Vielleicht könnten Doug und Lois ein perfektes amerikanisches Ehepaar sein, vielleicht waren sie es einmal. Das Schild an ihrer Haustür lässt das zumindest erahnen. «Welcome to the Rileys » steht darauf, doch besonders einladend wirkt ihr Leben nicht. Lois hat das Haus seit Jahren nicht mehr verlassen, Doug führt seit Längerem eine Affäre. Die beiden sind seit 30 Jahren verheiratet, kommunizieren aber nur noch auf einer oberflächlichen, belanglosen Ebene miteinander, als versuchten sie, sich von jeglichen Gefühlsregungen abzukapseln. Der Grund dafür wird bald ersichtlich: die gemeinsame Tochter kam vor acht Jahren bei einem Autounfall ums Leben, seither verstaubt das Kinderzimmer unberührt, wie als Symbol für all die unverarbeiteten und unausgesprochenen Emotionen.
Als Doug beruflich für ein paar Tage nach New Orleans fliegt, landet er auf einer nächtlichen Tour durch die Stadt in einem Stripclub und trifft dort die junge Prostituierte Mallory. Sie kann nicht nachvollziehen, dass er sich nur mit ihr unterhalten möchte. Unnachvollziehbar ist für sie auch das Angebot, das er ihr später macht: Er zahlt ihr täglich 100 Dollar, wenn sie ihn dafür bei sich wohnen lässt. Einfach so, ohne sexuelle Gegenleistungen. Schnell wird klar, dass Doug nicht bei Mallory wohnen möchte, weil er keine Hotels mag; er will sie retten. Währenddessen hält Lois die Einsamkeit in dem Haus mit dem einladenden Türschild nicht mehr aus und macht sich eigenständig auf den Weg nach New Orleans.
Das klingt nach dem Zusammenwachsen einer neuen Familie, nach tränenreichen Gesprächen mit abschliessendem Happy-End, doch – soviel darf verraten werden – so kommt es nicht. Dies ist eben nicht Pretty Woman. Die Hauptcharaktere sind zwar allesamt aufgrund ihrer Erfahrungen gebrochene und verletzliche Figuren, aber sie haben dennoch ihre ganz eigenen Interessen. So ist «Willkommen bei den Rileys» vor allem eine bewegende Charakterstudie über drei Personen, deren Lebenswege sich eine Zeit lang überschneiden. Dass das funktioniert, ist auch den ausgezeichneten schauspielerischen Leistungen zu verdanken. Gerade Kristen Stewart beweist mit ihrer überzeugenden Darstellung der fluchenden, launischen und gleichzeitig hilfsbedürftigen Stripperin, dass sie als verschreckt guckende Vampirliebhaberin völlig überqualifiziert war. In Zukunft mehr Mallory und weniger Bella, bitte…
Willkommen bei den Rileys110 Minuten
Erschienen: 2010
Regie: Jake Scott
Besetzung: James Gandolfini, Kristen Stewart, Melissa Leo u.a.
Ich bin jemand, der sich für eine klar bürgerliche Politik einsetzt, für tiefere Steuern, gegen Gebühren und Abgaben, für weniger Gesetze und Vorschriften und ganz klar gegen einen EU-Beitritt.
Als Präsident der JSVP sind Sie das Zugpferd der grössten Jugendpartei der Schweiz. Welche Relevanz messen Sie den Jungparteien generell bei?Das ist schwierig zu sagen. Politisch hat eine Jungpartei natürlich lange nicht den Einfluss einer legitimierten Partei, ich glaube aber, dass eine Jungpartei gut für das Recruiting junger Leute für die Mutterpartei ist. Sie kann aber auch politisch etwas bewegen. Wir haben beispielsweise auf nationaler Ebene das Referendum gegen die Personenfreizügigkeit zustande gebracht.
In der Ausübung Ihrer politischen Ämter haben Sie bereits verschiedene Motionen eingereicht, unter anderem «Nennung der Nationalität bei Meldungen der Polizei und der Justizbehörden», «Keine weiteren Ausländer in der Stadtverwaltung» oder «Mundart im Kindergarten». Fürchten Sie sich tatsächlich vor einer Überfremdung der Schweiz?Ich bin einfach der Meinung, dass wir zuerst für die Menschen, welche in der Schweiz leben – seien es Schweizer oder Ausländer – schauen sollten, bevor wir weitere Leute in die Schweiz reinlassen. Ansonsten kommt unser Lohngefüge unter Druck, was auf den Wohlstand des normalen Mittelstands negative Auswirkungen hat. Je mehr Leute hier leben, desto höher sind die Mieten: Seit der grossen Zuwanderung steigen diese stetig. Auch infrastrukturtechnisch kommen wir an unsere Grenzen. Wenn die Wirtschaft Leute braucht, sollten wir frische Arbeitskräfte aus dem Ausland reinnehmen können, umgekehrt müssen wir diese Zuwanderung aber auch bremsen können, wenn wir bereits genügend Arbeitskräfte im Land haben. Ziel sollte sein, dass wir alle in der Schweiz Wohnhaften beschäftigen können und nicht über den Sozialstaat finanzieren müssen. Es kann nicht sein, dass wir auf diese «Pajasse» schauen müssen, die aus dem Ausland reinkommen, wenn wir selber grosse Probleme haben, beziehungsweise wenn wir eine hohe Arbeitslosigkeit hätten.
Sie haben das Lohnniveau angesprochen, welches durch die Ausländer gedrückt wird. Wieso sprechen Sie sich nicht für einen Mindestlohn aus?Das hat verschiedene Gründe. Der Markt muss spielen können, aber natürlich müssen alle mit gleich langen Spiessen Es gibt sehr viele Leute, welche in die Schweiz arbeiten kommen, ihre Familie aber im Ausland haben. Sie können also zu einem tieferen Lohn in der Schweiz arbeiten, da ihre Ausgaben geringer sind. Dies führt zu einer Marktverzerrung. Das Lohnniveau der Schweiz ist eines der höchsten weltweit, was zeigt, dass wir auch ohne gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn anständige Löhne bezahlen. Weiter gibt es viele Arbeiter, welche nicht die volle Leistung bringen können, da sie zum Beispiel nicht die Schnellsten sind. Ich als Arbeitgeber würde dann sagen: «Ein normaler Arbeitnehmer verdient vielleicht 5’000 Franken, aber dieser bringt nicht die gleiche Leistung, ich stelle ihn also ein, aber nur für 4’000 Franken.» Es gibt sehr viele Leute, welche heutzutage solch eine Stelle haben und sie merken es selber gar nicht. Diese Arbeitsplätze wären gefährdet, wenn ein Mindestlohn eingeführt werden würde.
Zurück zu den Motionen: Sind Sie der Überzeugung, dass solche Vorstösse zielführend sind?Beispielsweise hat die SVP auch das Minarettverbot durchgesetzt, welches in dieser Hinsicht nicht wirkungsvoll ist, sondern eher Symbolcharakter aufweist.Was bedeutet nicht wirkungsvoll? Wir wissen nicht, wie viele Minarette heute stehen würden, wenn das Verbot nicht durchgekommen wäre.
Die Frage ist eher, ob die Gefahr des Islamismus steigt, wenn es mehr Minarette gibt.Wir sind ein christlich-abendländisches und kein muslimisches Land. Es herrscht Glaubensfreiheit in der Schweiz und diese soll auch jeder ausleben können. Es braucht niemand so ein «Türmlein», um seinen Glauben auszuleben und ich glaube nicht, dass das irgendjemanden abstraft.
Letztes Jahr wurde an der HSG eine Erhöhung der Studiengebühren beschlossen, welche insbesondere die ausländischen Studenten stärker zur Kasse bittet. Aus Ihrer Sicht, auch im Hinblick auf Ihre Motion «Kostendeckende Studiengebühren für Ausländer im Kanton Bern!», ein zu begrüssender Entscheid?Ich begrüsse den Entscheid sehr. Ich bin der Meinung, dass der Staat zumindest für einen Teil der Ausbildungskosten von Schweizern, deren Eltern seit Jahrzehnten in der Schweiz Steuern bezahlen, aufkommen kann. Bei den Ausländern ist es so, dass sie in die Schweiz kommen, sich ausbilden lassen und nachher vielfach auch wieder zurückkehren. Wir haben somit keine Wertschöpfung durch diese Leute und hatten vorgängig kein Steuersubstrat, deshalb sollten die ausländischen Studenten nicht nur herkömmliche, sondern wirklich kostendeckende Studiengebühren bezahlen. Ich sehe nicht ein, wieso wir ausländischen Studenten, von welchen wir nie einen Franken sehen werden oder gesehen haben, das Studium finanzieren sollten.
In den Vereinigten Staaten sehen sich viele Studierende mit hohen Schulden konfrontiert. Ist es nicht problematisch, wenn man als Studienabgänger jahrelang den Studienkredit zurückzahlen muss?Das ist mir gleich, sie können ja in ihrem Heimatland studieren. Dann ist es auch günstiger.
Müssten dann nicht im Gegenzug beispielsweise auch die vielen deutschen Hochqualifizierten, welche an den Hochschulen oder in der Medizin tätig sind, für die in Deutschland absolvierte Ausbildung entschädigt werden?Es gibt auch sehr viele Leute, die in der Schweiz den Hochschulabschluss gemacht haben und dann ins Ausland gehen, sprich unterm Strich gleicht sich das wieder aus. Weil wir hier sehr hochstehende Bildungsstätten haben, locken wir viele Ausländer an. Im Gegenzug gibt es sehr wenige Schweizer, welche ins Ausland studieren gehen. Ich glaube, dass wir das nicht miteinander vermischen dürfen.
Sie haben am Anfang erwähnt, gegen den EU-Beitritt zu sein.Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu sehr in das riesige Gebilde der EU reinrutschen. Wirtschaftlich dürfen wir mit ihnen zusammenarbeiten, aber ansonsten müssen wir die Finger davon lassen.
Glauben Sie, dass es möglich ist, sich so lange querzustellen und mit bilateralen Verträgen die Verbindung aufrechtzuerhalten?Es wird auf jeden Fall auch langfristig möglich sein. Ich weiss nicht, wie lange die EU in ihrem aktuellen Gebilde noch weiterexistiert, wie sich die Probleme entwickeln werden, ob es allenfalls Austritte oder zwei Währungen geben wird. Das Problem ist strukturell geschaffen, nur ein bisschen den Rettungsschirm aufzuspannen und ein bisschen Milliarden reinzupulvern löst das Problem nicht.
Wie sieht Ihre persönliche politische Agenda für dieses Jahr aus?Im Kanton Bern bin ich mit der Einbürgerungsinitiative beschäftigt, welche wir dieses oder Anfang nächstes Jahr vors Stimmvolk bringen werden. Es geht darum, dass wir wirklich nur Leute einbürgern, welche sich gut integriert haben, gut Deutsch können, nicht kriminell sind und nicht einfach dem Staat auf der Tasche liegen. Sobald jemand eingebürgert ist, kann man den nie mehr ausschaffen. Egal, ob er jetzt kriminell ist oder übermassig Sozialhilfe bezieht. Den wird man nie mehr los. Auf nationaler Ebene gibt es natürlich sehr viele Themen, welche uns dieses Jahr beschäftigen werden …
Dürfen Sie dazu schon mehr sagen?Wir haben noch zwei, drei Sachen in der Pipeline, welche noch nicht spruchreif sind. Auf nationaler Ebene müssen wir eben schauen, dass Steuern, Gebühren und Abgaben nicht ständig erhöht werden. Die Autobahnvignettengebühr wurde gerade erhöht, die Mehrwertsteuer schrauben sie immer wieder hoch. Das Problem ist: Je mehr Geld wir dem Staat geben, desto mehr braucht er.
Alljährlich vergeben die Studenten der HSG den Credit Suisse Award for Best Teaching. Von Studenten nominiert, wird der Gewinner des Teaching Awards am kommenden 25. Mai im Rahmen des Dies academicus überreicht.
Als Kriterien für die Vergabe des Awards werden die «Vermittlung von Interesse und Freude am Lernen», «intellektuelle Herausforderung», «didaktische Fähigkeiten» sowie «Einsatz und Engagement» herangezogen. Dabei bezieht sich die Auszeichnung nicht allein auf eine spezielle Veranstaltung, sondern auf die gesamte Lehrleistung des «Best Teacher».
Die bisherigen Gewinner des «Best Teaching Awards» sind:
• 2012 Dr. Reto Schuppli
• 2011 Prof. Dr. James W. Davis
• 2010 Dr. Dirk Schäfer
• 2009 Prof. Dr. Manfred Gärtner
• 2008 Prof. Dr. Rolf Peter Sieferle
• 2007 Prof. Dr. Thorsten Tomczak
• 2006 Prof. Dr. Kerstin Odendahl
• 2005 Prof. Dr. Christoph Frei
Alle Gewinner werden mit einem Stern im Zwischengang von Gebäude 01 und 09 verewigt.
Die Zeit vergeht oftmals wie im Flug und so ist auch unser Verweilen an der Universität St. Gallen von kurzer Dauer. Zumindest fühlt es sich so an. Mit allen möglichen Gefühlen blicken wir daher zurück in die Zeit vor dem Studium oder jene abgeschlossener Semester. Manchmal wünschen wir uns die Vergangenheit wieder zurück, manchmal sind wir froh darüber, dass sie vorbei ist.
Anlässlich des Titelthemas Zeit haben wir das prisma-Archiv durchstöbert und sind auf zahlreiche Artikel aus der Vergangenheit gestossen. Seit 1959 dokumentiert, recherchiert und kommentiert prisma die Geschehnisse am Campus, den Ruf und das Ansehen der Universität sowie die Freuden und Sorgen der Studenten.
Wie einige Artikel zeigen, scheinen wir heutige St. Galler Studenten geradezu brave Musterschüler zu sein – trotz nationalem Medieninteresse an HSG Confessions und HSG Verspottet. Zur Veranschaulichung dieser Aussage haben wir den Sonderartikel zur ACRallye von 1978 nachgedruckt. Die Kritik an der Festung des Kapitalismus auf dem Rosenberg gibt es seit jeher, wie zahlreiche Berichte aus vergangener Zeit zeigen. Hierzu haben wir Ausschnitte der Interviews mit dem ehemaligen Leiter des Gottlieb Duttweiler Instituts, Hans A. Pestalozzi, und HSG-Alumni Roger Schawinski abgedruckt. Lachen mussten wir bei der Durchforstung des Archivs über die alten Werbeinserate. Den Marketing- Verantwortlichen würden heutzutage die Haare zu Berge stehen, anno dazumal war es jedoch nichts Aussergewöhnliches, für eine Zigarettenmarke mit dem Verkaufserfolg in Amerika zu werben.
Viel Vergnügen in der Vergangenheit!
Das gilt gerade auch, wenn es wieder auf die Prüfungsphase zugeht. Zeit wird zum überaus kostbaren Gut, das es gekonnt einzuteilen gilt. Einen möglichen Vorschlag, wie man den Tag (mehr oder weniger) produktiv gestaltet, machen zwei unserer Redaktoren, indem sie sich und ihre Gewohnheiten eine Woche lang selbst beobachtet und für dich äusserst detailliert Protokoll geführt haben.
Zudem zeigen wir dir die besten Stücke aus über 53 Jahren prisma: Anzeigen aus Zeiten, in denen es offenbar noch reichte, wenn ein Produkt einfach amerikanisch ist, Interviews mit Radiopiraten, die vor Bescheidenheit nur so strotzen, und aufschlussreiche Berichte über Events, die jeden heutigen AC-Anlass in den Schatten stellen. Schliesslich gibt es die langerwarteten Ergebnisse der prisma-Umfrage 2013. Wag doch einen Vergleich und finde heraus, ob du ein typischer Durchschnitts- HSGler bist oder nicht.
Nun wünsche ich dir – liebe Leserin, lieber Leser – eine angenehme Zeit bei der Lektüre der aktuellen Ausgabe, alles Gute für die Prüfungen sowie einen erholsamen Sommer.
Das Büro von Hans Jörg Baumann bietet einen erfreulichen Kontrast zum trüben und nasskalten Winterwetter. An den Wänden im hellen Raum zeugen Gemälde von Kunstinteresse, Aktenschränke voller Unterlagen umgeben den Schreibtisch und ein Plan des Universitätsgeländes dominiert die Wand hinter dem Besuchertisch.
Bereits seit 22 Jahren arbeitet Baumann an der HSG. Zunächst technisch orientiert, sammelte er später Erfahrungen im In- und Ausland, bevor er an die HSG wechselte und nun als Leiter der Infrastruktur tätig ist. Die Infrastruktur der HSG umfasst die Bereiche Hausdienst, Bau, Service-Büro und Haustechnik und sorgt somit für die grundlegenden Voraussetzungen für den Studienbetrieb.
Zusätzlich zu den täglichen Herausforderungen stehen Projekte in der Raumplanung an, um die Bedürfnisse der Studenten zu erfüllen und den vorhandenen Raum optimal zu nutzen. Beispiele hierfür sind Projekte wie die Campus-Erweiterung oder die Ruheräume. «Die Frage heute ist: Was machen wir in den nächsten zehn Jahren, was für die nächsten 50 Jahre Bestand hat?», erklärt Baumann.
Einen typischen Arbeitstag kennt Baumann daher nicht: Ausgerichtet an Terminen und Besprechungen gleicht kein Tag dem anderen und bringt Baumann in Kontakt mit Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen, sowohl aus Kanton und Stadt, als auch auf universitärer Ebene. Besonders schätzt Baumann dabei den Umgang mit den Studenten. Um ihre Probleme und Herausforderungen zu kennen, ist es für Baumann selbstverständlich, an unterschiedlichen Stellen Einblick in den Alltag der Studenten zu bekommen. Deshalb ermutigt er auch andere Mitarbeiter der HSG dazu. Nur wer morgens um acht Uhr den Bus zur Uni nimmt, mittags einen Platz in der vollbesetzten Mensa sucht und nachmittags für seinen Kaffee ansteht, erfährt die Belange der Studenten, so seine Devise.
Um diese direkt in die Infrastruktur-Projekte der HSG miteinzubeziehen, wartet Baumann gespannt auf die Ideen und Entwürfe zur Nutzung des freiwerdenden Vorraums des Büro-Service- Zentrums.
Nicht nur bei der Campus-Erweiterung, sondern auch bei grossen Veranstaltungen an der HSG steht die Sicherheit an oberster Stelle. Ein Thema, das natürlich sämtliche Instanzen der HSG umfasst und auch einbezieht. Erdbebensicherheit, neueste Brandschutzanlagen, Evakuierungspläne, Notfallteams: An der HSG kann man sich sicher fühlen Grosse Anlässe wie das Symposium oder andere Konferenzen fordern die Verantwortlichen der Infrastruktur heraus, doch Baumann sieht diesen Veranstaltungen mittlerweile gelassen entgegen. Er weiss, dass er sich auf die Studenten verlassen kann.
Wie sehr sich Baumann auch der HSG und den Gebäuden verbunden fühlt, merkt man, als er davon erzählt, wie er hin und wieder im Hauptgebäude in der grossen Halle steht. Morgens, wenn die Uni fast ganz leer und ruhig ist. Und für alle stressgeplagten Studenten weiss er auch Rat: Die Treppe im Hauptgebäude hochgehen, die Kunst und die Architektur auf sich wirken und das Handy einfach mal in der Tasche lassen.
Diese Wahrheit lernen die zwei halbstarken Protagonisten aus Wolfgang Herrndorfs Roman «Tschick» im Sommer 2010 kennen. Bis auf die Tatsache, dass beide eine vollkrasse Jugendsprache draufhaben und man ihnen eine gewisse Langeweile nachsagt, haben die beiden Jungs aus Marzahn nicht viel gemeinsam: Andrej Tschichatschow («Tschick») stammt aus Russland und ist, wenn er auch für seine 14 Jahre erstaunlich oft mit einer Fahne zur Schule kommt, nicht auf den Kopf gefallen. Maik Klingenberg wächst in einer kleinbürgerlichen Ost-Berliner Familie auf, die das schnelle Geld sucht und darüber ihr eigenes Glück vergisst. Kurzum: Zwei «Kartoffeln», die den Rank noch nicht gefunden haben.
Als Tschick eines Tages mit einer geklauten Karre vorfährt und mit Maik einen draufmachen will, steigt dieser nur ein, weil er die erste von vielen Verwirrungen seines Liebeslebens noch nicht verdaut hat. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg durch ein Deutschland, indem sie viele Geschichten erlebt haben, das aber dennoch kein Zuhause geworden ist. Auf ihrer «bonfentionösen» Reise entdecken sie nicht nur viel Neues, sondern lernen auch allerlei «Tschick», eine endgestörte Geschichte Das Leben ist kein Videospiel. Keine Grafikkarte könnte da mithalten. Menschen kennen: Von der reiferen Isa, deren direkte Art besonders bei Maik einen bleibenden Eindruck hinterlässt, über einen Altkommunisten, der kampfeslustig seine letzte Bastion verteidigt, bis hin zueinander, wodurch sich eine enge Freundschaft entwickelt.
«Tschick» ist ein eine humorvoll geschriebene Geschichte über «Russen, Nazis und Idioten» und die Begegnungen mit dem Leben. Auch wenn die Handlung zunächst etwas eindimensional erscheinen mag, entpuppt sie sich wie ihre Figuren als lohnenswerter Ausbruch aus den engen Strukturen unseres vorgespurten Lebens. Wir empfehlen jeder und jedem, sich während der anstehenden Lernphase mit der authentischen und leicht zu lesenden Strassennovelle über Maik und Andrej den Kopf durchlüften zu lassen.
TschickWolfgang Herrndorf
256 Seiten
Rowohlt-Verlag (2010)
An einem noch immer ziemlich frischen Frühlingstag besuchen wir Peter Uebelhart in seinem Büro in Zürich. Er arbeitet seit 2001 für KPMG und ist seit Herbst 2012 Head of Tax, Legal, BOS sowie Mitglied der Geschäftsleitung. Gemeinsam setzen wir uns in eines der nach den grossen Wirtschaftsadressen benannten Besprechungszimmer – unseres heisst Oxford Street – und bitten den HSG-Alumnus zum Gespräch.
Gleich zu Beginn wollen wir wissen, wie man als Steuerfachmann zu KPMG komme, schliesslich sei das Unternehmen doch eher für Wirtschaftsprüfung bekannt. «Das ist eine spannende Aussage, die Sie da machen», entgegnet Uebelhart. Für ihn ist die Steuerberatung nämlich ebenso sehr KPMG wie die Wirtschaftsprüfung. Der Bereich Tax gehört neben Audit und Advisory seit jeher zu den drei grossen Standbeinen von KPMG und ist für gut einen Drittel des Umsatzes verantwortlich. In der Schweiz sind etwa 350 Angestellte im Steuerbereich tätig. Ergänzt werden diese durch Mitarbeitende aus den Bereichen Legal und Treuhand. «Viele Unternehmen gliedern heute beispielsweise die Lohnbuchhaltung vollständig aus. Hier sind wir ein kompetenter Ansprechpartner», erläutert Uebelhart.
Ein Grossteil der Kunden im Steuerbereich sind juristische Personen. Im sogenannten Bereich «International Executive Services» werden aber auch natürliche Personen betreut. Ziel ist es, weltweit vernetzten Unternehmen dabei zu helfen, ihre Mitarbeiter rund um den Globus einzusetzen und diese möglichst von administrativen Hürden fremder Rechtsordnungen zu entlasten. «Die Manager unserer Kunden sollen ihre Managementtätigkeit ausüben und nicht darum bemüht sein, Abklärungen über die Steuerpflicht treffen zu müssen.» Daneben werden aber auch vermögende, internationale Privatkunden betreut.
Gerade diese Internationalität verlangt natürlich nach einem enormen Fachwissen, welches sich erst über die Zeit bildet. «Das erforderliche Know-how im Bereich Tax muss man sich erarbeiten. Vieles ergibt sich aus der Erfahrung, die gesammelt werden muss.» In diesem Sinne müsse man sich auch die nötige Zeit hierfür geben. «Erfahrungen zu sammeln und sich weiterzubilden erfordert einiges an Geduld und Zeit; aber letzten Endes macht es auch Spass, am eigenen Marktwert zu arbeiten.» Ferner gibt es gerade im Steuerwesen eine starke Entwicklung hin zu einem hohen Spezialisierungsgrad. Man werde heute nach dem Studium nicht mehr einfach Steuerexperte, erklärt Uebelhart, sondern bilde sich darüber hinaus in einem bestimmten Bereich weiter. Gerade hier sieht er die grosse Chance für eine Vertiefung nach dem Studium: «Wir haben sicherlich ein interessantes Kundenportfolio und eine gute Mitarbeiterstruktur, sodass Sie Ihre Weiterbildung zum Wirtschaftsprüfer oder Steuerexperten ideal bei KPMG starten können.»
Wir wollen von Peter Uebelhart auch wissen, wieso er sich selbst für den Bereich Steuern entschieden hat. Die Geschichte beginnt mit der Wahl seines Studienortes, erzählt er uns. Seine Entscheidung für die Universität St. Gallen hat massgeblich mit der Möglichkeit zusammengehangen, im ersten Jahr noch «zweigleisig» mit Jus und Wirtschaft fahren zu können. «Ich wusste damals wirklich nicht, was ich studieren wollte.» Schliesslich hat er sich dann für einen BWL-Lehrgang entschieden und sich im Finanz- und Rechnungswesen spezialisiert. Gleichwohl interessierten ihn die juristischen Aspekte und so entschied er sich dafür, seine Diplomarbeit im Bereich der wirtschaftlichen Doppelbelastung durch Steuern zu schreiben. «Wenn Sie im Steuerbereich arbeiten wollen, brauchen Sie immer etwas von beidem: juristischen Sachverstand und sprachliches Geschick, aber auch ein Flair für Zahlen», schildert der Experte; etwas, das ihn selbst bis heute bei seiner täglichen Arbeit begleitet.
Meistens reiht sich in Peter Uebelharts Agenda eine Besprechung an die andere. «Es kommt bisweilen vor, dass ich sechs bis zehn Termine pro Tag habe.» Da fragen wir uns natürlich, womit er abends abschalten kann. Peter Uebelhart verbringt seine Zeit sehr gerne mit der Familie oder beim Sport. Die Prüfungsvorbereitungen mit seiner Tochter – zum Beispiel für einen Test über die Bronzezeit – helfen ihm ebenso bei der Entspannung wie die Zeit auf dem Fahrrad, auf dem Golfplatz oder beim Tennisspielen. Während seiner Studienzeit engagierte sich der heutige Alumnus beim Unichor. Diesem Hobby könne er heute aber kaum mehr nachgehen – es fehle schlicht und ergreifend die Zeit dazu. «Die Gesangsausbildung bringt mir heute vor allem etwas, wenn ich vor mehr als fünf Leuten etwas sagen muss», scherzt Uebelhart.
Das Thema «Work-Life-Balance» ist dem Geschäftsleitungsmitglied sehr wichtig. Es sei nicht immer einfach, sich im Spannungsfeld zwischen erwartungsvollen Kunden und der persönlichen Erholung zu organisieren. Uebelhart empfiehlt deshalb, auch privat – mit Freunden, Familie oder mit sich selbst – Termine zu vereinbaren. Diese gilt es dann ebenso ernst zu nehmen wie geschäftliche Vereinbarungen. «Wenn ich mal wieder zu spät komme, erinnert mich meine Frau gerne, bei Kunden käme dies ja auch nicht vor, und sie hat damit recht», schmunzelt Uebelhart. Er selbst legt grossen Wert darauf, dass auch seine Kolleginnen und Kollegen Aktivitäten ausserhalb der Firma nachgehen; gerade wenn man mehr als 40 Stunden pro Woche arbeitet. «In Mitarbeitergesprächen habe ich den Leuten auch schon gesagt: ‹Sucht euch ein Hobby!›. Die Arbeit ist für mich ein Marathon, kein 100-Meter-Lauf; es nützt nichts, wenn Sie schon nach kurzer Zeit ausgelaugt sind. Zudem pflegen wir bei KPMG keine «Langarbeitsmentalität »; es interessiert am nächsten Morgen niemanden, ob Sie bis 23 Uhr hier waren, jeder Mitarbeiter muss selbst wissen, wo seine Grenzen sind.»
Gegen Ende unseres Gespräches fragen wir Peter Uebelhart nach seinen eigenen Zukunftsplänen. Für ihn ist klar, dass er zunächst einmal sechs bis acht Jahre weiter in seiner aktuellen Rolle bleiben wird. Danach sieht er mehrere Möglichkeiten. Eine davon ist die «Rückkehr» ins Kundengeschäft – einem Bereich, dem er heute noch nachzugehen versucht, was zeitlich aber manchmal schwierig ist. Eine weitere Option ist, etwas komplett anderes zu machen und eine dritte, sich innerhalb von KPMG weiterzuentwickeln.
Uns Studenten rät er für die Zukunft zwei Dinge. Wenn immer möglich, soll man die Gelegenheit nutzen, ein Unternehmen persönlich kennenzulernen, sei dies an Workshops, an Karrieremessen oder – wie er selbst dies auch nach der Matura in der Finanzabteilung eines Rohstoffunternehmens gemacht hat – während eines Praktikums. Vieles davon hilft bei der Entwicklung des persönlichen Bauchgefühls. Der zweite Tipp schliesst sich gerade an: «Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl! Sie dürfen zwar gerne eine Entscheidungsmatrix ausfüllen, aber letzten Endes wird Ihnen Ihr Bauch den richtigen Weg weisen.»
Wie Pilze aus dem Boden erscheinen die HSGFacebook- Seiten auf dem Newsfeed. Erfolgreiche und weniger erfolgreiche Modelle belustigen dabei nicht nur die HSGler selbst, sondern offensichtlich auch die Schweizer Medien und deren Leserschaft. HSG Hook Up reicht es zwar noch nicht zum eigentlich wohlverdienten Erfolg – «Meine Freundin hat mir gestern während des Sex Faust vorgelesen» Fisting für Intellektuelle – die anderen Seiten erfreuen sich aber grosser Beliebtheit. Hinter vorgehaltener Hand wird diskutiert, diesen Trend noch weiterzuführen. Viele Ideen schlummern noch in den Köpfen der HSGler. So soll der Start der Seite «HSG Craps» kurz bevorstehen. Jeder wird dabei dazu eingeladen – wie immer völlig anonym – wortwörtlich ein Bild seiner Scheisse einzusenden. Was viele ihren Kollegen bereits jetzt privat regelmässig in Chats zusenden und -muten, soll nun die ganze HSG faszinieren. Einer grossen Beliebtheit erfreuen sich jene Bilder, welche praktischerweise mit einer entsprechenden «Zutatenliste» weitergereicht werden. Dazu Dr. S. Trauer, Psychologin in St. Gallen: «Die anale Phase ist in der Entwicklung eines Kindes sehr wichtig. Wenn jemand in diesem Abschnitt seiner Kindheit von seinen Eltern nicht die nötige Aufmerksamkeit und Erziehung erhalten hat, ist später, gerade wenn er sich, wie an der Uni, in einer Stresssituation befindet, auf die Aufmerksamkeit anderer in diesem Bereich angewiesen, um sich die nötige Bestätigung zu holen.» In diesem Sinne: Immer schön viel Kleie essen.
Der Blick arbeitet bereits an einer sachlichinvestigativen Meisterleistung unter dem Titel «Die HSG – ein Riesenhaufen Scheisse».
Übrigens: Gerüchte, dass die Uni den Gründern von HSG Confessions Geld geboten haben soll, um an die Daten der Nutzer, welche ein strafrechtlich oder zumindest unirelevantes Geheimnis preisgegeben haben, heranzukommen, konnten bis zum Redaktionsschluss weder bestätigt noch widerlegt werden.