die Rede ist, wenn die rechtliche Perspektive noch nicht hinreichend abgeklärt wurde.

    Darüber hinaus kann die unpräzise Darstellung der Sachlage zu ungenauen Schlüssen führen, wie dies in der medialen Berichterstattung zur Umbenennungsfrage geschah: So wurde in den Medien ausgeführt, dass die gesamte Studentenschaft (u.a. SHSG-Vorstand & StuPa) gegen eine Umbenennung ist. Diese Aussage entspricht aber nur der halben Wahrheit: Während der ehemalige SHSG-Vorstand in der Stellungnahme in der internen Vernehmlassung die Beibehaltung des Namens Studentenschaft befürwortete, gab das StuPa die Empfehlung ab, eine neutrale Bezeichnung im Gesetz zu verankern.

    Diese inhaltlichen Ungenauigkeiten und die daraus resultierende Unvollständigkeit führen dazu, dass der Kommentar «Wir sind die Studierendenschaft» grundlegend überarbeitet werden muss.

    4. Formale Mängel

    Wie in der Stellungnahme vom 1. September bereits ausgeführt, war der Kommentar deutlich zu kurz bzw. es fehlte mindestens ein Bild und Bildunterschriften, wie im Kommentar ersichtlich ist. Ausserdem wurde der Kommentar am 10. August eingereicht, wobei der Redaktionsschluss auf den 22. Juni datiert war. Zum Zeitpunkt der Schlusskorrektur war es infolgedessen nicht mehr möglich, die oben aufgeführten Mängel sachgerecht zu beheben.

    Fazit

    Unter Berücksichtigung dieser Punkte kann bei der Verschiebung des Kommentars zur Überarbeitung keineswegs von Zensur gesprochen werden. Es ist vielmehr unsere redaktionelle Pflicht, als Medienschaffende komplexe Inhalte für unsere Lesenden wahrheitsgetreu, fundiert und präzise abzubilden. Die ungenügende Recherche seitens des St.Galler Tagblatts, die im Vorwurf der Zensur mündete und die inhaltliche Übernahme durch Watson & Co., die ohne weitere Nachrecherche erfolgte, halten wir vom Studierendenmagazin prisma für ein beunruhigendes Zeichen für die Zukunft der Medienlandschaft. Besonders in Zeiten, in denen Populismus wieder Aufwind erfährt und Fakenews die Runde machen, ist es umso wichtiger, mit dem Vertrauen der Bevölkerung in die mediale Berichterstattung verantwortungsvoll umzugehen.

    Abschliessend lässt sich festhalten, dass der Kommentar trotz allem wichtige Fragen aufwirft, wie z.B. die Kalkulation der 180’000 CHF Umbenennungskosten, die im prisma – wie dem Redaktor zugesichert wurde – zum Ausdruck kommen sollen. Dies kann jedoch nur unter Einhaltung faktischer Korrektheit und formaler Mindeststandards geschehen.


    Wir-sind-die-Studierendenschaft

  9. Die neuen Gesichter des SHSG Vorstands

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    Der neue Vorstand der Studentenschaft steht bereits fest und ist nach der Bestätigung durch das Studentenparlament am 10. Mai bereit für den Amtsantritt. Das neue Team ist motiviert und freut sich auf ein spannendes Jahr.

    Bryan Giger – IT und Campus

    Meine Motivation

    Wir leben in einer Zeit, wo sich die Informationstechnologie immer weiterentwickelt und eine zentrale Rolle in unserem Leben einnimmt. Eine Auseinandersetzung mit diesem Thema ist unausweichlich. Als Vorstand IT & Campus bin ich in der Lage, die IT Infrastruktur meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen zu verbessern und deren IT Wissen zu erweitern.

    Was ich erreichen möchte

    Ich möchte die IT-Infrastruktur der Studentenschaft den neuen Standards anpassen und zusätzlich neue Dienstleistungen anbieten. Das Grundwissen der Studierenden bezüglich IT soll vergrössert werden. Beispielsweise kann dies erreicht werden, in dem man den Studierenden eine bessere Einsicht in die Nutzung der Datenbeschaffung gibt.

    Sinan Sari – Finanz

    Meine Motivation

    Ich hoffe, wertvolle und spannende Erfahrungen sammeln zu können. Ich will meine bisherigen Kompetenzen entscheidend einbringen und dabei trotzdem viel neues Wissen dazugewinnen. Die Möglichkeit eine Führungsposition zu übernehmen und grosse Verantwortung zu tragen, haben nicht viele Menschen im Leben.

    Was ich erreichen möchte

    Mein Ziel ist, mit der Studentenschaft noch näher bei den Studenten zu sein. Die Universität St. Gallen hebt sich in vielen Punkten von anderen Universitäten ab. Das sollte weiter ausgebaut werden.

    Florian Wussmann – Interessensvertretung

    Meine Motivation

    Auf normativer Ebene möchte ich als Vorstand für Interessenvertretung ein möglichst gutes Bindeglied zwischen den Studierenden und der Universität darstellen. Ich möchte mich dafür einsetzen, das Leben in, an und um die HSG für alle Studierenden so erfahrungsreich und bereichernd wie möglich zu machen. Persönlich erhoffe ich mir meine persönlichen Kompetenzen zu stärken.

    Was ich erreichen möchte

    Derzeit befindet sich die HSG in einer Umbruchphase. In den Diskussionen über neue Studiengänge und Campuserweiterungen dürfen aber nicht die alltäglichen Probleme der Studierenden verloren gehen. In meinem Vorstandsjahr möchte ich Initiativen aufzugleisen, Studierendenrechte weiter zu verbriefen und vor allem besser zu kommunizieren, sie zugänglicher und verständlicher zu machen.

    Pascal Umiker – Kultur und Marketing

    Meine Motivation

    Die SHSG war für mich schon immer eine Herzensangelegenheit. Als Vorstandsmitglied kann ich nun zur Weiterentwicklung der Studentenschaft beitragen und ihre Zukunft aktiv mitgestalten.

    Was ich erreichen möchte

    Mein Ziel als Vorstand in Marketing & Kultur ist, vermehrt auf das grosse Engagement der Studentenschaft hinzuweisen. Viele Studierende nehmen gar nicht wahr, wie viel die Studentenschaft eigentlich für sie macht. Mein Ziel ist es, das zu ändern und die Reputation der Studentenschaft zu steigern. Ausserdem muss es das Ziel sein, die breite Vereinslandschaft qualitativ zu bewahren.